Sieht man einmal von der ausführlichen Planung ab, begann für mich das diesjährige WGT eigentlich eine Woche vor Pfingsten: und zwar mit einer Idee. Am Samstag der Vorwoche weilte ich mit einem Freund beim Iggy Pop-Konzert in Berlin und auf der Fahrt in die Hauptstadt eröffnete mein Begleiter mir, dass er sein Fahrrad mit nach Leipzig nähme. Nach kurzem Überlegen war ich mir sicher: Das ist eigentlich eine gute Idee und da besagter Freund einen Kleinbus sein eigen nennt, war auch das Problem geklärt, wie mein Drahtesel in die Messestadt kommt. Also dann, Ritter der Pedale, stürzen wir uns in die Schlacht…
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Freitag – Vrils jagen im Bauhaus
Nachdem ich einen Teil meines Tages wieder einmal mit Arbeit vergeudet hatte, schließlich will man sich ja auch den einen oder anderen Tonträger kaufen, ging es gemeinsam mit Freunden per Auto nach Leipzig. Glücklicherweise hatten die ihre Pension in der Nähe des agra-Geländes, so dass ich ohne Zwischenstopps und Stress das Pressebüro ansteuern konnte, um mir dort mein „Privilegierten“-Bändchen und die Fotoerlaubnis abzuholen. Der formelle Teil war somit schnell erledigt und ich machte mich auf die Suche nach meinem Fahrradtransporteur, der auch gleich vor Ort weilte. Auf der Fahrt hatte es einmal heftig geregnet und jetzt schien die Sonne; ein Glück, dass ich kurze Hosen dabei hatte, so war das Waschküchenklima einigermaßen zu ertragen. Die Fahrt führte mich dann (mit einigen Umwegen, trotz Karte) nach Plagwitz, wo ich wie schon in den letzten Jahren bei Freunden unterkam. Reichlich verschwitzt aber diesmal aufgrund großzügigerer Planung nicht unter Zeitdruck, und so konnten wir erst einmal ein wenig chillen und quatschen – eine Sache, die man leider viel zu häufig im Festival-Party-Stress vergisst.
Nach zwei, drei Stunden machte ich mich leicht angeheitert auf den Weg in den nahegelegenen Felsenkeller, um mir zur Eröffnung JAMES RAYS GANGWAR anzuschauen. Zwar war dies mein zweiter Aufenthalt im Felsenkeller aber diesmal im nachmittäglichen Lichte beeindruckte mich der fantastische Saal gleich noch ein Stückchen mehr und ich nutzte meine ersten Aufnahmen, um das Gebäude abzulichten.
Als dann die Herrn der Gangwar die Bühne betraten, galt meine Aufmerksamkeit selbstverständlich ihnen. Da standen vier sichtlich nicht mehr ganz frische Herren, die aber nach einigen Anlaufschwierigkeiten besser in die Gänge kamen und eine etwas an die Sisters erinnerte Version des Goten Rocks spielten. James Rays Gangwar war anzumerken, dass die Band lange nicht mehr gemeinsam gespielt hatte und bei mir entstand der Eindruck, der Trupp sei sich der Kraft seiner Songs selbst nicht so sicher. Einen Grund dafür gab es eigentlich nicht, denn die treibenden Drum-Beats und die extrovertierte Gestik des Sängers machten schon was her und die Fans zeigten sich sichtlich erfreut über die Reanimation der Gruppe. Ein recht schniekes Konzert, wie ich fand.
Nach diesem gelungenen Start, sattelte ich mein Stahlross und ritt hin zur Volkspalast, wo VRIL JÄGER auf der Bühne und auf meinem Plan standen. Kurz vor dem WGT waren einige nicht uninteressante Klänge dieses Projektes „geleakt“ worden, und auch, dass hinter den Masken u.a. Kim Larsen von Of The Wand And The Moon und Thomas Bøjden von Die Weisse Rose steckten. Um es kurz zu machen: Der Auftritt war eine einzige Enttäuschung. Die drei Herren in Wintertarn beeindruckten sich und ihre Hardcore Fans zwar mit martialischen Gesten, musikalisch war das Ganze nur zum Einschlafen und das trotz Live-Drumming! Bis auf ganz wenige Ausnahmen sah das mein ganzer Freundeskreis ebenso und bald machten Witze vom „längsten Intro aller Zeiten“ die Runde. Aus meiner Sicht ist der VRIL JÄGER an diesem Abend kläglich abgestürzt, ob ich dem Projekt noch einmal eine zweite Chance gebe, weiß ich nicht.
Da hatten die Herrschaften von IN THE NURSERY wesentlich mehr Abwechslung zu bieten. Die Kuppelhalle war für den Auftritt fast schon zu klein, es war so voll, dass ich eigentlich keine brauchbaren Fotos machen konnte. So lauschte ich denn zumindest eine Weile den orchestralen Klängen und erfreute mich an manchen Hit der Briten.
Nach deren Auftritt ging es wieder in Richtung agra-Halle. Auf dem Weg dahin kam ich wieder einmal von selbigem ab und geriet zum ersten Mal im Auenwald in eine ordentlich Wolke Knoblauchgeruchs. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Ursache dieses olfaktorischen Phänomens noch nicht und ich fragte mich, ob ich unter Halluzinationen leide, was aber nicht der Fall war.
Trotz Verfahrens erreichte ich noch rechtzeitig die agra, zeitig genug, um noch Freunden einen Zeltplatzbesuch abzustatten und ein Abkühlbier zu trinken. Danach ging es an den Ort des Geschehens, wo PETER MURPHY die Bühne betreten sollte. Der Fotograben war wieder reichlich voll und die professionelle Gilde einigermaßen heftig – ich sag nur, das ist ein echtes Haifischbecken, wo jeder nach den besten Bildern jagt. Mir sind ein paar brauchbare Ablichtungen des mit weißem Jackett angetanen Meisters gelungen, der auf mich aus der Nähe ein wenig unzufrieden oder auch ungläubig ob seiner Wirkung schien. Dass die Fans alle Texte mitsangen, war ihm wohl eher unangenehm, der Gesichtsausdruck erinnert eher an den eines Schauspielers, der das gleiche Stück zum tausendsten Male spielt und das Publikum verachtet, weil es immer noch erschrickt, mitfiebert, mitleidet. Trotz dieses gewissen Abstandes zu den Fans legte MURPHY und seine engagierte Band ein sehr schönes Konzert hin, dass die Anwesenden zufrieden stellte. Enttäuschte Stimmen habe ich keine vernommen, eher das Gegenteil. Persönlich empfand ich es als Genugtuung, die heiß geliebten Bauhaus-Stücke endlich einmal live zu hören und stimmlich hat PETER MURPHY nichts von seiner Ausdruckskraft verloren…
Nach diesem Höhepunkt hing ich mit Freunden noch eine Weile auf dem agra-Gelände rum, um dann in Richtung Innenstadt abzudampfen und letztendlich in der Villa zu versacken. Wie schon in manchen Jahren zuvor, gab es auch diesmal wieder keinen zentralen Treffpunkt, wo die ganze Gang abhing und so verlor sich das Ganze ein wenig. Bei späteren Gesprächen stellten wir dann immer fest, dass wir uns gerade verpasst hatten. Seltsame Sache, das….
Samstag – Mit Loki durch den Bärlauchduft ins dornenreiche Amber Asylum
Nachdem ich im vergangenen Jahr Dank Suffschadens zweimal die Veranstaltungen im Loki-Hauptquartier verpasst hatte, machte ich mich dieses Mal rechtzeitig auf, um den kleinen aber feinen Konzerten beizuwohnen. Am Samstag stand „der General“ aka Lina Baby Doll aka Deutsch Nepal auf der Bühne. Diesmal absolvierte Peter Andersson einen seiner seltenen Auftritte als FROZEN FACES. Da ich keine Tonträger des Projektes mein eigen nenne, kann ich nur schwer sagen, was da lief, musikalisch ist Frozen Faces etwas spartanischer und rauer als das Hauptprojekt, die repetitiven Rhythmen und eine Neigung zum Melodiösen sind aber gleich. Ein kurzes aber sehr schönes Vergnügen.
Nachdem Herr Andersson geendigt hatte, machte ich mich auf den Weg Richtung Unterkunft zurück, um dort einen Zwischenstopp einzulegen. Auf dem Weg durch den Auenwald erfuhr ich dann endlich, was es mit dem Knoblauchgeruch auf sich hatte. Die Wiesen waren übersät mit weißen Blüten – ein einziges Bärlauchmeer…
In meiner Unterkunft angekommen, übermannte mich dann die Müdigkeit und ich tauchte eine ganze Weile ab. So tief, dass ich an diesem Tag noch einige Sachen verpasste, die ich mir eigentlich anschauen wollte. Immerhin schaffte ich es aber noch ins Schauspielhaus. Dort ein wenig zu früh angekommen, durfte ich noch dem Akustik-Konzert von DORNENREICH beiwohnen, das mir allerdings nicht in allzu guter Erinnerung blieb. In entschlackter Version wirkte das Ganze auf mich eher wie Schlager – zu viel Pathos und große Geste. Aber wenn ich mir die „normalen“ Versionen anhöre, sind die keinen Deut besser. Mystischer Kitsch in Vollendung, den das Grufti-Publikum selbstverständlich liebte. Nun ja, kann man nichts machen…
AMBER ASYLUM aus den Staaten zeigten dann, wie’s richtig geht; feinster Psychedelic Rock mit zwei Geigen, Bass und Schlagzeug. Ausufernde Melodien, druckvolle, live gespielte Rock Rhythmen und die sonore Stimme von Bandchefin Kris Force, das ist eine Mischung, die auch über ein einstündiges Konzert zu verzaubern weiß, mehr als alles mystisch-popüstische Goten-Getue. Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht war die Optik von Frau Force. Sichtlich in die Breite gegangen, Haare hinter die Ohren geklemmt und mit runder Kindergärtnerinnen-Brille wirkte sie wie ein nicht abgeholter Alt-Hippie. Schade, denn das tat der Magie des Auftritts Abbruch. Nun soll man Menschen nicht nach ihrem Äußeren bewerten, doch eine gewissen Bühnenpräsenz gehört zu solch einer starken Musik einfach dazu.
Der Rest des Abends geschah dann wieder off-the-record, sprich ich habe keine Bilder gemacht und kann mich deshalb auch nicht so genau erinnern, was ich wo gemacht habe. Diverse Clubs lagen aber auf dem Weg zum Bett, allerdings war nichts so Beeindruckendes dabei, dass ich dringend davon berichten müsste. Wie die Partys diesmal überhaupt nicht so herausragend waren.
Sonntag – This is not a Love Song, Jessica!
Am Sonntag ließ ich das Konzert bei Loki sausen, und trudelte recht zeitig im Volkspalast ein. Dort in der Kantine sollten als erste JESSICA 93 spielen, die dann mit übler Verspätung ankamen, gemütlich ihren Krempel aufbauten und dann losplätscherten. Wer bitte sehr hat diesen Kackmist zum WGT eingeladen? Überflüssiger Gitarrenpop von selbstverliebten Studenten im 25. Semester. Ich hätte die todlangweiligen Franzosen am liebsten von der Bühne geprügelt, auch weil durch sie mein Zeitplan in Wanken kam. Ok, ich reg mich ja schon ab…
In der Kuppelhalle spielten THE BLUE ANGEL LOUNGE, die ich bis dato nicht kannte. Der folkige, psychedelische Pop gefiel mir dann aber ganz gut. Die Stimme des Sängers erinnerte mich ein wenig an Britenbands wie Hair And Skin Trading Company, Echo And The Bunnymen oder auch The Jesus And The Mary Chain, allerdings ohne deren Aggressivität. The Blue Angel Lounge bewegen sich mehr in melancholisch, traurigen Gefilden. Auf jeden Fall war dieser Auftritt aus meiner Sicht eine recht positive Überraschung.
CAT POWER, die ich dann eigentlich sehen wollte, war(en) ganz OK, so der Brüller aber auch nicht. Auch wenn Sängerin Charlyn, begleitet von Keyboard / Klavier und Schlagzeug live schon was hermachte und über die Bühne wirbelte, musikalisch ist mir das alles zu gefällig und zu freundlich. In einer dunkel-melancholischen Stunde ganz OK aber da fehlt mir das gewisse Etwas.
Das haben unbestritten AND ALSO THE TREES, zu deren Auftritt im Schauspielhaus ich nach der Hälfte des Cat Power Gigs radelte. Ein Ortswechsel, der sich unbedingt gelohnt hat, denn das britische Brüderpaar und seine musikalische Verstärkung legten einen wirklich beeindruckende Show hin. Den ersten Teil der Konzertes bestritten Justin und Simon nur zu zwei, wobei durch die Abdunklung der riesigen Bühne eine passende Atmosphäre für die intimen Interpretationen der Songs geschaffen wurde. In großer Besetzung zeigte sich die Band nicht weniger sensibel; hier waren echte Musiker am Werk, die auch leise spielen und Pausen lassen können. Ein wunderschönes Konzert zum Schwelgen in Tagträumen; definitiv eines der Highlights des Festivals. Den zweiten Auftritt der Briten im Landratsamt verpasste ich dann absichtlich, ich konnte mir kaum vorstellen, dass der besser würde.
Am gleichen Ort, im Schauspielhaus, durfte ich dann noch THE LEGENDARY PINK DOTS erleben, eine Band, die ich nicht zum ersten Mal sah, deren Konzerte aber immer wieder ein Erlebnis sind. Schon allein die Bühnenpräsenz von Edward Ka-spel ist die halbe Miete, wenn der Sänger sich wie ein verrückter Derwisch auf der Bühne gebärdet. Die Dank Licht, Nebel und Wind effektvoll in Szene gesetzten Mitstreiter Silvermann und Erik Drost wirken neben ihrem Boss eher zahm und introvertiert, liefern aber mit Keyboard und Synthesizer bzw. Bass und Gitarre routiniert das psychedelische Fundament für die spacigen Ausflüge von Mr. Ka-Spel. Eine echte Messe, der ich leider nicht ganz bis zum Schluss beiwohnen kann, denn in der Moritzbastei spielt jemand anderes, den ich auch sehen möchte.
Als ich im Studentenclub – Dank des Rades nach wenigen Minuten – ankomme, spielt DEUTSCH NEPAL schon und es bedarf einiger Boshaftigkeit, um in dem voll gepackten Raum nach vorn zur Bühne durchzudringen. Da ich aber genügend davon besitze und auch nicht grad klein und dünn bin, stehe ich bald in der dritten oder vierten Reihe, umringt von den üblichen Verdächtigen, die wie ich vor Ort sind, den „alten Schweden“ zu feiern. Der spielt ganz bewusst wieder den Drops und tut so, als ob ihm gleich das ganz Set auseinander fällt und er nicht wüsste, welche Knopf er als nächstes drücken muss. Tatsächlich läuft der Auftritt aber routiniert und fehlerfrei ab, „that’s part of the show“. Die treibenden, repetitiven Rhythmen und die zunehmend melodiösen Songs reißen die Zuhörer ebenso mit wie Erscheinugn und Stimme von Peter Anderssson. Mir gefällt seine Mischung aus Industrial und Pop jedes Mal besser und live ist das Ganze eigentlich immer ein Erlebnis, selbst wenn der General mal nicht ganz so bei sich ist. In der Moritzbastei zeigte er sich aber voll bei der Sache und legte einen beeindruckenden Auftritt hin.
Einigermaßen euphorisiert machte ich mich danach auf den Weg in Richtung agra-Halle, denn das „Mitternachts-Special“ oder wie das Ereignis offizielle hieß, versprach, wirklich interessant zu werden. Niemand Geringeres als P.I.L. war angekündigt, die Band, mit der Sex-Pistols-Sänger Johnny Rotten aka John Lydon nach dem Abgang der Punk-Starter für Furore sorgte. Und das tat der Brite auch an diesem Abend. Nix da mit alter Sack, der wieder ein bisschen Beachtung sucht; P.I.L. waren druckvoll wie ganz Junge. Lydon selbst, wenn auch sichtlich kein Twen mehr und auch nicht mehr so extrem beweglich, ließ Dank seiner Präsenz keinen Zweifel daran, dass er alles Recht hatte, da oben auf der Bühne zu stehen und dem Publikum seine Sicht der Welt ins Gesicht zu schreien. Hits wie „Religion“ und „This Is Not A Love Song“ durften selbstverständlich nicht fehlen. Vielleicht ist es ein großes Glück, dass sich P.I.L. etwas rar gemacht hat, so gab es kaum einen Grund, der Musik überdrüssig zu werden. Nicht nur auf mich wirkte der Auftritt frisch und authentisch; die allgemeinen Reaktionen waren sehr positiv. Ein sehr gelungener Abschluss für Festivaltag 3.
Montag – Tanzen mit und ohne Musik
Der kulturelle Teil des Montags begann wieder mit einem Besuch bei LOKI, denn dort sollte HAVAN spielen. Das Einmann-Projekt des Franzosen Frédéric Arbour zog allerdings so viele Interessenten an, dass der kleine Verkaufsraum völlig überfüllt war. Die Kombination mit dem schwül-warmen Wetter zwang mich zur Flucht in den Außenbereich, wo ich den dunklen Klängen in Luft und Sonnenlicht lauschte, was aus meiner Sicht in dem Moment die bessere Variante war.
Nach Abschluss der Show quatschte ich noch mit Freunden und machte mich dann auf den Weg in die Moritzbastei. Dort war nicht viel los, so dass ich nur ein wenig Zeit vertrödelte, etwas aß und dann in Richtung Volkspalast aufbrach. Dies allerdings zu einem etwas ungünstigen Zeitpunkt, da ich voll in einen Wolkenbruch geriet. Ich stellte mich also unter und wartete das Schlimmste ab, um dann weiter zum Alten Messegelände zu radeln.
In der Volkspalast-Kantine durfte ich dann die Franzosen TREHA SEKTORI erleben, die mich mit ihrem Dark Ambient / Ritual wieder genauso begeisterten wie beim Wroclaw Industrial Festival. Dies auch Dank des großartig-düsteren Videos, das eben mal nicht die typischen Szeneklischees bedient, sondern aus meiner Sicht ganz große Kunst darstellt.
Kunst oder nicht, wer will das sagen; TANZ OHNE MUSIK machen auf jeden Fall ganz großartigen Pop Industrial oder Minimal Electro, wenn man das denn so nennen will. Die klangliche Nähe zu November Növelet hat ja mittlerweile dafür gesorgt, dass die Rumänen ihr aktuelles Album bei Galakthorroe veröffentlicht haben, woran der großartige Auftritt beim WGT seinen Anteil haben dürfte. Denn die Labelmacher selbst waren vor Ort und durften sich gemeinsam mit den anderen Anwesenden davon überzeugen, dass man diese Musik auch live ganz gut und mit viel Energie umsetzen kann.
Das bewies auch Label-Kollege TE/DIS bei seinem Auftritt in der Kantine. Während der Großteil der Klänge „vom Band“ kam – wie sollte das auch anders gehen, bei einem Einmannprojekt – legte der Künstler sein Hauptaugenmerk auf den Gesang und die direkte Ansprache des Publikums und das funktionierte ganz ordentlich. Ich fand den Auftritt auf jeden Fall zu keinem Zeitpunkt langweilig und da war ich sicher nicht allein mit meiner Meinung. Schön, dass nicht alle Galakthorroe-Künstler dem Vorbild ihrer Chefs folgen und auf Gigs verzichten.
Etwas afrikanischer und auch technoider ging es dann bei William Bennet’s Soloprojekt CUT HANDS zu. Messerscharfe Sounds und stampfende Beats, wer da still stehen bleiben konnte, dem ist eigentlich nicht zu helfen. Vielleicht hat der eine oder andere auch etwas mehr Krach vom Whitehouse-Frontmann erwartet, ich kannte das Projekt aber bereits und wusste, dass hier vor allem eins geboten wird: archaische Tanzmusik vom Feinsten, weshalb der Auftritt auch etwas mehr an ein DJ Set erinnerte…
Es folgte THOROFON in der Kantine, die ihrerseits mit viel Spielfreude ihr zwanzigjähriges Bestehen feierten. Mal griff sich Anton Knilpert, mal Geneviève Pasquier das Mikrofon, um über die düsteren Old School Industrial, Minimal und Ambient Klänge ihre Botschaften an den Mann und die Frau zu bringen und dass mit ordentlich Pathos, Melancholie und auch Druck in der Stimme. Beim „Riot Dictator“ flippte das Publikum wie zu erwarten aus, ansonsten war die Stimmung eher etwas verhalten. Der optische Höhepunkt der Show war sicher der Auftritt einer mit Nichts bekleideten Dame, die von Frau Pasquier leidenschaftlich beschimpft wurde. Mutig, mutig, so als Nackedei vor all den Leuten.
Kommen wir nun, schlussendlich zum Highlight des Festivals und das waren ganz klar TEST DEPT. Wie schon in Wroclaw mit Live-Drummerin, diesmal aber noch verstärkt um den Fanfarenzug des TSV Leipzig Nordost, boten die Briten eine beeindruckende, gewaltige Show, die den Zusatz Redux wirklich nicht verdient hatte. Industrial Propaganda at it’s best! Wozu viel reden, seht selbst….
Nach diesem Konzert lief dann am Abend nicht mehr viel, am nächsten Tag ging es dann zurück per Zug in die Heimat. Das Fahrrad war schon wieder im Kleintransporter verstaut und ich konnte somit ohne Schwierigkeiten die Deutsche Bahn benutzen. Das 25. WGT war ein großartiges Erlebnis und ich bin froh, dass ich dabei sein konnte. Ich freu mich schon auf 2017…
Ganz lieber Dank an meine Herbergseltern, den lieben Fahrradtransporteur, die WGT-Pressestelle und die Organisation insgesamt und überhaupt an alle Menschen, die nett zu mir sind 🙂