Ich gestehe, dass ich mich nicht mehr an allzu viele Einzelheiten dieses Abends erinnere, da ich dem fantastischen russischen Wodka und anderen Genussmitteln zusprach. Zudem war mir die Ehre zuteil geworden, zwischen den einzelnen Projekten auflegen zu dürfen, was einige Konzentration erforderte, denn ich musste mir den geringen Platz mit dem Techniker teilen. Wie auch immer – an diesem Sonntag standen vier Projekte auf dem Programm, die sich alle grob als Industrial/Ambient/Noise beschreiben lassen – wie man sich leicht denken kann, das Highlight des Radio Infernos aus meiner Sicht.
Kryptogen Rundfunk eröffnete das Programm und ich war sofort gefangen von den klugen und abwechslungsreichen Sounds. Das Projekt von M.M. hat sich auf die Manipulation von Radiogeräuschen spezialisiert, als musikalische Basis dienen vor allem Drones.
Als nächste standen Bardoseneticcube auf der Bühne. Gleich mehrere junge Männer verschanzten sich hinter ihrer Technik, dazu gesellte sich ein wahrscheinlich kasachischstämmiger Sänger, der zeitweise mittels Kehlkopfgesang das Geschehen bereicherte sowie eine Tänzerin, die einen Schädel auf ihrem Kopf balancierte. Sehr surrealistisch das Ganze aber trotzdem eingängig, eine Art Techno-Shamanismus. Bardoseneticcube gehören übrigens zu den aktivsten Projekten der hiesigen Szene und haben nicht weniger als 20 Alben veröffentlicht, an zahlreichen Kompilations teilgenommen und Festivals bespielt.
Bei Kosmodrone handelt es sich um eine Art Allstar-Projekt aus Mitglieder von Hladna, Kryptogen Rundfunk und Noises Of Russia, das am 12. April 2006, dem 45 Jahrestag desWeltraumfluges von Juri Gagarin gegründet wurde. Das Trio verwendet neben modernem digitalem Equipment alte sowjetische Klangerzeuger, was einen ganz eigenen Sound zur Folge hat. Als Endprodukt entstehen „kosmische Drone-Ambient-Electronics“.
Noises Of Russia gehen einen ganz anderen Weg. Die meist improvisiert wirkenden Stücke zeichnen sich durch recht harsche Noise-Kaskaden ebenso wie durch ambiente Sequenzen aus. Eindeutiges Plus ist der abgefahrene Gesang Anna Zhurko, der manchmal an Diamanda Galas erinnert.
Insgesamt ein sehr schöner Abend, der nur durch das dämliche Geplärre eines (wahrscheinlich selbsternannten) White Power-Aktivisten gestört wurde. Schlimm, dass es solche Idioten in Russland gibt.
PS: Keine Garantie für die richtige Reihenfolge der Auftritte!
Bardoseneneticcube
Kryptogen Rundfunk
Noises Of Russia
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