Haus Arafna sind zurück mit ihrem neuen Album „Butterfly“. debil führte ein ausführliches Interview mit den beiden, von dem ihr hier im Netz schon einmal einen kleinen Vorgeschmack bekommen könnt.
Zu jedem einzelnen Titel des Albums wurden Fragen gestellt, die den Hintergrund beleuchten sollten. Die arafnaesken Antworten lest ihr hier:
I Kill To Survive
Müssen wir das nicht jeden Tag und immer wieder tun? Ist das vielleicht das Stigma der Menschheit, des Lebens im Allgemeinen? Bedeutet Tod Erlösung oder Töten?
Heavy Questioning! Es gibt Zustände, in denen man tatsächlich immer wieder Teile in sich selbst töten muß. Es ist nicht die Regel, hoffen wir mal für Dich (weil Du so fragst). Töten kann auch erlösend sein, wie der Tod – bestimmt, aber wir brauchen uns darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn es ist ja sowieso ein individuelles Empfinden und an individuelle Konstellationen gebunden. Es gibt keine definitive Aussage dazu.
Invisible
Welche Rolle spielt Selbsthass und Unzufriedenheit in Eurem Leben? Ist Schmerz ein Mittel, sich lebendig zu fühlen?
Wir fühlen uns, auch ohne Schmerzen, sehr lebendig. Wahrscheinlich umso mehr, da uns Schmerzen bekannt sind. Unzufriedenheit versuchen wir hartnäckig zu bekämpfen, in dem wir so lange an uns arbeiten, bis wir zufrieden sind. Aber bisher spielte Unzufriedenheit auch noch nicht die riesen Rolle in unserem Leben. Vielleicht war insofern bisher alles einfach. Wir hoffen inständig, daß es so bleibt. Hass ist etwas sehr Extremes, ein Grenzgänger unter den Gefühlen, und wir hassen uns selbst nicht. Wir hassen niemanden.
Für immer
Unendlich bedeutet hier wohl das, wofür das Wort ursprünglich auch entstanden ist – ohne Ende, immerwährend. Wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte, dann würde die unendliche Liebe wahrscheinlich weiter existieren, da es ja nichts ist, was an den Leib gebunden ist.
Schockraum
Sehr ungewöhnliches Stück: Wo befindet sich Euer privater Schockraum?
Nahe der Notaufnahme.
Must we Burn
Was ist Eurer Ansicht nach eine Sünde? Hat die Idee der Sünde eigentlich eine Berechtigung oder ist sie nur ein Mittel, Menschen klein zu halten?
Objektiv betrachtet, hat Sünde insofern Berechtigung, als daß sie in einem der vielen Lebensmodelle – in diesem Fall in christlicher Gestalt – den Rahmen für ein geordnetes Zusammenleben der Menschheit bildet. Der Mensch braucht klare Richtlinien. In Wahrheit sind viele Dinge, die als Grundlage zur Definition von Sünde fungieren, in Form der zehn Gebote beispielsweise, allerdings nicht anderes als Selbstverständlichkeiten und keine wichtigen Weisheiten. Und ganz klar – Sünde war und ist auch ein Mittel um Menschen klein zu halten, besonders im Zusammenhang mit dem Hinweis auf’s Strafgericht. Es gab ja Zeiten, da war sozusagen die reine Existenz Sünde.
Satanas & Friends
Musikalisch eines meiner Lieblingsstücke. Wer sind die Freunde Satans? Muss man sich wirklich entscheiden, wenn man weiß, dass man es nie richtig machen wird? Warum? Hilft der Tanz, die Ekstase, die Schwere der Existenz wenigstens für einen Moment abzuschütteln?
Es wird Dir nicht weiterhelfen, aber die Schäflein drüben auf der Weide, sind die Freunde Satans; zumindest in diesem Lied. Wir hoffen, wir können mit diesem Satz zum Nachdenken anregen.
Tanz hilft normalerweise – ihm wird unserer Ansicht nach zurecht eine freud- und heilsbringende Wirkung zugeschrieben. In Bezug auf das Lied ist der Tanz das Symbol für: Genieße das Leben, bevor es zu spät ist.
Scars
Wir haben uns noch um keine Definition von Stärke Gedanken gemacht. In dem speziellen Fall diesen Liedes ist der Überlebende der Starke, der verletzt aus einem Kampf hervortritt, der durch Stärke überlebt hat und nun mit seiner Verwundung ein weiteres Martyrium im Fortleben auf sich nehmen muß. Er ist um seinen Sieg betrogen. Selbstlosigkeit ist sicher ein wünschenswerter Zug im Umgang mit Macht oder zumindest wünschenswert für jene, die der Macht unterliegen.
Hingabe
Wem würdet Ihr Euch „Hingeben“? Und vor allem wofür?
Wem? Wenigen – aber es passiert wohl nicht wirklich kontrolliert. Wofür? Für die Kunst oder für die Liebe.
Part Of Fortune
Ein Liebeslied von Haus Arafna! Wie passt Liebe in Euer Konzept? Sicher nur, wenn sie unerfüllt und schmerzhaft ist? 😉
In dem Sinne haben wir ja kein Konzept. Uns steht frei zu tun was wir wollen. Alles zu verarbeiten, alles zu schreiben, alles zu musizieren. Wir denken nicht darüber nach. Da kommt einfach etwas und wir geben es unsere Form. Es ist wahrscheinlich mehr instinktgeleitet als Du vermuten würdest.
Agitation
Nein, einen ausschlaggebenden, aktuellen Anlaß für „Agitation“ gab es nicht. Es sind viele verschiedene Ereignisse aus der jüngsten Zeitgeschichte, die zu diesem Song geführt haben. Vertrauen kann man natürlich nur uns, sonst niemanden. Und was die Beeinflußung angeht, sind bis heute eine eigene Meinung und Mut die wirksamsten Mittel. Hat man dennoch Probleme mit dem Informationssalat in unserem alltäglichen Environment, gibt es ein altbewährtes Hausmittelchen: Es hilft die Information auseinanderzunehmen und neu zusammenzusetzen (Cut Up). Ganz zufällig. Erstaunlich wie sinnvoll die Ergebnisse noch anmuten. Dadurch findet eine Entwertung des zugrundeliegenden Materials statt, die einem bewußt macht, wie austauschbar und lenkbar Information ist. Es entsteht ein anderer Blick auf die Sache selbst und sensibilisiert einen auf Kontrollmechanismen und Beeinflußung. Quellennachweis: „Überleben im Informationskrieg“ ISBN 3-411-04010-6.
Mirror Me
Ist das Tier im Menschen eine Bestie, die man einsperren sollte oder seine einzige Chance zu überleben? (Give Your Beast A Chance) Was unterscheidet den Mensch vom Tier?
Seine Chance zu überleben – denn Tiere tun nur, was sie tun müssen. Sie laufen nicht dem Geld hinterher, worin wohl auch schon der größte Unterschied zwischen Mensch und Tier besteht.
Gravity To The End
Wir glauben, daß die Menschheit den „Absprung“ nicht schaffen wird. Aber vielleicht ist es auch gut so – um das zu beurteilen müßte man wissen was die Menscheit sein soll – eine Übergangsspezies oder doch etwas Besonderes, das den Mittelpunkt in einem metaphysischen Gefüge darstellt, in dem die Zerstörung, genau wie das Erwachsen, als wichtiger Bestandteil vorbestimmt ist, um zu einem bestimmten Ergebnis hinzuführen.
Das vollständige Interview wurde in debil #7 im November 2003 veröffentlicht.
The complete interview had been released in debil #7, published in November 2003.