Die Daten zeigen es schon, es ist wieder Einiges liegengeblieben an Ankündigungen zum aktuellen WGT. Deshalb nicht lange gelabert und schnell die Highlights ans Licht gezerrt.
Nicht allzu viel zu sagen, gibt es zu DAF oder der Deutsch Amerikanischen Freundschaft. Die deutsche (eigentlich genauer deutschsprachige) EBM-Band schlechthin, wobei auch das Klischee nicht passt. Sagen wir lieber „die Urväter der EBM“, die mit ihrem spartanischen Sequenzer-Sound eine Kategorie für sich sind. Eine von den wenigen Bands, bei denen man ohne rot zu werden, von Kult sprechen kann oder wie der Ami sagt „groundbreaking“. Allerdings liegt das letzte Album un auch schon 13 Jahre zurück. Schaue ich mir bestimmt an.
Wer DAF mag, mag auch Front 242 🙂 Die Belgier, aktiv seit den frühen 1980ern, sind die EBM-Götter schlechthin. Front waren etwas produktiver als DAF und haben ein paar Alben mehr veröffentlicht, das letzte ist nun aber auch schon vor sieben Jahren alt. Live machen die alten Herren noch ordentlich was her. Ich durfte das letztes Jahr erleben und habe mich vom Moshpit ferngehalten. Da geht es recht heftig zu – wie sollte es bei treibenden elektronischen Beats auch anders sein?
Etwa zur gleichen Zeit wie DAF und Front 242 ist auch Tommi Stumpff an den Start gegangen. Stumpff und seine Band KFC gehören zu den ersten Punks in Westdeutschland, die in Jürgen Teipels Buch „Verschwende Deine Jugend“ porträtiert wurde. Musikalisch verfolgt Stumpff mit seinem Soloprojekt eher den Pfad eines sehr rohen Elektropunk. Live wird das sicher sehr energiegeladen.
Etwas überrascht war ich über die Ankündigung von Crash Course In Science. Die amerikanische Post Punk / Minimal Band wurde bereits 1979 gegründet und bisher kannte ich nur ein Stück von einem Sampler, auf dem die Band mit „Flying Turns“, wahrscheinlich ihr größter Hit, vertreten war. Eines meiner Lieblingsstücke auf der Scheibe und so bin ich ganz gespannt, wie die Herrschaften sich präsentieren. Auf Ihrer Facebookseite war ein ganz netter Konzertausschnitt aus Spanien zu sehen.
Aus elektronischer Richtung interessant ist sicher noch das kroatische Dark Ambient Projekt Tehôm und Monolith, das Soloprojekt von Eric van Wonterghem (Klinik, Sonar, Insekt). Während erste finsterste, fast schon statische Klangwelten entwickeln, die mit Tribal Rhythmen belebt werden, bietet letzterer abwechslungsreiche Beats und düstere Atmosphäre – hier passt das Label IDM Intelligent Dance Music ganz gut. Tehôm werde ich mir sicher anschauen, Monolith vielleicht.
Für eine andere Art von elektronischer Tanzmusik stehen Distel und Schonwald und zwar für das, was man so als Minimal bezeichnet. Wobei die stacheligen Herren aus Holland eher in Richtung Galakthorroe tendieren und einen finsteren Sound pflegen, die schonen Italienerinnen in bester Disco-Tradition eine 4 on the floor legen. Dass mir Distel besser gefallen, muss ich sicher nicht erwähnen.
Immer voll auf die Zwölfe hämmern die britischen Modulate. Für die einen ist es Rhythm Industrial für die anderen eher etwas verzerrter Techno. Ich tendiere eher zur Interpretation #2 und quittiere die Modulationsversuche mit einem Gähnen. Ähnliches lässt sich über Cacophoneuses sagen. Das zwei Damen das Bumm-Bumm produzieren, macht das Ganze nicht besser. Zu später Stunde im Tanzzwang geht das ja aber normalerweise schalte ich solche Elaborate schnell wieder ab.
Da höre ich mir doch lieber die gruftischen Elektronik-Popper von Diorama an, die sehr nach den Kollegen von Diary Of Dreams klingen, was sicher auch nicht sonderlich verwundert, schließlich gibt es personelle Überschneidungen. Nett Musik, wobei nett hier nicht Scheiße bedeutet. Das akustische Äquivalent zum alkoholischen „Büchsenöffner“ 🙂
Freunde des Goth Rocks, liebevoll auch als Strumpfhosenfraktion bezeichnet, tendieren da lieber zu Bands wie Frank The Baptist (neue Helden) und The March Violets (alte Helden). Aber auch die Russen von Doppelgänger kann man sich anhören. Mein Ding ist das alles nicht mehr. Ein wenig in Richtung Metal / Hardcore aufgebohrt haben die schwedischen Zombiesuckers den Sound. Optisch bewegt man sich irgendwo zwischen Hairspray Metal und Psychobilly.
Wer es noch metallischer mag, der muss sich Kombos wie Surturs Lohe anhören – deutscher Pagan Metal, den ich nur als Kitsch empfinden kann. Schon der opernhafte Gesang verursacht bei mir Ohrenkrebs. Frigoris mit ihrem böser Zwerg „Gesang“ zu elegischen Gitarren und scheppernden Drums bringen mich wenigstens zum Lachen – ich muss da immer an Rumpelstilzchen denken, der im Wald wütet. De facto sind die norwegischen Pandabären von God Seed auch nicht besser aber da verstehe ich wenigstens nicht, worüber sie singen. Insgesamt kommen die Nordmänner auch etwas glaubwürdiger rüber, trotz Kehlkopfkatarrh, musikalisch habe sie mehr Power. Noch eine Nummer heftiger sind die alten Schweden von Dark Furneral, die ich mir durchaus auch anschauen würde. Black Metal is war! 🙂
Ganz angenehmen Indie Pop machen die Norweger von Postscriptum, Sänger Petter Kjus Skippervold sollte doch lieber den tiefen Tönen treu bleiben, da kommt seine Stimme besser zur Geltung. Musikalisch bewegt man sich in vertrauten Gewässern. Owls aus Chicago klingen, wenn auch melancholisch, so doch ein ganzes Stück abwechslungsreicher aber auch sperriger. Ist zwar nicht so mein Ding aber auf keinen Fall schlecht.
Mittelalterliche und Ethno-Sounds verarbeiten die holländischen Le.a.f. (mit Sängerin und recht poppig, nicht schlecht), Kaunan (ist das nicht Oliver Pade von Faun?) und Skaluna, die mir zu sehr nach irisch inspiriertem Schlager klingen.
Bleiben noch Euzen, die ich mal als „Female Pop“ bezeichnen will. Mich erinnern die Dänen ein wenig an Bobo In The With Wooden Houses, sowohl musikalisch – leicht melancholischer, komplex arrangierter Pop – als auch stimmlich. Ganz angenehme Musik, wenn auch nicht das Nonplusultra. Mehr davon im Radio wäre aber keine schlechte Idee.
DIORAMA (D) – FRANK THE BAPTIST (USA) – CACOPHONEUSES (F) – FRIGORIS (D) – MONOLITH (B) GOD SEED (N) – THE MARCH VIOLETS (GB) – EUZEN (DK) – OWLS (I/GB) – CRASH COURSE IN SCIENCE (USA) – DAF (D) – TEHÔM (HR) – DOPPELGÄNGER (RUS) – SURTURS LOHE (D) – ZOMBIESUCKERS (S) – FRONT 242 (B) – DARK FUNERAL (S) – L.E.A.F. (NL) – MODULATE (GB) – KAUNAN (D) – TOMMI STUMPFF (D) – DISTEL (NL) – SKALUNA (D) – POSTSCRIPTUM (N) – SCHONWALD (I)