Diese Split-Doppel-CD der beiden Projekte 1000schoen und Ab Intra, hinter denen die Musiker Helge Siehl und Radosław Kamiński stecken, ist momentan definitiv einer meiner liebsten und am meisten gehörten Tonträger. Die beiden Silberlinge enthalten insgesamt neun Stücke, die sich den vier Elementen der Alchemie widmen – Erde, Luft, Wasser und Feuer (in dieser Reihenfolge). Auch wenn man soundtechnisch nicht immer den direkten Bezug herstellen kann, kann ich diese beiden Silberlingen nur wärmstens all denen empfehlen, die eine „mystische“ Spielart des Ambient / Industrial bevorzugen. Freunde von den Hybryds oder Zev sollten unbedingt mal ein Ohr riskieren!
Die ersten drei Stücke von CD 1 unter dem Motto „Earth“ stammen von 1000schoen. „Cerbo Universe“ verbindet sich langsam aufbauende metallische Drones – vermutlich von Klangschalen – mit mal dezenten, mal dominanten tribalen Rhythmen sowie „Kratzgeräuschen“.
„Dead Shadow“ ist ein schwereloser Ambient mit synthetischen Bläsern, Gitarrendrones, zu denen sich später ein geloopter Klavierton gesellt. Auch hier ist ein eher dezenter Rhythmus im Einsatz, der ebenfalls an lang andauernde Stammesrituale denken lässt.
„When The Shadow Falls“ besteht aus übereinander geschichteter, dunklen und sehr langsamer Gitarrendrones, bei denen eine Schicht fast nach Gesang klingt. Mit zunehmender Laufzeit tritt eine Art Hammondorgel immer deutlicher, die einen fast konstanten Ton spielt – eine weitere Drone-Schicht also.
Es folgen vier Air-Stücke von Ab Intra, die aus meiner Sicht vielleicht etwas zu schwer sind und eher zum Thema Wasser passen würden. Die Musik von Ab Intra zu beschreiben, ist reichlich schwierig. Mich erinnert das Klangbild immer ein wenig an Jean-Michel Jarre und die weiten, flächigen Synthiesounds der 1970er. Auch Troum wären als Reminiszenz zu nennen. Die Stücke „Entelecheia I – IV“ lassen sich als ein sehr sonniger Drone Ambient verstehen, bei denen alles im Fluss ist, der Hörer sich nahgerade schwerelos treiben lassen kann – wie ich finde, passt allerdings das Bild einer sonnendurchfluteten Unterwasserwelt besser. Bei „Entelecheia III“ begleitet ein pulsender, langsamer Rhythmus die „aufstrebende“ Melodie, was dem Ganzen ein wenig mehr Dynamik verleiht und den Titel heraushebt.
Auf CD 2 widmet sich Ab Intra zunächst dem Element Wasser. Das „Entelecheia V“ betitelte 15-minütige Stück sticht durch zusätzliche natürliche Geräusche hervor, die von Vögeln zu stammen scheinen. Ein Grund mehr, warum ich glaube, dass hier „Water“ und “Air“ verwechselt wurden.
1000schoens abschließender Titel „Turnanta Stalo“ bewegt sich in einem ähnlichen Fahrwasser wie „Cerbo Universe“, nur dass die Beats hier sehr früh einsetzen und druckvoller daherkommen. Wie das gesamte Klangbild mit seinen leicht chaotischen Glockentönen, den metallisch-verhallten Atmosphären und manchem Feedback-Effekt etwas heftiger ist und damit den Charakter des Feuers ganz gut trifft.
Insgesamt ein sehr schönes Werk – auch Dank der für Zoharum üblichen feinen Gestaltung – das sich hervorragend dafür eignet, sich aus der alltäglichen Welt auszuklinken.