Ausblick WGT 2018

WGT 2018 – Post Punk comes Post Punk

Der erste große Schwung Ankündigungen ist für das diesjährige WGT schon rein und es gibt einige wirklich interessante Konzerte. Auffällig ist das breite Angebot an Post Punk, was ich sehr begrüßenswert finde, und das viele der auftretenden Projekte aktuelle Werke am Start haben. Letzteres ist zumindest ein Zeichen dafür, dass sich die Bands nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen.

Anders als in den Vorjahren habe ich die Videos nicht in den Beitrag eingebunden, sondern diese nur verlinkt. Dies soll die Übersichtlichkeit wahren und die Ladezeiten minimieren
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Legendär!

Gleich mit der ersten Ankündigung wurde eine echte Granate gezündet: Die Psychedelic Rocker von THE JESUS AND MARY CHAIN sind mit von der Partie! Wer die letztjährige Tour verpasst hat, sollte sich das Ereignis nicht entgehen lassen. Zwar prügeln sich die Herren John und William Reid nicht mehr mit dem Publikum oder untereinander und auch die Musik ist etwas zahmer geworden. Wer aber die von den 1960er Sounds beeinflussten Gitarrenklänge, mal schwelgerisch, mal heftig, mag, der kommt auf jeden Fall auf seine Kosten.

Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass PHIL SHOENFELT & SOUTHERN CROSS auf dem WGT spielen. Der in Prag lebende Amerikaner, der immer wieder mit Nick Cave verglichen wird, hat ein größeres Publikum unbedingt verdient. Sehr schöne melancholische Rockmusik, mit Kraft und eingängigen Melodien. Wer’s noch nicht kennt, sollte unbedingt hingehen.

Wenn CRISIS zum WGT spielen, gehe ich nicht ganz unvorbereitet hin. Die alten Herren konnten mich im März im Hellraiser überzeugen und auch in Wroclaw, als sie unter dem Pseudonym 1.9.8.4. ihre Hits spielten. Vermutlich wird beim WGT die Bude rappelvoll sein, denn dass Bandleader Tony Wakeford bei Sol Invictus und Death In June spielt bzw. gespielt hat, wird sicher eine Menge Interessenten anziehen. Ob allen der Post Punk gefällt, sei mal dahingestellt. Pflichtprogramm!

May the Krach be with you!

Beim Hands-Festival im Januar in Berlin waren MONOLITH eindeutig das Highlight des Abends. Der Mann mit der Sonnenbrille, Eric van Wonterghem, bekannt von Klinik, Sonar oder Insekt, versteht sein Handwerk bestens. Der Belgier präsentiert eine tanzbare Mischung aus Techno und Rhythm Industrial, bei der eigentlich niemand still stehen kann. Wer elektronische Musik nicht von Grund auf hasst, sollte hier unbedingt reinschauen und das Tanzbein schwingen!

Entstanden aus zwei Einzelprojekten haben sich IMMINENT & SYNAPSCAPE jetzt zusammengetan, um gemeinsam ihrem Rhythm Industrial zu fröhnen. Im vergangenen Jahr ist mit „The Humanoid Problem“ erstmals ein gemeinsames Album auf Ant-Zen erschienen, nachdem es bereits diverse Singles gab.

In eine ähnliche Richtung aber deutlich näher am Techno gehen GREYHOUND. Mir ist das Ganze eher etwas zu stumpf, was sich auch wieder beim Hands Festival bestätigt hat.

Dann lob ich mir doch Altmeister DIVE aka Dirk Ivens, der weiß, wie man diese Musik macht, ohne auf Dauer zu langweilen. Ich habe schon einige Shows des Belgiers gesehen und auch wenn die Musik nur „vom Band“ kommt, rockt Ivens das Haus, ganz allein auf der Bühne herumtigernd, befeuert von Sound und Stroboskopflackern! Wer das Tanzbein zu elektronischer Rhythmusmusik mit dunkler Atmosphäre schwingen will, darf hier nicht fehlen!

Die Dresden Industrialists SARDH haben einen ganz anderes Ansatz, denn ein wesentlicher Teil der abwechslungsreichen Sounds mit psychedelischer Note wird live erzeugt mittels einer Vioelzahl an Klangquellen. Dazu gibt es eindringlichen Gesang und auch optisch passiert immer was auf der Bühne. Da die mittlerweile etwas verjüngte Band fast 30 Jahre auf dem Buckel hat, gibt es eigentlich keine Entschludigung mehr, wenn ihr die Jungs bisher noch nicht gesehen habt!

Ein „Aufsteiger“ der letzten Jahre im Industrial-Sektor ist sicher TREPANERINGSRITUALEN aus Schweden. Ich konnte Thomas Ekelund bereits vier oder fünf mal sehen und dabei bot der Herr das ganze Spektrum von peinlich bis genial. In Berlin war er so betrunken, dass ihm der Veranstalter immer wieder auf die Beine helfen musste. Trotzdem, und das muss man dem Schweden lassen, zog er sein Set durch, ob nun stehend, liegend oder schwankend! Beim Hradby Samoty zog er dafür eine hochenergetische Show durch, die sicher allen Anwesenden in Erinnerung bleiben wird. Wie auch immer der Abend verläuft, lasst Euch das Ganze nicht entgehen! Persönlich wünschte ich mir, dass das dem Metal entlehnte Crawling nicht nur von Klängen aus der Konserve, sondern auch von Livemusik unterstützt würde. Ein Drummer auf der Bühne würde dem wütenden Panzer-Sound noch mehr Druck verleihen!

Nicht vorgestellt werden müssen KIEW. Die deutsche Industrial Band mit Hang zur Psychothematik ist seit Ende der 1990er am Start, das letzte Album hat aber auch schon acht Jahre auf dem Buckel. Na egal, die abgefahrenen Shows können sich immer sehen lassen.

Irgendwo zwischen Electro und EBM ist das britisch-amerikanische Duo BLACK LINE unterwegs und wenn der Name Douglas McCarthy fällt, wissen die Fans, dass die Musik nicht schlecht sein kann. Die Kollaboration des Nitzer Ebb Sängers mit einem jungen Herren, der sich Cyrusrex nennt, ist nicht ganz so straight wie die Sachen von Fixmer / McCarthy, die nötige Härte kommt aber nicht zu kurz.

Ziemlich eindeutig dem EBM zuordnen lassen sich VOMITO NEGRO aus Belgien. Das letzte verbliebene Gründungsmitglied Gin Devo betreibt das Projekt nun seit 1988, mit großer Lücke zwischen 1992 und 2002. So richtig los ging’s aber erst wieder 2010, seitdem sind vier reguläre Alben erschienen, als letztes „Black Plague“ im vergangenen Jahr. Musikalisch pendelt die Ausrichtung immer zwischen mal etwas härter, mal etwas poppiger hin und her.

Irgendwo zwischen EBM und amerikanischem Industrial verorten lassen sich die Kanadier FRONT LINE ASSEMBLY. Die Herren um Skinny Puppy Mitbegründer Bill Leeb konnte ich vor kurzem erst in Dresden sehen, was ein ganz ordentliches Konzert war, mich aber wieder mal darin bestätigt hat, dass ich nicht zum Fan mutiere. Hatte ich anfangs auch meine Schwierigkeiten mit Skinny Puppy, so wurde deren Musik mit gründlicherer Beschäftigung immer interessanter. Bei Front Line Assembly bin ich nach einiger Zeit jedoch immer etwas gelangweilt, weil es der Musik an Abwechslung fehlt. Zum Abfeiern ist sie auf jeden Fall geeignet, auch wenn es den Kanadiern momentan nicht so nach Feiern zumute sein dürfte, ist doch im Januar erst Keyboarder Jeremy Inkel gestorben, mit gerade einmal 34 Jahren 🙁

Nach dem Punk geht die Post ab…

Auffällig im diesjährigen Angebot ist die Häufung von Post Punk Acts. Im Prinzip finde ich das als Fan von Bands wie Joy Division oder Frustration löblich, muss allerdings gestehen, dass ich bei den bisher angekündigten Bands nur wenig gefunden habe, das mich wirklich vom Hocker gehauen hätte. Auffällige Baseline, trockenes Schlagzeug (mal echt, mal aus der Dose), treibende Gitarren und emotionaler Gesang: Das sind die Zutaten, die eigentlich alle diese Bands vorzuweisen haben. Bei manchen zündet diese Mischung, bei anderen nicht.

Hervorheben möchte ich SECOND STILL aus den USA, die Post Punk und Cold Wave mischen. Man fühlt sich ein kleines bisschen an Siouxsie meets Cure erinnert.

Empfehlenswert finde ich auch die finnischen GRAVE PLEASURES, die aus den großartigen Beastmilk entstanden sind, die ich vor einigen Jahren beim WGT erleben durfte.

Etwas überrascht war ich, als ich mir die britischen AUTOBAHN anhörte, denn die Band ist kein Kraftwerk-Abklatsch, sondern macht handfesten Post Punk. Nicht mal schlecht, dazu. Momentan fällt mir nichts Vergleichbares ein, aber stilistisch bewegen sich die Herrschaften am ehesten noch in den Gefilden von Killing Joke.

Wie gesagt, das Angebot ist breit, wer Post Punk mag, sollte auch noch diese Bands anschauen: UNDERTHESKIN (PL), SILENT RUNNERS (NL), ACTORS (CDN), A PROJECTION (S), JOY/DISASTER (F), JAPAN SUICIDE (I), TRAITRS (CDN) und SUIR (D).

Vieles davon ist auf Dauer nicht allzu spannend, ich freue mich, wenn es dann auch mal wieder Bands gibt, die an andere Traditionen anknüpfen, so wie READERSHIP HOSTILE aus den Staaten. Die Herrschaften aus L.A. beziehen sich auf lokale Wurzeln – den Death Rock, dessen wichtigste Vertreter unbestreitbar Christian Death sind. Genauso wie die Ikonen klingen Readership Hostile dann aber zum Glück nicht, wird die Musik doch mit Post Punk, Cold Wave etc. infiziert und Sängerin Adrienne Pearson ist auch weit von Rozz Williams entfernt.

Wo die WGT-Macher die Landsleute von ALL GONE DEAD ausgegraben haben, ist sicher ein Geheimnis. Selbst auf der Facebook-Seite ist sein 2011 (!) nichts passiert. Ganz so schlimm ist das auch nicht, fehlt es dem Death Rock aus Salt Lake City doch an Schärfe… Immerhin ist der Auftritt als exklusives Europa-Konzert angekündigt, was die Fans besonders erfreuen dürfte.

Dass diese Art Musik auch andernorts gepflegt wird, beweisen SCARLET AND THE SPOOKY SPIDERS aus Italien, die eine Note Horror Punk einbringen. Ganz OK aber nicht mein Ding.

Im weiteren Sinne zum Post Punk könnte man noch zwei französische Projekte dazurechnen, von denen vor allem GUERRE FROIDE recht interessant sind. Angefangen hatte die Cold Wave-Band in den 1980ern und damals zwei Alben veröffentlicht. Dann gab es eine sehr lange Pause bis in die 2000er Jahre und seitdem veröffentlicht man wieder einigermaßen regelmäßig Alben, wobei noch zwei von vier Gründungsmitgliedern dabei sind.

Fast genauso lange dabei und nicht ganz unbekannt sind TRISOMIE 21. Die Musik des Brüderpaares Philippe and Hervé Lomprez ist ein ganzes Stück elektronischer, weshalb man das Ganze wohl eher als Wave bezeichnen sollte, wenn man denn eine Schublade braucht. Der Titel „The Last Song“ (mit einem witzigen Video) von 1986 (!) ist ein Hit, nicht nur bei unseren westlichen Nachbarn. Aktuell (2017er Album „Elegance Never Dies“) klingt die Band wieder düsterer, elegischer.

Wave und Pop – rin in Topp

Neben dem Post Punk und seinem derzeitigen Aufschwung gibt es noch eine ganze Menge an Stilen, die sich seit Jahren in der Schwarzen Szene halten und dazu gehören Synthiepop und diverse Wave Spielarten (das Wort Shoegaze geht mir nicht über die Lippen – eine Beschreibung, die u.a. für die wenig spannenden BOOTBLACKS verwendet wird) und auch der „gute alte“ Gothic Rock. In den frühen 1990ern, in Zeiten des aufkommenden Electro, gehörte ich noch zu den Verfechtern der „handgemachten“ Düstermugge. Hört man sich aber die britischen THE LAST CRY mit ihrem kaum mehr als durchschnittlichen Gothic Rock und Cure-sound-a-like an, so dass an sich nicht wundert, dass diese Musikrichtung fast vollständig verschwunden ist. Nur eingefleischte Fans können noch erkennen, ob diese Klänge 30, 20 oder zehn Jahre als sind oder ganz frisch auf dem Plattenteller. Vertonte Stagnation… Da lob ich mir doch den guten alten Artaud, der unter dem schicken Namen MERCIFUL NUNS einfach die Geschichte von The Garden Of Delight weiter schreibt. Und das extrem produktiv; die Band hat seit der Gründung 2010 nicht weniger als zwölf Alben veröffentlicht. Unglaublich…

Nicht viel besser finde ich den mittelmäßig, langweiligen 80er Pop der Italiener CONFRONTATIONAL die den Hörer zudem noch mit schmerzhaften Synthesizersounds malträtieren. Retro Wave oll das sein und so klingt es auch. Ähnlich geht es mir mit CRYING VESSEL aus der Schweiz, die ihrerseits scheinbar billige Keyboardsounds mögen. Auch AEON RINGS aus den Staaten sind mir schlicht und ergreifend zu flach und zu nett, wie so viele Bands der aktuellen Szene…

Wie in den letzten Jahren überhaupt endlos viele Bands aufgetaucht sind, die scheinbar direkt aus dem 1980ern zu uns gebeamt wurden. Allzu viel kann ich dem Ganzen nicht abgewinnen, wenn es auch immer wieder Ausnahmen gibt. Die Briten von THE KVB machen zumindest ihr eigenes Ding, eine Mischung aus Synthie Pop und Dark Wave. Sehr angenehm das Ganze und recht dicht, wenn man bedenkt, dass hier nur zwei Musiker am Werk sind – Elektronik, Gitarre und Gesang.

Die Australierin ZANIAS, die ein wenig an Azar Swan erinnert, ist soundtechnisch nicht ganz so überzeugend, doch der minimale Dosensound wird durch eine angenehme Stimme aufgehübscht.

Klanglich aus der Reihe tanzen DETACHMENTS – die Briten mischen typische Synthie Sounds mit modernen, teilweise gebrochenen Rhythmen. Das ist zwar nicht immer eingängig, wird aber auch nicht so schnell langweilig.

Ganz angenehm finde ich zudem noch PRINCIPE VALIENTE. Den Sound der Schweden würde ich am ehesten noch als dunklen Gitarren Pop bezeichnen, eine Post Punk Note macht das Ganze noch ein Stückchen sperriger und damit für mich hörbarer.

Die Amis von BOY HARSHER sind rein elektronisch unterwegs, das Duo hätte aber auch im Post Punk-Abschnitt Erwähnung können. Der Sound ist rhythmusbetont und minimalistisch, die dunkel-melancholische Stimme von Frontfrau Jae Matthews macht den Reiz des Projekts aus. Ganz angenehme Tanzmusik mit leichtem EBM-Touch, die auch live funktioniert, wie Boy Harsher bei ihrem Auftritt in Dresden bewiesen haben.

Was ich von BUZZ KULL halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Das Projekt des Australiers Marcel Whyler erinnert mich ein wenig an Boy Harsher, der Sounds ist aber eindeutig stärker an der Dance Music dran. Klar, das ist immer noch Synthie Pop, zum Glück ist der Sound jedoch eigenständig und nicht so fürchterlich retro.

In der Ruhe liegt die Kraft

Gefreut habe ich mich, dass zwei Dark Ambient Projekte angekündigt sind, SVARTSINN aus Norwegen und die schwedischen RAISON D’ÊTRE. Jan Roger Pettersen aka Svartsinn arbeitet viel mit statischen Drones, die mit field recordings / Geräuschen unterlegt werden. Mit „Mørkets Variabler“ hat der Norweger ein aktuelles Album am Start, dass er wohl vorstellen wird.

Der vielseitige Peter Andersson gehört mit RAISON D’ÊTRE sicher zu den umtriebigsten Vertretern des Genres und das Seltsame daran ist, dass er trotz zahlreicher Alben immer unverwechselbare Qualität abliefert. Wer sich für diese Art Musik auch nur ein kleines Stück interessiert, sollte den Auftritt des Schweden nicht verpassen.

„Klassisch“ klingt die Musik der Britin JO QUAIL, was nicht verwundert, ist ihr Instrument doch das Cello. Die entlockten Sounds werden geloopt und übereinander geschichtet, wie das z.B. auch Matt Howden (Sieben) mit seiner Geige macht. Dass Quail dabei nicht in der eigenen Suppe kocht, zeigt, dass sie Amenra und Boris bei Auftritten in GB live unterstützt hat und auch, dass sie gerade ein Album gemeinsam mit Eraldo Bernocchi (Sigillum S.) und F.M. Einheit (Einstürzende Neubauten) aufgenommen hat. Alle Achtung!

So hundertprozentig passen ROME zwar nicht in diese Kategorie, irgendwie aber doch: Das Ein-Mann-Projekt des Luxemburgers Jerome Reuter, das live um weitere Musiker verstärkt wird, ist eine der Ausnahme-Erscheinungen der Neofolk-Szene. Während sich viele der Protagonisten darin gefallen, möglichst anrüchige Bezüge zu nicht ganz so demokratischen und misanthropischen Traditionen herzustellen, ist Reuter ganz eindeutig ein Menschenfreund, wenn auch mit Hang zur melancholischen Betrachtung unserer Spezies. Seine Musik ist, wenn auch dem Genres verbunden, abwechslungsreich und offen für die verschiedensten Einflüsse wie den französischen Chanson. Über allem thront Reuters warme, sanfte Stimme, die den Hörer schnell umfängt. Ich freu mich drauf!

Fortsetzung folgt…

Kommen wir zu den „Nachnominierungen“. Ich habe hier nicht versucht, die Bands nach Genres zu ordnen, sondern das Ganze so genommen, wie es reingekommen ist.

Es ist ja kein Geheimnis, dass ich auch manche Metal Band mag. TIAMAT gehörten mal eine Weile dazu. 1993 durfte ich die Schweden als Vorband von Black Sabbath erleben, gerade zu der Zeit zwischen den beiden Alben „Clouds“ und„Wildhoney“. Für mich war die psychedelische Rock von „Wildhoney“ die beste Phase der Band, später versuchte es Mastermind Johan Edlund auf eher poppigen Pfaden, das letzte Album scheint von 2012 zu stammen, eine echte Homepage gibt es auch nicht mehr, nur Facebook. Immerhin spielt man noch regelmäßig live oder zumindest jetzt wieder…

Peter Steele scheint auferstanden zu sein. Er nennt sich jetzt Lon Fright und spielt bei THE FRIGHT. Na gut, das klingt jetzt fies, aber ich finde, man kann sich die deutschen Dunkelrocker durchaus anhören, auch wenn an Mr. Steele keiner rankommt. Zudem ist das Ganze eher in Goth Rock verwurzelt als im Metal und somit ein klein wenig sanfter.

MONO NO AWARE ist recht straighter Rhythm Industrial. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Mein Ding ist das so gar nicht, auch wenn es manchmal etwas noisiger zugeht. Mit 5.8 auf dem Kessel tanzt es sich dazu ganz gut aber anhören kann ich mir das nicht.

Mehr was für die Fraktion Gothic Rock sind die deutschen STILL PATIENT?. Die geben ein Konzert zum 30. Jubiläum – ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass die Herrschaften noch aktiv sind. Was aber nicht allzu verwunderlich ist, schließlich klafft zwischen 1999 und 2015 eine gewaltige Lücke und das letzte Album liegt auch schon wieder drei Jahre in der Vergangenheit. Aber halt: Die Band hat für den 18. Mai ein neues Album angekündigt: „Zeitgeist, Weltschmerz“. Da gibt es dann also zum WGT ganz frisch Gothic Rock auf Scheiben. Die Fans wird’s freuen.

Wem das gefällt, der sollte auch mal ein Ohr bei THEN COMES SILENCE riskieren, die einen etwas tanzbareren Sound produzieren, das treibende Schlagzeug und die leicht melancholischen Pop Melodien verlangen geradezu nach Tanz.

Die Landsleute von SPARK! orientieren sich da eindeutig eher an DAF als an Gitarrenmusik. Die beiden maskierten Herren legen ein ordentliches Tempo vor, hochenergetischer EBM mit Live-Schlagzeug, das könnte interessant werden. Lustig, dass die beiden auch in Ihrer Muttersprache singen, dass gibt dem Ganzen noch einen besonderen Dreh.

Bei dem Namen IMPERIUM DEKADENZ befürchtete ich Schlimmes, auch weil die Band aus Deutschland kommt. Tatsächlich liefert aber das Duo aus dem Schwarzwald, das sich live um weitere Musiker verstärkt, einen ordentlichen atmosphärischen Black Metal ab. Kann man wirklich machen!

Vielen der bekanntesten Black Metal Bands der ersten Stunde kamen aus dem norwegischen Bergen und das Städtchen ist auch die Heimat vom EINAR SELVIK, Ex-Drummer von Gorgoroth, der neben zahlreichen Projekten auch bei WARDRUNA mitmischt. Etwas pompös aufgepumt ist die nordische Folk Musik aber schlecht klingt’s nicht. Selvik hat übrigens auch – passenderweise – Musik für die Serie Vikings geschrieben.

Selbstverständlich wäre es ineffektiv, wenn Herr Selvik allein nach Leipzig käme. Und so bringt er auch seine Band WARDRUNA mit. Deren Musik kann man als Pagan Folk bezeichnen, ein Stil, mit dem die Norweger viele Fans gewinnen konnten, aus dem Metal Lager ebenso wie aus dem Neo Folk. Ich denke, ich werde mir auf jeden Fall live ein Bild davon machen, ob mich das Ganze anspricht.

Folk spielt Mark Burgess nun eher nicht, mit CHAMELEONS VOX aber die Songs seiner alten Band THE CHAMELEONS. Und die dürfte den meisten älteren Semestern der Dunkel-Fraktion noch was sagen – melancholischer Gitarrenpop im typischen 80er Gewand. Persönlich finde ich allerdings, dass die Stimme von Burgess etwas nachgelassen hat.

Ganz andere Musik macht MONICA JEFFRIES – ich würde mal sagen, wir nennen das Synthie Pop Rock. Nicht wirklich weltbewegend aber ganz gut zum Tanzen. Frau Jeffries kann auch ganz ordentlich singen – erinnert mich ein winziges bisschen an Alison Moyet von Yazoo – und sieht auch nicht schlecht aus. Kann man sich also durchaus mal geben.

Es gibt ja im Mainstream der Schwarzen Szene kaum eine Band, die mich begeistern kann, Diary Of Dreams mochte ich aber immer. Von dort kam Torben Wendt, der jetzt seit einigen Jahren auch mit seinem Projekt DIORAMA unterwegs ist. Sehr angenehmer, düsterer Synthie Pop, der von der schönen Stimme Wendts lebt. Musikalisch gibt es noch eine Menge Parallelen zu DoD.

Musikalisch hat mich das Ganze zwar nicht so recht um, aber SULD muss man eigentlich unterstützen. Die Mongolischen Metaller dürften die erste Band aus China sein, die beim WGT auftritt. Der Gesang klingt etwas eigenartig aber das ist nun mal weder englisch noch deutsch. Musikalisch könnte man das Ganze als Folk Metal klassifizieren. Übrigens spielen diesmal eine ganze Menge dieser Folk Metal Bands, die meisten sind aber einfach nur schrecklich.

An Exotik kann da eigentlich nur noch EIVØR aka Eivør Pálsdóttir mithalten, eine Sängerin von den Faröer Inseln. Auch hier spielt Folk eine Rolle, nur wird der elektronisch eingekleidet. Mit Björk hat das Ganze aber nichts zu tun, mich erinnert das eher an rituelle Gesänge. Leider muss man auch konstatieren, dass Eivør nicht die herausragende, unverwechselbare Stimme hat.

Nach dem Tod von John Murphy und dem Ende von Knifeladder ist BLACK LIGHT ASCENSION nun wohl das Hauptprojekt von Andrew Trail und Hunter Barr. Ganz angenehmer Synthie Pop das Ganze und Herr Trail hat auch eine schöne Stimme. Zum Anhören OK, eine Platte würde ich mir aber nicht kaufen.

Bei dem Namen MODERN ENGLISH klingelt irgendwas bei mir. Irgendeinen Hit muss die Band, die seit Anfang der 1980er besteht, mal gehabt haben und wenn ich mich noch Recht erinnere sogar in den Mainstream Hitparaden (ach nein, das waren Bad English!). Wenn ich mir die Musik so anhöre, muss ich allerdings gestehen, dass die ganz alte Post Punk-lastige Zeug auch das Beste ist. Mit fortschreitender Karriere wurde der Sound immer gefälliger.

Sei’s drum, ich schau mir sicher eher SIGLO XX an. Die Belgier haben zwischen 1981 und 1989 eine Reihe Alben herausgebracht, seitdem sind sie in der Versenkung verschwunden. Dass Siglo XX jetzt wieder auftauchen, ist sinnvoll: Ihr dunkler Cold Wave Sound mit einigen Reminiszenzen an die Sisters Of Mercy passt perfekt zur Post Punk Wiederbelebung.

Den einen werden die wenigsten kennen, den anderen muss man hierzulande kaum vorstellen: TEHO TEARDO & BLIXA BARGELD. Der Italiener Teardo ist jedoch kein unbeschriebenes Blatt, macht er doch schon seit Ende der 1980er Musik. Für sein erstes Werk „Caught From Behind“ kollaborierte er mit Nurse With Wound und Ramleh. Später war er als ein Teil von Meathead in Sachen Industrial Rock unterwegs, hat mit Lydia Lunch gearbeitet, und Tracks gemixt für Placebo, Girls Against Boys, Lydia Lunch, Front 242 und andere. Immer wieder stellt Teardo, der auch zahlreiche Soundtracks zu verantworten hat, mit anderen Musikern gemeinsame Projekte auf die Beine – und so sind wohl auch die beiden Platten mit dem launischen Einstürzende Neubauten-Sänger zu verstehen. Blixa gibt Blixa und das macht, dass der Sound, wenn auch wesentlich klassischer und Soundtrack-artiger immer nach der Neubauten Spätphase klingt. Also kein Krawall, sondern gesetzte Kammermusik zum Zuhören. Wir werden halt alle älter…

Goth Fans werden sich sicher über den Auftritt von MONICA RICHARDS freuen, ihrerseits vor allem bekannt als Sängerin von Faith In The Muse. In Leipzig wird sie wohl mit der „Gothic Supergroup“ THE EDEN HOUSE (vermute ich mal), auch jeden Fall aber gemeinsam mit dem US-Musiker ANTHONY JONES auftreten. Ich versuche, mir letzteres anzuschauen; das klingt recht vielversprechend, eher in Richtung der Tribal Folk-Platte „Infrawarrior“, die mir ganz gut gefallen hat. Aber eigentlich ist’s egal, ich mag die Stimme und die Frau dazu auch!

Das E-CRAFT noch existieren, hat mich ein wenig verwundert. Ich erinnere mich noch düster an die EBM-Band aus Eisenhüttenstadt. Musikalisch bewegt man sich in den Grenzen des Genres, wobei man etwas härter ist als der Durchschnitt und auch manch neueren Sound einbaut. Meins ist es trotzdem nicht.

Schon mehrfach beim WGT aufgetreten und wieder mit von der Partie sind SKELETAL FAMILY. Ganz angenehmer Gothic Rock der alten Schule, kein Wunder, liegen die Anfänge der Briten doch in den frühen 1980ern. Quasi Überlebende einer Szene, die es so nicht mehr gibt. Eigentlich schon genügend Grund, da mal vorbeizugehen, auch wenn das letzte Album schon wieder neuen Jahre zurück liegt und im Vergleich zum Ursprungssound eher seltsam „modern“ klingt.

Nicht fehlen darf ich bei ROSA CRVX. Die Franzosen sieht man nur selten hierzulande und das liegt auch daran, dass ihre Auftritte eigentlich immer Aufrisse sind. Als Rosa Crux das letzte Mal in Leipzig im Schauspielhaus spielte, war die Bühne gut gefüllt: „The most ’simple‘ stage-set includes the B.A.M., 8 churchbells, a grand piano & is built around „La Danse De La Terre“.
Letzeres ist eine Art Performance Art von zwei Schauspielern, die sich mit Erde bewerfen, die Abkürzung B.A.M steht für „Batterie Acoustique Midi“, wenn ich mich nicht täusche acht Standing Toms, die elektronisch angesteuert getrommelt werden. Hinzu kam noch ein vielköpfiger Chor. Doch das alles wäre Makulatur, wenn die Musik nichts taugte. Tut sie aber: Bombastischer Rock mit Mittelalter-Flair. Ganz großes Kino! Wer’s noch nicht gesehen hat, sollte es auf keinen Fall verpassen!

Bei dem ganzen mittelprächtigen Folk Metal mit nordischer Thematik freut man sich über richtigen Folk und den bringen NYTT LAND aus Russland auf die Bühne. Shaminische Musik vom Feinsten und auch etwas für die Mittelalter-Fraktion abseits von Dudelsack-Gepumpe. Sehr feine Musik.

Eine ganz andere Baustelle sind AUTHOR & PUNISHER aka Tristan Shone. Der Ami braucht keine Instrumente, nur Maschinen. Wer nun denkt, hier wird wie üblich Industrial aus der Dose produziert, der irrt. Shone hat sich echte Klangerzeuger-Maschinen gebaut, mit denen er seinen Krach erzeugt. Unabhängig davon ist die Musik auch abwechslungsreich und spannend. Unbedingt anschauen!

… Nur noch kurze Zeit bis das WGT beginnt und noch purzeln einige Ankündigungen rein. So gleich drei Bands, die man ganz grob dem Synthie Pop zuordnen kann. Zufürderst ist da FIRST HATE aus Dänemark. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich die Musik nun scheiße finden soll oder nicht. Ganz schön kitschig, hat aber doch was. Na mal sehen – das Duo hat bisher erst eine Platte draußen mit dem schönen Titel „A Prayer For The Unemployed“. Das ist ja schon mal löblich aber die Bühnenperformance des Sängers tendiert auf jeden Fall in Richtung albern…

Bei den italienischen HAPAX sind zwar auch die Synthies recht dominant, allerdings kommen noch die typischen Basslinien des Post Punk, dunkler Gesang und ein Dosenschlagzeug hinzu, auch wenn im Video jemand den Drummer mimt. OK aber eher Dutzendware.

Auch wenn die Zutaten recht ähnlich sind, gefallen mir die Landsleute von SCHONWALD besser, nicht nur wegen des ätherischen Gesangs der Dame. Irgendwie hat das Ganze mehr Atmosphäre.

Wie üblich werden mit herannahendem Festival auch eine ganze Menge „E-Musiker“ von klassisch bis experimentell angekündigt, für mich ist das ehrlich gesagt nichts. Sicher, in Sachen Prestige wertet das Angebot das WGT auf aber ich frage mich schon, wozu das gut sein soll. Da fand ich Bands, die das Genre mit Klassik verschmelzen, wie die Sarband, die ich vor vielen Jahren in der Peterskirche erleben durfte. Nun gut, sei’s drum. Zumindest eine interessante Sache habe ich gefunden, nämlich VERENA MARISA. Die gebürtige Brasilianerin ist eine Virtuosin auf dem Theremin und schreibt u.a. Soundtracks. Ich habe auch mal in ihre „Band“ CLÆNG reingehört aber das war mir einfach eine Nummer zu hurzig…

Neben der Klassik gehören auch die Literaten und Vortragenden zu den Spätangekündigten. Auch hier sind allerhand Namen dabei, die mir nichts sagen, ausgenommen der unverzichtbare CHRISTIAN VON ASTER und Herr MARK und Frau LYDIA BENECKE. Dazu kommt (nach einer kleinen Recherche) der Fantasy Autor MARKUS HEITZ, die Herrn M. KRUPPE, THOMAS MANEGOLD, BETTINA BORMANN, die Sängerin von Oberer Totpunkt, CARSTEN KLATTE, der bei Sungod, Cassandra Complex, Aurora Sutra, Project Pitchfork etc. mitgewirkt hat, SASCHA LANGE, der gerade mit Depeche Mode in der DDR einem breiteren Publikum bekannt wurde. Das sind so die Sachen, die ich interessant finde.

Endspurt

Nur noch wenige Tage und es kommen immer noch Ankündigungen rein. Der Riesenhit war nicht dabei aber ein paar gute Bands gibt es schon noch.

Ganz lustig könnte AKALOTZ werden – ganz klassischer, fetter EBM aus deutschen Landen.

Für die ruhigen Momente empfehle ich die junge Frau mit Gitarre: EMILY HOPPE.

Aus Schweden kommt die Post Punk Band HAUL. Musikalisch ist das ganz OK, leider taugt die Stimme des Sängers nichts.

Da sind die PINOREKS um eine ganze Ecke besser. Ich habe die Potsdamer jetzt schon mehrfach gesehen und der Post Punk / Wave war bisher immer sehr unterhaltsam. Mich erinnert das Ganze ein bisschen an die End-DDR-Wave-Band „Die Vision“.

RUMMELSNUFF muss man sicher nicht vorstellen. Wer den EBM-Body Builder-Matrosen mit Hang zum Slowowitz noch nicht gesehen hat, der sollte das nachholen.

Ganz nett fand ich noch WISBORG – ein deutsches Duo, bei dem die Mädels was zu schauen haben. Die hübschen Jungs machen ganz ordentlichen Wave mit viel Elektronik.

Wer die Rezi vom Vorjahr nachlesen will, der kann dies hier tun…

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