Zu guter Letzt noch ein paar Bands, deren Besichtigung sich durchaus lohnen könnten. Manche davon habe ich schon gesehen, von anderen nur gehört.
Für die Freunde des Death Rock sind sicher CHRIST VS. WARHOL ein Pflichttermin, schließlich haben sich hier Musiker von Scarlet’s Remains, The Deadfly Ensemble und Mephisto Walz zusammengetan. Alles keine Unbekannten, will ich meinen! Klanglich passt das Ganze, mit der etwas dünnen, weiblichen Singstimme habe ich so meine Probleme. Offensichtlich hat die Band nicht nur mich nicht so recht überzeugen können, nach dem Erstling „Dissent“ (2010 auf Danse Macabre) ist das zweite Werk „We, The Victims Of History“ nur noch in kleiner Auflage und hauptsächlich in den USA erschienen, als „CDr, Ltd, Promo, Smplr“, wie es bei Discogs heißt.
Ebenfalls eine Dame am Mikro haben die Landsleute BESTIAL MOUTHS, genauer gesagt Lynette Cerezo. Ob die nun wirklich mit Diamanda Galas oder Siouxsie verglichen werden sollte, sei einmal dahingestellt, ihre düstere Stimme macht auf jeden Fall etwas her. Und dass Cerezo einen Hang zum Wahnsinn hat, zeigen die Videos der Band. Das wird sicher einer der spannenderen Auftritte des Festivals, auch weil BESTIAL MOUTHS mit ihrem Cold Wave keine Eintagsfliege sind: Seit 2011 hat die Band vier Alben und eine Remix-LP veröffentlicht.
Wenn ich mich recht erinnere, habe ich AMBER ASYLUM – ebenfalls aus den Staaten – schon einmal live beim Wroclaw Industrial Festival gesehen. Vier Damen um Bandleaderin Kris Force, die mit Streichinstrumenten, Bass und Schlagzeug einen psychedelischen Sound der Extraklasse zaubern, viel dunkler als z.B. Sieben, komplexer als Sol Invictus. Etwas zum Fallen lassen, wofür es unbedingt auch einen guten Raum braucht. Hoffen wir, dass die Band die passende Location zugeteilt bekommt.
So ganz grob dem Neofolk lassen sich auch BACKWORLD – die nächsten Amis in der Runde – zuordnen. Joseph Budenholzer, der u.a. auch schon mit Current 93, Jarboe von den Swans und Lydia Lunch musizierte, ist mit BACKWORLD seit 1996 aktiv. Sein Sound ist aus meiner Sicht sehr freundlich, also eher was für die Puristen des Genres und die dunklen Romantiker. Die neueren Sachen scheinen mir noch etwas netter zu sein, nun ja, ich lass das wohl eher sein.
Im Zusammenhang mit Frau Lovich bin ich auf KIRSTEN MORRISON gestoßen, die zur Band der Wave-Legende gehört. Die Dame scheint sehr umtriebig im Grenzbereich zwischen Oper, Folk und Pop zu sein, persönlich ist mir die Stimme einen Tick zu quietschig.
Da mag ich die kühle Stimme von Hélène De Thoury aka HANTE. wesentlich mehr, auch wenn die Französin nicht das stimmliche Volumen einer ausgebildeten Sängerin wie Kirsten Morrison hat. Der synthetische Cold Wave passt auf jeden Fall gut dazu. Kann man sich auf jeden Fall anhören, auch wenn manchmal etwas mehr Abwechslung im Spiel sein könnte. Ganz sicher spielt De Thoury Titel vom aktuellen Album „This Fog That Never Ends“, das sie bereits in Dresden vorstellte.
Wechseln wir mal schlagartig die Richtung und kommen wir zum harten Gitarrensound. Das Album „The Angel And The Dark River“ von MY DYING BRIDE aus dem Jahre 1995, das ich damals noch als überspielte Kassette mein Eigen nannte, hat mich viele Jahre begleitet, der harte psychedelische Sound mit klassischen Einsprengseln mir durch manch dunkle Stunde geholfen. Das Nachfolgealbum „Like Gods Of The Sun“ besitze ich als CD, ebenso wie das 2001er Werk „The Dreadful Hours“, das mich dann schon nicht mehr so begeisterte. Live habe ich MY DYING BRIDE auch schon gesehen, mit einem gigantischen Set auf der Parkbühne. Hört man mal in das aktuelle Album rein, was ja Dank solch toller Errungenschaften wie Youtube möglich ist, muss ich sagen, dass sich der Sound etwas verändert hat, aber trotzdem noch erkennbar; nicht das schlechteste Urteil also. Die Stimme von Aaron Stainthorpe klingt allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
ERIC FISH ist in der hiesigen Szene kein Unbekannter. Mit Subway To Sally gehörte der Potsdamer zu denen, die die neue Freiheit nach der Wende nutzen konnten und es zu einigem Erfolg brachten. Insbesondere die Damen im Bekanntenkreis waren von der Musik und Frontmann Eric angetan. Auch wenn der Folk / Mittelalter Metal nie so mein Ding war, übersehen konnte man Subway To Sally kaum. Die Solokarriere von ERIC FISH (AND FRIENDS) habe ich nicht verfolgt, wenn man mal so reinhört, dann ist das ganz ordentlicher Singer-Songwriter-Folk. Geht klar.
Zum Abschluss noch was ordentlich Durchgeknalltes… BANANE METALIK aus Frankreich.Ich würde das mal verzerrten Horror Punk nennen, auf jeden Fall hart und blutig. Könnte live ganz lustig werden…
Etwas heftiger wird es auch mit ARGYLE GOOLSBY & THE ROVING MIDNIGHT – man nennt das Ganze wohl Horror Punk. Der gut tätowierte Herr im Vordergrund ist auch als Sänger bei Blitzkid aktiv.
Eine andere Form von Härte legene die Holländer von CARACH ANGREN an den Tag. Ganz ordentlicher Black Metal, würde ich sagen und das Corpse Paint ist auch sehr ansprechend 😉
Kommen wir zurück zu eher freundlichen Klängen zurück: NOUVELLE VAGUE aus Frankreich wurden vor allm durch Bossa Nova Versionen von New Wave Hits bekannt. Mittlerweile ist es nun auch schon weider 12 Jahre sehr, seit das erste, passend betitelte Album „Nouvelle Vague“ erschien. Die Idee war ganz nett aber irgendwann hat sich das Ganze für mich erschöpft. Trotzdem immer wieder mal ganz nett anzuhören. Und anzuschauen 😉
https://www.youtube.com/watch?v=sVkv42PHXKo
Kaum vorstellen muss ich sicher :OF THE WAND AND THE MOON: aus Dänemark. Die Neo Folk Band um Sänger Kim Larsen ist nun mittlerweile auch Dank einiger Konzernte an der Seite von Death In June längst eingeführt. Dern Einfluss der Godfathers ist auch kaum zu überhören, trotzdem weisen die Dänen genug Eigenständigkeit auf, um nicht als Epigonen zu gelten. Die Konzerte sind auf jeden Fall immer sehr herzergreifend, Herr Larsen hat auch einfach eine tolle Stimme.