Sigma Octantis – Dissipations (CD, Malignant AntiBody / OPN Records)

Sigma Octantis

„Die letzte Veröffentlichung dieses rätselhaften französischen Acts, der sich in den über zehn Jahren seiner Existenz entwickelt hat zu etwas Kopflastigem und Innovativen, bei dem tribale Rhythmen und Percussions mit Post-Industrial- und Post-Rock-Soundscapes verbunden werden, wo filmische Texturen und gefühlsgeladene Melodien miteinander kombiniert werden zu einem eklektischen, detailreichen und konzentrierten Hörerlebnis.“
So steht es geschrieben im Waschzettel zu dieser CD und es ist leicht nachvollziehbar, dass mich diese, wenn auch etwas hochgestochene Beschreibung, neugierig auf das machte, was dieser Tonträger zu bieten hat. Die Enttäuschung folgte auf dem Fuße.
Schon die ersten Klänge machen deutlich, dass die geheimnisumwitterten Sigma Octantis eine doch recht konventionelle elektronische Musik abliefern, an der zuallererst das Glatte ins Auge fällt bzw. ins Ohr flutscht. Das klingt alles sehr nach Auftragswerk für eine mainstreamtaugliche Fernsehproduktion, wobei anzuerkennen ist, dass die Herrschaften sehr gut in der Lage sind, komplexe Klanglandschaften aufzubauen und Stimmungen zu erzeugen. Doch will sich bei mir trotzdem keine Freude einstellen, nicht allein wegen solcher Ausrutscher wie der jaulenden Gitarre in „Errace Définitive“, sondern einfach deshalb, weil das Endprodukt schlicht leblos ist. Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Sigma Octantis, mich mit ihrer Musik gefangen zu nehmen. Nun bin ich auch kein Fan von den als Referenz genannten Morthound, deren Album „Spindrift“ den Franzosen als Anstoß für ihr eigenes Schaffen gedient haben soll. Doch zeigt schon der kurze Hörvergleich mit den Schweden, dass deren Sound einfach mehr Tiefe hat. Und auch die Gegenüberstellung mit Landsmann Jean-Michel Jarre, an den ich mich bei „Conamara Chaos“ und einigen nachfolgenden Titeln erinnert fühle, fällt eher zuungunsten von Sigma Octantis aus. Zum wunderbar-esoterische Synthesizerkitsch von Jarre fehlt ihnen der Mut. Stattdessen bewegt man sich irgendwo in der Mitte zwischen Gefühlsduselei, große Pathos und musikalischer Raffinesse, ganz offensichtlich mit der Absicht für ein breiteres Publikum kompatibel zu bleiben. Aus meiner Sicht ergibt sich daraus das Dilemma dieser Produktion – sie ist weder Fisch noch Fleisch. Vielleicht hätten sich die Franzosen besser an ihrem Landsmann Éric Latteux und seinem Projekt Internal Fusion ‎orientiert, der mit „Om Vaira Sattva Hum“ bereits 1996 gezeigt hat, wie man so etwas macht. Das Album wirkt noch heute frischer und erdiger als „Dissipations“. Schade, dass Sigma Octantis nicht mehr aus ihren Ideen gemacht haben. Mir fällt es mit zunehmender Spieldauer der CD immer schwerer, das Werk noch erträglich zu finden.

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