Mädchen June – Nussbaums Hand mit der Musik von Parma Day (DVD-R + 2 CD-R, Tosom)

Mädchen June

Auf der DVD befinden sich drei Filme, „Die Blumen des Bösen“, „Parables“ und „Nussbaums Hand“. Laut Beschreibung stehen sie in einem direkten Zusammenhang, der sich aber anhand der Filme selbst nur schwer nachvollziehen lässt. Folgende Story wird mitgeliefert: „Herbst 1920, eine andere Zeit, der Kaiser ist weg, die Menschen ohne Illusionen.Die Straßen umkämpft, die Bösen auf den Vormarsch. Der alte Kabbalist Nussbaum verliebt sich in die schöne Francesca und er will sie besitzen doch sein Glaube an die Vernunft hält ihn noch davon ab. In seinen Alpträumen, Visionen erkennt er den Untergang, er weiss er kann nicht warten, die Bösen sind nahe, sie treiben ihn in das Unglück und lassen das Unheil beginnen.“
„Die Blumen des Bösen“ setzt sich aus Aufnahmen in Industriebrachen – immer wieder sind verfallene Klinkerbauten aus der Gründerzeit zu sehen – von Friedhöfen und aus der Natur zusammen, die ohne erkennbares Konzept mit einigen wenigen Filmschnipseln versetzt werden – Augen, eine Boy-meets-girl-Story, eine lustvoll-leidende Frau etc. Das alles zeig sich fast menschenleer, in rot gefärbt und mit der bedrohlich wirkenden Musik von Parma Day unterlegt. Der rechte „thrill“ will sich jedoch nicht einstellen, da irgendwie der rote Faden fehlt oder nicht erkennbar ist.
„Parables“ beginnt mit der einleitenden Frage nach dem Sinn des Lebens, bevor es auf den nächtlichen Trip durch eine wieder menschenleere Stadt geht. Am Ende steht die Beschreibung einer Hinrichtungsmethode, im letzten Bild sieht man einen unsympathisch wirkenden Menschen in 70er Jahre-Outfit am Steuer eines Autos. Der Mann dreht sich grinsend um und schaut in den Fond seines Wagens. Was er dort sieht, wird nicht aufgeklärt, der klaustrophobische Soundtrack, der hier schon eine Weile ausgesetzt hat, lässt Arges vermuten.
Im dritten Teil kämpft sich der Protagonist, der immer nur durch seine Hand im Bild erscheint, aus einem dunklen, verfallenen Keller ans Licht. Erneut kreuzt kein anderer Mensch seine Bahn. Im letzten Teil ist er mit einer Frau unterwegs beim Gang über einen Friedhof. Die Hand greift nach ihren Haaren, Umschnitt auf eine Friedhofsskulptur. Was passiert jetzt? Diese Frage bleibt offen.
Insgesamt ist „Nussbaums Hand“ eher eine recht verwirrende und verworrene Ansammlung von Bilder, die wahrscheinlich nur assoziativ zu lesen ist. Eine wirklich stringente Story gibt es nicht. Auffallend ist die Menschenleere, die sich durch alle drei Filme zieht. Das Ganze wirkt wie ein Kaleidoskop aus Stimmungen, wofür auch das quasi gefundene, nicht inszenierte Bildmaterial spricht. Die manchmal anachronistischen Details – Doppelglasfenster, Neubauten und Taschenlampenlicht bei einem 1920 angesiedelten Sujet – lassen den Betrachter schmunzeln auch wenn der Gesamteindruck eher düster ist.
Auch wenn ich persönlich mit den Filmen nicht allzu viel anfangen kann, so muss ich doch eingestehen, dass hier jemand seine Visionen unabhängig von irgendwelchen Beschränkungen umsetzt. Gelegentlich gelingen dem Künstler – Mädchen June / Parma Day / VernomLLP – dabei richtig geniale Bilder, so zum Beispiel, wenn sich ein Baum in einer Pfütze spiegelt. Alles sehr low budget und minimal aber auch fernab aller Standards und damit wohltuend anders.

Zur Veröffentlichung gehören noch zwei Tonträger, „Apfelstadt“ und“Bei Paul Bormann wird getanzt“. Die „Apfelstadt“ scheint ein recht düsterer Ort zu sein, das vermittelt zumindest der hier angebotene Sound. Dunkelster Ambient, schleifende Loops, schmerzhafte Maschinengeräusche, fast statische Klangflächen – wirklich wohnlich klingt das nicht. Die experimentelle Musik wirkt bedrohlich kalt und extrem flüchtig -Ambient zum Fürchten. Passend dazu das Zitat auf der DVD-Box: „Stimmen im dunklen Gewirr, schweigen im hellen Schein des Nichts. Die Angst ist der Begleiter in der ausweglosen Situation des Furchtsamen.“
Das vorletzte Stück auf der CD, „Nussbaums Hand 2“ bleibt mit seinen an eine alte Standuhr erinnernden Sounds besonders gut haften. Ansonsten ist die Musik sehr flüchtig.

Wirklich zum Tanzen ist „Paul Bormann“ nicht, wenn auch hervorragend zur psychoakustischen Konditionierung geeignet. Monotone jedoch sehr komplexe Rhythmen, flirrende Sounds, räumliche Effekte, meditative Stimmungen, verquere Bläserschnipsel. Alles ist absolut synthetisch, ohne dabei jedoch zu langweiligen. Insgesamt wirkt diese Musik ziemlich hypnotisch und verspielt wie ein abgefahrener Soundtrack, zu dem sich der Hörer den Film selbst denken muss. Oder halt nicht, siehe DVD.

DVD-R Filme
1. Die Blumen Des Bösen
2. Parables
3. Nussbaums Hand

Titel CD-R 1: „Apfelstadt“
1. Intro
2. Swing To Die
3. Eternal House
4. In The Leaving Dream
5. Parables
6. Die Weinende Francesca
7. Majev Intruo I (192 Mono)
8. Eraiga
9. Majev Intruo II (1969 Mono)
10. Nussbaums Hand Teil 1
11. Nussbaums Hand Teil 2
12. Nussbaums Hand Teil 3

Titel CD-R 2: „Bei Paulmann Wird Getanzt“
1. Spielende Zwerge
2. Romanovgasse
3. Swing To Die
4. Schwimmende Katzen
5. Bad Flowers Dancing In The Rain
6. Nussbaums Hand

 

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