Lydia Lunch & Cypress Grove – A Fistful Of Desert Blues (CD/LP/lim. Box, Rustblade Records)

Lydia Lunch & Cypress Grove

Lydia Lunch vorzustellen, ist sicher nicht nötig. Jeder, der sich schon einmal mit Underground Musik beschäftigt hat, sollte den Namen der New Yorkerin kennen, die seit Ende der 1970er aktiv ist, als Musikerin, Schriftstellerin und politische Aktivistin.
Zudem ist die rauchige, fiese Stimme von Frau Lunch unverwechselbar, ebenso wie ihr immer etwas verpeilt wirkender Sprechgesang. Auf den zwölf Songs des Albums macht Lydia Lunch das, was sie am besten kann: zetern, lasziv gurren, die Worte auskotzen, leiden. Eben alle Höhen und Tiefen des Lebens ausloten, so wie es sich für den Blues gehört. Und wie es zum Inhalt des Werkes passt, bei dem es um die Schlachten der Geschlechter geht – eines der alten Themen von Frau Lunch. Als Hintergrund für diese Betrachtung dient die südliche Wüstenregion von Almeira in Spanien. Hier wurden bereits zahlreiche Spaghetti-Western gedreht und die von Zerfall und Leblosigkeit geprägte Landschaft ist die perfekte Leinwand für dieses Epos.

Eine viel passendere musikalische „Unterlage“ für Lydia Lunchs „Organ“ als den „Desert Blues“ von Cypress Grove aka Tony Chmelik kann es kaum geben: Seine Musik ist staubtrocken, reduziert und doch voller Kraft. Mal schwer am eigenen Gewicht schleppend, mal schwerelos verträumt, dann wieder weit ausholend vorwärts stürmend, die Tempi und Stimmungen wechseln, so dass sich niemand langweilen muss. Aber diese Gefahr besteht nun wirklich nicht, denn der Cypress Gro(o)ve ist fesselnd, erdig, vielfältig mit Westerngitarre, Mundharmonika und Schlagzeug ohne zu sehr auszuufern. Lydia Lunch’s Stimme bleibt stets die bestimmende Zutat, auch im Duett mit Chmelik, und wie sollte es auch anders sein?

Lunch und die Chmelik kannten sich bereits von einem Tribut-Album für den leider schon verstorbenen Jeffrey Lee Pierce von The Gun Club. Der Hit des Albums „Revolver“ kursierte schon eine Weile als Mitschnitt eines Liveauftritts im Netz – nun gibt es also ein komplettes Album und das lohnt sich sowohl inhaltlich als auch optisch, insbesondere wenn der Musikliebhaber zur limitierten Boxausgabe greift.
Wer Calexiko und deren von Westernstimmung geprägten Platten etwas zu nett findet, kann hier bedenkenlos zugreifen. Meine Favoriten auf der Platte sind „Revolver“, „I’ll be Damned“, „Jericho“; Reinhören lohnt sich auf jeden Fall!

zurück

Hier der Teaser zur Platte:

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert