Dag Rosenqvist & Rutger Zuydervelt – Vintermusik (CD, Zoharum)

Dag Rosenqvist / Rutger Zuydervelt

Daq Rosenquist ist ein recht umtriebiger Musiker: Seit 2005 hat der Schwede 30 Alben, EPs und MCs veröffentlicht, die meisten davon mit seinem Hauptprojekt Jasper TX, das er 2012 allerdings einstellte. Zahlreiche Tonträger entstanden auch in Kollaboration mit anderen Musikern, darunter mit Machinefabriek.
Womit wir bei Herrn Zuydervelt werden, dem Mann hinter ebendieser Formation. Auch der Niederländer kann über ein erstaunliches Œuvre verweisen, solo, wie auch als Mitglied in verschiedenen Gruppen.

Im Jahr 2006 trafen sich die beiden Musiker, um gemeinsam ihre „Wintermusik“ aufzunehmen. Die Platte beginnt mit dem überlangen „Frost / Vries“ sehr leise, ein vorschnelles Hochregeln der Lautstärke könnte schmerzhaft werden, auch wenn die sich langsam aufbauenden Drones und die glockenartigen Klänge keine echte Gefahr fürs Trommelfell darstellen. Die zunehmend massiver werdenden Sounds werden von einem Knistern begleitet, das ihnen Bodenhaftung verleiht. Später wird dieses Knistern durch ein breites Rauschen ersetzt, das im Abklingen mit sehnsuchtsvollen Harmonia-Klängen durchsetzt ist.
Title zwei, das unaussprechliche „Gräs Som Bryts Och Går Av / Gras Dat Knakt En Breekt“ knistert wieder, ist aber Dank sich wiederholender Zither(?)-Akkorde etwas melodischer und „romantischer“ als sein Vorgänger. Diese „poppigere“ Stimmung setzt sich mit „Blåsa Rök / Rook Blazen“ fort, hier erinnert mich das Ganze schon an Denovali Records Acts. Simple, repetitive Melodien, die eine introvertierte Stimmung erzeugen, geerdet durch allerhand field recordings, hier scheint z.B. das Wassergeräusch unter einem Boot verwendet worden zu sein. Witzig ist der verspulte Gesang am Ende und das Stoppgeräusch der Platte.
„Ljus I November / Licht In November“ setzt auf Klavierklänge, die mich ein wenig an Anne Clarks „Poem Without Words“ erinnern, dazu gibt es wieder atmosphärische Störungen – ein Klingeln ist auch dabei – und Kinderlachen. „Tappad Vante / Verloren Want“ zeigt das Duo dann wieder von der experimentellen Seite: Das Stück besteht hauptsächlich aus field recordings und bewegt sich in der Tradition der Musique concret. Gegen Ende wird’s dann aber doch noch mal „musikalisch“
Mit „Islossning / Ijsbreken“ gleicht in vielen Belangen dem Opener; allerdings taucht hier erstmals Gesang auf, den man wohl eher als „Chanting“ bezeichnen sollte. Begleitet wird das Ganze von melancholischen Keyboardklängen.

Neben den regulären Stücken der Veröffentlichung enthält der Re-Release auf Zoharum noch das 23-minütige „Feberdröm / Koortsdroom“, das ursprünglich per 3-inch CDR das Licht der Welt erblickte. Hierbei handelt es sich um ein eher rohes „unmusikalisches“ Stück, eine Kombination aus Drones und Noises. Das Ganze ist dann aber nicht allzu harsch, sondern vielmehr „psychedelisch“, sprich in den Kopf gehend.

zurück

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert