Wave Gotik Treffen 2015 – ein Rückblick auf vier heftige Feier-Tage…

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Freitag

Nachdem das Festival im vergangenen Jahr eher hektisch begann, entschied ich mich diesmal für eine entspanntere Variante und sagte der Arbeit bereits Mittags ade. Ich stieg in den rechtzeitig gebuchten Fernbus – ich sag nur Bahnstreik – der mich nach Leipzig bringen sollte und hatte abgesehen von meinem Problem mit einem eher hektischen Fahrer, eine brauchbare Reise, die unweit des Hauptbahnhofes endete. Von hier aus nahm ich die Bahn nach Plagwitz, wo mich meine Gastgeber schon erwarteten. Nach einem gemütlichen Mittagessen und viel Geplaudere, begab ich mich dann auf den Weg ins Agra-Gelände, um hier meine Fotoerlaubnis abzuholen. Die Straßenbahnfahrt erwies sich als einigermaßen abenteuerlich mit mehrfachem Umsteigen etc., worauf ich mich entschied, dies in Zukunft zu vermeiden. Was mir auch nicht schwer fallen sollte, schließlich interessierte mich kaum eine der Bands, die in diesem Areal spielte und auch das Heidnische Dorf reizt mich aufgrund der ständigen Überfüllung kaum noch.

Jordan Reyne Nachdem ich mein Kärtchen abgefasst hatte, führte mich der Weg zurück in die Stadt, genauer gesagt zum Schauspielhaus. Eine Ehrenrunde gedreht – als Orientierungslegastheniker macht man das gern mal – und schon war ich am Ort des Geschehens, wo Jordan Reyne die Bühne betreten sollte. Ich hatte sie ja bereits im April gemeinsam mit Sieben im fantastischen „Horns Erben“ gesehen, wo mich die Neuseeländerin mit ihrem Loop-Gitarren-Folk in intimer Atmosphäre begeisterte. Den Auftritt auf der großen Bühne meisterte die gehörnte Witzboldin – deren launige Ansagen ein wichtiges Element ihrer Shows sind – mindestens ebenso souverän. Der fette Klang der Anlage ließ insbesondere die industriellen Sounds – Fabrikarbeit spielt in Reynes Schaffen eine wichtige Rolle – mit ungeheurer Wucht auf das Publikum einprasseln. Ein sehr gelungener Auftakt für das Festival!

shield-patternsAufgrund eines freundlichen Hinweises und da ich keine weiterführenden Pläne für den Abend hatte, blieb ich im Schauspielhaus und schaute mir noch Shield Patterns an, eine Band, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Besagter Freund verglich die Engländer mit Kate Bush, was ich in Bezug auf die stimmlichen Äußerungen von Sängerin Claire Brentnall auch so stehen lassen kann. Allerdings war trotz aller schräger Sounds Frau Bush musikalisch nie so experimentell, wie das, was der männliche Part des Duos, Richard Knox, da bot, ein Sound, der sicher auch manch Coil-Fan die Freudentränen in die Augen treiben kann. Ich fand den Auftritt auf jeden Fall furios und freute mich, dass ich geblieben war.

cleoOhne einen konkreten Plan ging ich in Richtung Moritzbastei, wo ich in zwei Stunden Freunde treffen wollte. Auf dem Weg dahin passierte ich eine attraktive junge Frau, die am zeitgeschichtlichen Forum, zu Füßen des „Jahrhundertschritts“ musizierte. Nun bin ich nicht der Riesenfan von Straßenmusik aber – siehe später – irgendwas zog mich an. Ich drängte mich also der Dame auf und spendierte ihr ein Bier. Cleo, so ihr Name, hatte mir erzählt, dass sie acht Euro benötigte, um ins Dark Flower gehen zu können. Nun konnte ich erleben, wie sie innerhalb kurzer Zeit ein erkleckliches Sümmchen einnahm, das ihr auch den Genuss diverser Kaltgetränke erlauben sollte. Bevor wir aber gemeinsam in die Grufti-Disse abzogen, steckte mir ein Mann, der die ganze Zeit Cleos Vortrag gelauscht hatte, weil er mich für ihren Freund hielt, einen Zettel zu. Auf meine Ansage, dass er das niedergeschriebene doch direkt der Künstlerin mitteilen könne, reihte er sich in unser kleines Grüppchen ein und es entspann sich eine lange Diskussion über Gott und die Welt, wobei der Herr überzeugt von Gottes Existenz war und ich mich sofort als Satanist outete. Witzigerweise war das nicht das Ende des Gespräches, sondern eher sein Antrieb, bei dem sich immer mal wieder neue Koalitionen bildeten und das ohne, dass man aufeinander einschlug. Das ist wahrlich einer der Gründe, für die ich diese Szene liebe…

Nach der Gaffa-Reparatur von Cleos Schuh und einem Bier im Dark Flower verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zur Moritzbastei. Dort traf ich – wie sollte es auch anders sein – wieder ein paar Bekannte, trank ein Bier und langweilte mich bei der Musik. Da meine Verabredungen auch nicht auftauchten, entschloss ich mich zum Gang ins Stadtbad, den ich dann zu Fuß antrat. Zwar wäre die Straba bequemer gewesen aber da ich mich in Leipzig nicht so super auskenne, ist die fußläufige Erkundung ein gutes Mittel, sich Wege einzuprägen.

stadtbadDer Eindruck, den das fantastische Gebäude des alten Stadtbades dann bei mit hinterließ, hätte nicht größer sein können. Ein gewisser Neid schwingt da immer schon mit, wenn man sieht, welch großartige Veranstaltungsräume es in Leipzig gibt und dass diese auch noch nutzbar sind. Sicher ist das Stadtbad im Rest des Jahres kein Ort der Subkultur aber es steht dem WGT zur Verfügung. Was will man mehr? Die Disko der Dresdner DJs von Eislicht bzw. September GK war da schon fast Nebensache, auch wenn wir uns gut unterhielten. Ein feiner Abend, der recht lang dauerte. Die Heimfahrt per Bahn stoppte dann am Bahnhof, denn dort standen mir 25 Minuten Wartezeit bevor. Da ich dazu keine Lust mehr hatte, schnappte ich mir ein Taxi und beteiligte zwei Damen an den Fahrtkosten. Tag eins war also geschafft.

 

Samstag

Einigermaßen erfrischt startete ich in den nächsten Abschnitt des Feiermarathons. Das ausführliche Frühstück mit den Gastgebern sowie stundenlanges Gequatsche führten dazu, dass ich meinen nächsten Programmpunkt leider verpasste, denn der hieß Konzert bei Loki. Als ich dann im Laden des kleinen Leipziger Labels ankam, waren die künstlerischen Darbietungen schon vorbei und ich musste mich kulturell mit einem kalten Bier begnügen.

moritzbasteiNachdem dieses vertilgt war, zog ich gemeinsam mit der Berliner Festival Crew (BFC :-)) Richtung Innenstadt, wo wir vor der Moritzbastei herumlungerten und weiterhin alkoholische Kaltgetränke vertilgten. Neben dem üblichen Schaulaufen der Szene haben sich wohl mittlerweile auch diverse Junggesellen- und -gesellinnenabschiede den Vorplatz der Moritzbastei als Station für ihren Hindernisparkour auserkoren. Mit einer dieser Gruppen kamen wir ins Gespräch und befreiten die Herrschaften gegen einen kleinen Obolus von diversen Getränken. Sehr amüsant das Ganze, wobei ich froh bin, dass zum Zeitpunkt meiner Verehelichung solche Bräuche noch nicht an der Tagesordnung waren und mich niemand in albernen Klamotten durch die Innenstadt geschleift hat. Nichtsdestotrotz, so ein bisschen Rumasseln macht alten Punkern immer mal wieder Spaß. Dem Markt auf der Moritzbastei statteten wir selbstverständlich ebenfalls einen Besuch ab, denn meine Weggefährten waren einer der dort angebotenen Spezialmischungen verfallen.

zeena-schreckEinigermaßen aufgehitzt begaben wir uns dann in das Ägyptische Museum, um dem rituellen Vortrage von Zeena Schreck, geborene LaVey zu lauschen. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, verschob sich der Ablauf ein wenig, zum Glück mussten wir nicht draußen warten, sondern waren schon in die Museumsräume eingesickert. Frechheit siegt halt. Dank einiger Hilfestellung für eine junge Dame, die per Dekret der Chefin zur Fotoassistentin ernannt wurden war, kam ich sogar zu einer Erlaubnis, Bilder machen zu dürfen, denn dies war – ebenfalls erwartbar – limitiert wurden.
Die Performance war dann recht eindrucksvoll mit Zeena Schreck als Zentrum und zwei Herren (einer davon John Murphy), die ihre stimmlichen Ausflüge mit Schlagwerk und allerlei anderen Klangerzeugern begleiteten. Im Ambiente der ägyptischen Ausstellungsstücke wirkte Frau Schreck, ihres Zeichens Hohepriesterin des Temple Of Set, unbedingt authentisch und ich hätte mich nicht gewundert, wenn der tierköpfige Gott tatsächlich erschienen wäre.

while-angels-watchNach diesem gut besuchten kulturellen Highlight trotteten wir zum Alten Landratsamt, um dort noch den zweiten Teil von While Angels Watch mitzubekommen, eine ganz nette Neofolk-Band, die allerdings einen besseren Sänger bräuchte. Stimmlich stellte mich Mr. Dev nicht so recht zufrieden auch wenn mir die Musik insgesamt zusagte.

sol-invictusBesser aus meiner Sicht bringt das Tony Wakeford, der an diesem Abend das Schlusskonzert im Landratsamt gab. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel erwartet, wurde dann aber richtig positiv überrascht. Während es mit Sol Invictus-Sänger in den letzten Jahren gesundheitlich immer mehr abwärts ging und er zuletzt seine Auftritte nur noch sitzend absolvierte, stand diesmal ein sichtlich gut gelaunter Tony Wakeford auf der Bühne, um etliche Kilo erleichtert und viel energetischer. Das war eine echte Freude, wie er da im Kreise seiner Damen musizierte und das wunderbare „In The Rain“-Album zum Besten gab. Schön, dass der unbesiegbare Tony wieder da ist!

Eigentlich wollte ich mich mit meinen Gastgebern noch zum Umtrunk in Plagwitz treffen, als ich sie nach dem Sol Invictus-Konzert anrief, hatten sie allerdings schon wieder den Rückzug angetreten. Trotzdem ging es erst einmal in den alternativen Stadtteil und zur Unterkunft, wo wir uns dann ein wenig Mut antranken für den nächsten Ausflug. Kurzfristig landeten wir auch im Felsenkeller – ebenfalls eine tolle Location aber dann werden die Erinnerungen etwas rissig. Dort spielten gerade noch Samsas Traum und ich wunderte mich nur, dass die wie Sol Invictus klingen. Da ich später keine Fotos mehr gemacht habe, kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, was alles passierte. Irgendwie waren wir auf jeden Fall noch in der Villa tanzen. Wie immer lief die beste Musik im Raucherraum. Ein echtes Dilemma…

 

Sonntag

Das harte Programm des Samstages forderte seinen Tribut und so musste ich die Einladung der BFCs zum Frühstück leider ungenutzt verstreichen lassen ebenso wie den neuerlichen Besuch bei den Lokis. Sorry, Freunde…

hologramGegen 16 Uhr gelang es mir dann doch, aus den Federn zu kommen und der erste Weg führte mich an diesem Abend ins Landratsamt. Dort spielten gerade Hologram, die ordentlich Gas in Sachen Techno gaben. Schon nach wenigen Minuten wurde ich gewahr, dass ich in meiner Verpeilung den Ersatzakku meiner Kamera vergessen hatte und der in der Kamera befindliche schon reichlich geschwächt war.

black-lungSo blieb ich noch, um den Anfang von Black Lung zu sehen. Als mich der Mann mit Schweinemaske, der erst eher mittelmäßigen Ambient und später Rhythmisches zu Gehör brachte, nicht so recht vom Hocker zu reißen verstand und in Hinsicht darauf, dass ja auch noch Orphx auf dem Plan stand, machte ich mich auf den Rückweg zur Unterkunft. Der Plan in einer knappen Stunde zurück zu sein, fiel leider ins Wasser, weil die Bahnen ausfielen, eine nach der anderen. Ob dies an den Kompletthirnis von RB Leipzig, die durchalkoholisiert randalierten, oder gar an einer Schießerei, wie von einem Bekannten kolportiert, lag, konnte ich nicht eruieren.

orphxIm Endergebnis war ich nach einiger Zeit dann doch wieder im Landratsamt, diesmal mit dem zusätzlichen Akku bewaffnet und mit der Chance noch eine halbe Stunde das kanadische IDM-Duo Orphx zu bewundern. Auf jeden Fall nicht schlecht, wenn auch solch eine Show, zwei Leute hinter ihren Geräten, sicher nicht das Nonplusultra der Darbietungskunst ist.

gerechtiskeitsligaDass sah bei der Gerechtigkeitsliga in der Moritzbastei dann ganz anders aus. Ein cool an Elektronik, Horn und Trommeln agierender Ragnar und ein höchst engagierter Till Brüggemann lieferten eines der besten Konzerte des Festivals ab. Sehr energetischer Oldschool Industrial mit einer gesellschaftskritischen Message, eine Klang gewordene Dystopie.

sektion-bIn Sachen Power legen die Berliner Sektion B noch eine Schippe drauf, doch ist der Ansatz des Trios ein anderer. Hier heißt es „right in the face“, die Abgründe der heutigen Zeit werden dem Betrachter um die Ohren geschlagen, das Ganze untermalt von Bildern alltäglicher Gewalt, Massenmanipulation und einem durchdringenden Gehirn-Bohrer-Sound. Dazu schreien sich die beiden Herren Sänger die Seele aus dem Leib, damit auch der letzte Zweifel verfliegt, dass das hier kein Spaß ist. Immer wieder geil!

Selbiglast-dominion-lostes ließ sich von Last Dominion Lost leider nicht sagen. Die drei in Berlin lebenden Australier – John Evans, John Murphy und Julian Percy starteten zwar recht vielversprechend, dann wirkte ihr Auftritt aber zunehmend konfuser. Statt eines durchgängigen Klangbildes wirkte vieles improvisiert und wie so oft bei Improvisationen passt da nicht immer alles zusammen. Zum Glück hatte sich Mastermind Evans das Antlitz in bester Mumienoptik bandagiert, so blieb dem Publikum sein sicher verzweifelter Gesichtsausdruck verborgen. Möglicherweise liege ich mit meiner Analyse falsch – einige Freunde fanden das Konzert auch großartig – ich war allerdings enttäuscht. Gegenüber dem eindrucksvollen Auftritt beim Epicurian Escapsim Festival in seiner Heimatstadt wirkte das Trio eher unbeholfen.

Nach zwei Tagen Dauerparty zog es mich dann heimwärts, wo ich mit meinen Gastgebern noch das eine oder andere berauschende Getränk vertilgte, um dann so gegen 3 Uhr ins Bett zu fallen.

 

Montag

Deutlich frischer als den Tag zuvor, stand ich gegen 11 Uhr wieder auf der Matte, so dass ich kurz vor 14 Uhr nach einem ausgiebigen Frühstück – raue Mengen Kartoffelsalat – auf dem Riverboat einchecken konnte. Dem Sachsen als Veranstaltungsort einer netten (nett ist die kleine Schwester von…) Talk Show bekannt, diente die Lokalität diesmal dem Vortrage szenerelevanter Geschichten.

alexander-nymIch war gekommen, um meinen Freund Alexander Nym moralisch bei seiner Lesung zu unterstützen, vor allem aber, weil ich sein Engagement für eine Szene abseits des Konsums und der Klischees schätze. So stellte Nym neben einem aktuellen Buch über die britischen Industrial Heroen Test Dept. auch das von ihm herausgegebene Kompendium „Schillerndes Dunkel“ und das kleine Büchlein zum 20. Jubiläum des WGT vor. Aus dem „Schillernden Dunkel“ gab er dabei die recht kritische Story von The Fair Sex Frontmann Myk Jung zum Besten, die für einige verstörte Blicke aber auch für viel Erheiterung sorgte, ebenso wie ein in englisch vorgetragener Bericht vom exzessiven ersten Wave Gothic Treffen.

Nach diesem kulturellen Höhepunkt stiefelte ich noch einmal heim, um dort völlig durchnässt einzutreffen – das Wetter tendierte in Richtung heftig schwül. Umgezogen, Bier inhaliert und los ging es in Richtung Volkspalast. Da sich meine mittelprächtige Ortskenntnis wieder einmal auszahlte, marschierte ich noch eine halbe Stunde rund um die Kuppelhalle, wobei es, wie sollte es auch anders sein, zu regnen begann. Zum Glück hatte ich mir gerade einen hübschen Parka zugelegt, so dass ich nicht über Gebühr nass wurde bzw. schnell wieder abtrocknete.

liebknechtIm Veranstaltungsort, genauer in der Kantine, angekommen, sah ich noch die letzten Minuten von Liebknecht, ganz ordentlicher EBM aus dem Hause Daniel Myer, die dann noch zum Abschluss Mr. Mc Carthy auf die Bühne baten. Da brannte die Hütte…

snogIn der Kuppelhalle betraten als nächstes Snog die Bühne, was optisch schon mal recht ansprechend war. Mr. Thrussel, begleitet von drei Ledertanten, kam mit einer Zombie/Alienmaske auf die Bühne. Das wirkte etwas seltsam, schließlich sah man den Meister nicht singen. Erst nach dem Introsong nahm er die Maske ab und man konnte die vertrauten langen Haare sehen, die Thrussel beschwingt singend schüttelte. Auf mich wirkte das Ganze wie eine große Nummernrevue und ich zog mich nach der Zeit im Fotograben alsbald zurück. Da fehlte mir wohl an diesem Tag die Ernsthaftigkeit, die ja auch durch die Projektionen transportiert wurde. Insgesamt wirkte mir die Musik auch zu gefällig, ich mag es halt etwas harscher.

distelDie Minimalisten von Distel waren da schon viel eher mein Geschmack, auch wenn dem sehr an Galakthorroe gemahnenden Sound trotz Live-Schlagzeug ein wenig die Durchzugskraft von November Növelet oder gar Haus Arafna fehlt. Schick anzusehen war das holländische Duo aber trotzdem, Dank der Musik aus dem Koffer und dem rußgeschwärzten Gesicht des Sängers. Sollte man auf jeden Fall im Auge behalten die Herrschaften!

blackhouseNach den Stachelpflanzen erwartete mich mein Festival-Highlight, der erste Auftritt der legendären Blackhouse. Vorab war klar, dass das Ganze entweder eine einzige Pleite oder großartig wird und ich behaupte jetzt einfach mal, es war fantastisch. Mr. Ladd, ganz alleine mit Laptop und Effektgeräten auf der Bühne stehend, wirkte etwas unsicher und versuchte, so meine Wahrnehmung, um jeden Preis den Mythos Blackhouse zu zerstören: „Now I’m pressing this button…“, doch das tat der unglaublichen Wirkung der Musik keinerlei Abbruch. Im Gegenteil forderte es die Fans heraus, mehr von Blackhouse zu fordern und mit zunehmender Spieldauer wurde die Performance abgeklärter. Aber selbst wenn Ladd nicht bei seinen vokalen Ausbrüchen gezeigt hätte, welche Energie in ihm steckt, hätte allein der Fakt, diese Musik mal richtig laut hören zu können in solch einem Raum wie der Kuppelhalle alle „Missstimmung“ einfach weggeblasen. Beim nächsten mal noch ein bisschen mehr Show und Blackhouse schlagen ein wie eine Bombe. Alle vorhandenen Daumen nach oben!!!

wranglerNach diesem gigantischen Pfeiffkonzert (der Blackhouse Hum brennt die Gehirnzellen ab!) konnten mich die tollen Wrangler und die kühlen Clock DVA nicht mehr so recht vom Hocker reißen, auch weil ich beide Bands – Wrangler beim Wroclaw Industrial Festival, Clock DVA bei einem Konzert in Leipzig – in letzter Zeit schon live gesehen hatte. Bei Clock DVA kommt hinzu, dass ich die mehr oder weniger aktuelle Veröffentlichung „Post-Sign“ hoch und runter gehört habe, so dass ich die Musik beim Konzert schnell über bekam. Trotzdem lohnt es sich, die beiden Bands anzuschauen, ich war an diesem Abend aber ausgebrannt.

Vclock-dvaom Volkspalast begab ich mich dann auf die lange Reise nach Plagwitz, um nach einer Aufhopfung das Festival im nur wenige Minuten von der Basis entfernten Täubchenthal ausklingen zu lassen. „Unknown Pleasures“ bereitete mir die Musik zwar nicht gerade aber ich konnte mir immerhin ein paar sehr schöne Frauen anschauen. So gegen 4 ging es dann bettwärts und direkt ins Reich der Träume.

Am Dienstag nahm ich dann den Zug nach Hause, um dort noch ein wenig zu „chillen“, bevor es wieder an die Erhöhung des Bruttosozialproduktes ging. Alles in allem ein geiles Festival, das, sollte sich der Charakter nicht ändern, auch weiterhin zu den Highlights meines Musikjahres zählen wird. Ein echte „must-go“ sozusagen 😉

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