Punk-Songwriter, peruanischer Psychedelic Rock & Dream Folk

Die vergangene Woche standen gleich drei Konzerte auf dem Plan, auch wenn sich die Dauer des Nachtschlafes dadurch ein wenig verringerte. Zum Glück war Mittwoch in Sachsen in Feiertag…


Montag folgte ich einer Facebook-Einladung zu einem „Morning Glory“-Konzert. Die kleine Agentur, die sich wohl mehr der Gitarrenmusik verpflichtet fühlt, hatte zum Auftritt von Wreckless Eric in die Nikkifaktur auf der Lößnitzstraße eingeladen. Die T-Shirt-Produktionsstätte liegt etwas versteckt am hinteren Ende (im Hinblick auf den Eingang des Geländes) eines Gewerbehofes, wenn man das so nennen will. Nachdem ich dann des Lageplans am Tor gewahr geworden, stellte es kein Problem mehr da, den gesuchten Ort zu finden. Wer das Schild übersieht, kann durchaus eine Weile suchen.

Die Nikkifaktur selbst war ein recht gemütlich eingerichteter Raum, der als Veranstaltungsort manche etablierte Konzertlocation alt aussehen lässt. Mit einer veritablen Bühne ausgestattet, bietet der hohe Raum genügend Platz für 50 und mehr Gäste, ohne, dass es unangenehm eng wird. Eine kleine Bar, Kicker, ein paar Sessel zum abhängen, geraucht wird vor der Tür, wo es noch ein paar Sitzmöglichkeiten gibt. Keine schlechte Sache das.

Als Support standen St. Paul’s within the Walls auf der Bühne, ein nach einer römischen Kirche benannte Band aus Dresden. Sehr heilig klang das, was die beiden da von sich gaben nicht, eher nach energetischem Gitarrenpop englischen Ursprungs, das Ganze garniert mit männlichem und weiblichem Gesang. Meins war das nicht, diese Art von Musik ist mir einfach zu konventionell, zudem trafen die beiden nicht immer den Ton. Aber selbst erst einmal besser machen, zumal das Projekt wohl noch ganz frisch war. Mal sehen, ob wir uns mal wieder über den Weg laufen…

Wreckless Eric, dessen Name mir halt einfach nur „etwas sagte“, gehörte wie The Damned, Lene Lovich, Elvis Costello, Ian Dury and Devo zu den Künstlern des Stiff Labels, die Punk und New Wave mitgeprägt haben. Seine Single „Whole Wide World“ war im Königreich sogar ein Hit. Nun ist das alles schon eine Weile her und so stand ein 60-jähriger, gut gelaunter Herr auf der Bühne, der das Publikum mit launigen Ansagen zum Lachen brachte und ansonsten nur mit Gitarre und diversen Effektgeräten bewaffnet, einen fetten Rock’n’Roll-Sound und manche Singer-Songwriter-Perle auf die Bühne zauberte. In einem nöligen Duktus, wie man es auch vom The Fall Boss Mark E. Smith kennt, erzählte Wreckless Eric seine Geschichten, unter anderem über Milli Vanilli (kein Witz!) um diese zwischen den Songs mit viel Humor zu kommentieren. Leider entgingen mir dabei sicher einige Feinheiten, lustig war’s trotzdem. Leider konnte ich nicht ganz bis zum Schluss bleiben, da ich immer noch einen heftigen Heimweg habe…


Am Donnerstagabend stand ein Besuch bei dem kleinen Kunstevent „TRINITI – triple sec transmission“ in der Friedrichstädter Rösselstube an. Die kleine Kneipe trägt ihren Namen zu Recht, allzu groß ist die Lokalität nicht. Aber auch im kleinsten Haus ist Platz für eine Bühne und auf der stand Mr. Chino Burga, ein Musiker aus Lima in Peru! Unter dem Namen 3AM bastelt Burga aus Gitarre, Effektgeräten und Computersounds (der Rechenknecht diente wohl hauptsächlich als Drum-Machine) einen schicken Sound zusammen, irgendwo zwischen Desert Rock, The Jesus & The Mary Chain und Suicide. Ich hatte zwar anhand der Ankündigung „Riffs/Loops/Tremolo/Space/Noise/Drone“ etwas anderes erwartet, wurde aber sozusagen positiv enttäuscht, So sehr, dass ich mir eine Kassette mit den 3AM-Klängen kaufte, ich Hipster ich. Sehr energetisches Set, das eigentlich in einen richtigen Rockschuppen gehört und eine richtig fette Anlage erfordert.


Samstag folgte ich der Einladung einer „Living Room Session“ mit Evi Vine. Ich muss gestehen, dass mich die Songs der Britin bisher nicht vom Sitz gerissen hatten. Immer wieder empfahlen mir Freunde ihr Werk an aber es wollte bei mir nicht so recht zünden. In der intimem Atmosphäre eines Wohnzimmers und nur auf zwei Gitarren und Stimme reduziert, bekam mich Evi Vine dann doch rum. Die sympathische Musikerin präsentierte, begleitet von Steven Hill, herzzerreißend schöne und schön traurige Stücke ihrer beiden Alben in der Tradition der Singer-Songwriter und Folksänger der 1960er / 70er mit einem psychedelischen Touch. Stimmlich bewegt sich Evi Vine dabei irgendwo zwischen Suzan Vega, Joan Baez, Melanie und Kate Bush, der treffende Vergleich ist mir bisher noch nicht eingefallen. Letztendlich soll das nur heißen, dass sie eine Stimme hat, die vielleicht nicht unverwechselbar ist, aber einen eigenen Charakter hat. Die verträumt-kraftvoll-melancholichen Songs von Evi Vine sind eigenständig genug, um längerfristig Bestand zu haben. Nicht unwahrscheinlich, dass die Karriere der Sängerin und ihrer Band, die auch unermüdlich tourt, noch steil nach oben geht. Auf mich hat das Ganze auch Dank des wunderbaren Ambientes einen bleibenden Eindruck hinterlassen…

Eine musikalisch abwechslungsreiche, wenn auch soundtechnisch etwas untypische Woche liegt hinter mir…

 

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