Zenial – Minotaur (LP, Zoharum)

Zenial

Ende 2015 erschien das aktuelle Werk von Zenial, „Minotaur“. Scheinbar hat die Beschäftigung mit dem František Bardon das Interesse an eher okkulten Themen geweckt, was ja in der Industrial Szene nicht unbedingt ungewöhnlich ist. Wie weit die Geschichte von Stiemenschen allerdings in das Klangschaffen eingeflossen ist, lässt sich nur schwer sagen – Informationen dazu finden sich weder auf meiner Promo-CD, noch auf der Labelseite oder der des Künstlers.

Fünf der sieben Stücke entstanden währen des zweiten Künstleraufenthaltes von Łukasz Szałankiewicz im nicht ganz unbekannten Stockholmer EMS Studio. Seit 1964 widmen sich die Schweden der Elektroakustik und Soundart, viele illustre Gäste der Szene gingen hier schon ein und aus und nutzten die vielfältigen Möglichkeiten des Studios. Kein Wunder also, dass auch „Minotaur“ sich mit den Begriffen Elektroakustik und Soundart beschreiben lässt. Im Unterschied zum Vorgänger „Chimera“ verzichtet Zenial auf diesem Werk aber auf allzu harsche Sounds, die Verzerrung wird nicht bis zur Schmerzgrenze getrieben (wobei das Titelstück hier noch am nächsten dran ist). Insgesamt wirkt das Album besser durchhörbar, auch wenn eine gewisse Affinität zu ungewöhnlichen elektronischen Klängen, eine Toleranz für Noise sollte schon vorhanden sein. Auch wer auf Rhythmus steht, könnte mit „Minotaur“ seine Schwierigkeiten haben, denn zwar verwendet Zenial Loop-Rhythmen aber halt keine Beats. Nichts also zum Kopfnicken oder Abzappeln, mehr was zum Hören und auf die Klangexkursion gehen.

Als Zugabe gibt es auf der Scheibe den Mitschnitt von „Psychopomps“, eines Live-Auftrittes in Braunschweig, bei dem Zenial mit dem Norweger Jørgen Knudsen zusammen musiziert, seinerseits ein Teil des Ambient Projektes „Information“. Das Stück ist sehr abwechslungsreich und voller schräger Soundsample. Ebenfalls in Kollaboration mit Knudsen entstand das Stück „Soul Check“ auf der A-Seite der LP.

Zenial

Zur Minotaur-LP gibt es eine hübsche DVD dazu, mit fünf bebilderten Stücken von „Minotaur“ und dreien von „Chimera“. Die Filme von verschiedenen Video-Künstlern sind mal abstrakt-geometrisch, mal mit fließenden organischen Formen (Serapeum), mal unter Verwendung von selbstgedrehtem und verfremdeten Material, mal als Kollage aus vorhandenen Filmen ausgeführt. Langweilig wird das also auf keinen Fall.

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