WGT 2015 – Die ersten Bands…

Die ersten Bands für das diesjährige WGT sind angekündigt und neben allerhand (mir) unbekannten Musikanten sind auch schon einige echte Highlights im Programm. Da wären die legendären Fields Of The Nephilim, die Cowboy-Rocker aus sder Unterwelt 🙂 So richtig viel Neues haben die Briten zwar nicht zu bieten aber ich werde wohl endlich mal die Gelegenheit nutzen, sie mir anzuschauen. Die 30-Jahr-Feier wird bestimmt großartig.
Mit Sol Invictus steht Tony Wakeford nicht ganz so lange auf der Bühne, wie seine Landsleute aber er hat ja schon vorher Musik gemacht, erst mir Crisis (ab 1977) und dann mit Death In June. In Leipzig werden Sol Invictus das 1995er Album „In The Rain“ aufführen, eines der klassischen Alben der Neofolk-Helden.
Zu den bekannteren Namen des Programms gehören auch die Herrn Fixmer / McCarthy, die schon zwei Alben gemeinsam veröffentlicht haben. Live treten der Nitzer Ebb Sänger und der französische EBM- und Techno-Produzent immer wieder mal auf, um den Fans ihren Elektrosound um die Ohren zu hauen, seit 2008 ist aber kein neues Werk erschienen.

Zu „den Lakaien“ oder genauer Deien Lakaien muss man hierzulande nicht viel sagen: Eine der wenigen Bands, die in der Szene über die Jahre eine Rolle spielen, die immer ihr Ding gemacht haben und für die man sich nie schämen musste. Feiner Elektro-Pop mit Stimmwunder Alexander Veljanov und Tastengenie Ernst Horn.

 

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Nun aber erst einmal zu meinen persönlichen Highlights. Seit Jahren ist in der schwarzen Szene ein Trend hin zu technoiden Klängen zu festzustellen. Wer allerdings ein wenig objektiv das Ganze betrachtet, wird sicher zustimmen, dass das meiste, was da geboten wird, ziemlich mies ist. Wer sich davon überzeugen will, dass es auch anders geht, der sollte auf keinen Fall Orphx verpassen. Das kanadische Duo verbindet hypnotische Rhythmen, noisige Sounds und psychedelische Atmosphären zu einer ekstatischen Tanzmusik. Das muss sogar den Knicklichtern auffallen…

Noch eine Zacken geiler ist die Tatsache, dass auch Snog beim WGT auftreten. Das Trio um David Thrussel veröffentlicht seit 1992 schräge Alben, die sich kaum zuordnen lassen, mal mehr technoid, dann wieder sehr poppig. Den Australiern sind Klischees Wurst und das ist auch gut so.

Da Thrussel ein musikalischer Hans-Dampf-in-allen-Gassen ist, wäre es verwunderlich, wenn er nur einmal in Leipzig auftreten würde, schließlich hat er noch viel mehr zu bieten. Zum Beispiel feinsten Ambient / Industrial als Black Lung, ein Ereignis, das ich sicher nicht verpassen werde. Das Gute an Thrussel ist, dass er nicht nur tolle Musik macht, sondern immer auch spannende Themen verarbeitet, sich zum Beispiel konsumkritisch äußert.

Ebenfalls aus Australien kommen Last Dominion Lost, auch wenn alle drei Mitgleider des Projektes – John Evans, John Murphy und Julian Percy, mittlerweile in Berlin leben. In all den Jahren seit 1992 haben Last Dominion Lost gerade einmal zwei Alben veröffentlicht, das letzte erst vergangenes Jahr. Live durfte ich das Projekt immer wieder mal sehen und ich freue mich auch darauf, den psychedelischen Noise-Industrial beim WGT zu erleben. Ebenfalls eine Pflichtversanstaltung, da die Musiker zum debilen Freundeskreis zählen.

Der Schwede Benny Nilsen war mit seinem Projekt Morthound (bzw. Morthond), der beim legendären Cold Meat Industry Label gesignt wurde. Drei Alben erschienen dort, vier insgesamt, dann war Schluss. Der Sound von Morthound war am Ende, wenn auch etwas elektronischer, nicht allzu weit von Dead Can Dance entfernt, sehr atmosphärisch mit einem folkigen Einschlag. Gelegentlich gab’s auch mal Frauengesang dazu.  Eher Musik zum Wegdriften als zum Rumspringen.

Ich freue mich schon auf die italienischen Mushroom’s Patience, die eine wunderbar schräge Art von Popmusik machen. Sehr komplex, angereichert mit elektronischen Atmosphären und Samples sowie einem Schuss Neofolk.

 

Und sonst so…?

Da ich ja anfangs das Thema Techno erwähnte, die britischen ESA klingen gar nicht mal so übel. Frag mich etwas, was die bei den Goten machen aber gut, man kann den Sound von Jamie Baker auch als Rhythm Industrial durchgehen lassen und dann passt es ja wieder.

Live durfte ich Agent Side Grinder bereits beim Wroclaw Industrial Festival erleben. Angenehme Popmusik, die mich zwar nicht vom Hocker haut aber unterhaltsam ist. Live war mir zu viel Rockstar-Gepose dabei…

Beim gleichen Festival traten auch Roma Amor auf, sehr angenehme Musik, die sich stark am französischen Chanson und an Zigeunermusik orientiert. Ein Sound, der auch zu einem Pasolini-Film passen würde…

Etwas genauer reingehört habe ich mal bei Blood and Sun – der Name hat mich dazu animiert. Wie kaum anders zu erwarten bieten dei Amis Neofolk, ein Blick in die Diskographie bei Discogs zeigt, dass die Herren auf ihrer ersten MC ordentlich Death In June „interpretiert“ haben, Standard also. Kann man sich anhören, muss man aber nicht. wenn Meister Pearce nicht auftritt, müssen eben die Epigonen ran…

Dass While Angels Watch dazu gehören, möchte ich nicth behaupten schließlich ist der Sound der Briten wesentlich komplexer. Die Stimmung passt aber schon ein wenig zum typischen Neofolk-Pathos. Aber auch Vergleiche zu Sieben sind legitim. Bandleader Dev, seit den 1980ern aktiv, hat mit dem Matt Howden auch schin gearbeitet, ebenso wie mit Patrick Leagas von Sixth Comm und Ian Read von Fire And Ice.

Wer’s eher mit mittelalterlichem Einschlag mag, der kann mal ein Ohr bei Fahey riskieren (Link ganz unten). Sind zum Glück keine Dudelsackterroristen sondern richtig gut Musiker.

Sehr schick finde ich Jo (Johanna) Quail aus dem UK. Wer Zoey Keating & Co. mag, dem wird auch diese Musik gefallen. Klassische Sounds mit Loops vom Ein-Frau-Projekt am Cello.

Eine der positiveren Entwicklungen der letzten Jahre ist die Wiederauferstehung des Horro Punk. Immer mehr Gruftis hören auch diese abgedreht Form des Psychobilly. Mit Rezurex aus den Staaten und den deutschen The Other habe ich bisher zwei dieser Bands auf dem Plan gesehen, wobei mir The Other besser gefallen. Bei Rezurex ist mir der Sound schon etwas zu „abgeschliffen“, da fehlt mir die Härte. Live kann das schon wieder ganz anders aussehen, wenn die Zombies losgelassen werden.
Bei Captain Reckless & The Lost Souls müssen sich jedoch beide Bands anschnallen. Die Australiier haben nicht nur punkigen Groove sondern dazu noch den vollen Bläsersatz. Geht ab, Mann! Werde ich mir wohl auch anschauen.

Wenn wir grad mal beim Thema „neuere Entwicklungen“ sind, dürfen wir auch den Minimal (Wave) nicht vergessen. Sicher, manches davon ist recht unterhaltsam aber so recht will ich nicht verstehen, warum sich viele Protagonisten dieser Szene krampfhaft bemühen, nach 80er Jahren zu klingen, bis hin zum Sound. Leute, das ist 30 Jahre her! Klar kann man sich bestimmter Stilelemente bedienen aber man muss sie WEITERENTWICKELN. Das deutsch-britische Duo Kelular tut dies auf jeden Fall, ihr Sound ist zeitgemäß auch wenn die Wurzeln erkennbar bleiben. Wenn sich’s ergibt, schaue ich mir die Band sicher an. Die französischen Minuit Machine sind da etwas konventioneller, das aus Phosphor hervorgegangene Damen-Duo mag es Synthie-romantisch. Ist aber OK.

Zwar macht die Irin Lisa Cuthbert aus meiner Sicht eher konventionelle Rockmusik mit einem Schuss Pathos und Melancholie, das macht sie aber ganz gut. Den Dunkelromantikern wird das sicher gefallen, ebenso wie die Italiener Ashram, die mir persönlich aber etwas zu kitschig sind, mit ihrem klassisch angehauchten Pop.

Kollegin Evi Vine kommt da mit wesentlich weniger Geschmacksverstärker aus: Der zarte Pop der Britin hat den Freundeskreis in Dresden schon begeistert aber ich bin nicht so der Anhänger der Kleinmädchenstimmen. Nico und Frau Galas sind da das Maß der Dinge!

Wirklich gut finde ich Die Kammer, auch wenn ich da sicher kein Fan werde. Sehr komplexe und handwerklich gut gemachte Musik mit großen Orchester. Da können die ganzen Knöpfchendrücker mal staunen gehen. Zudem scheinen die Herrschaften aus der Dunkel-Kammer einen recht bösen Humor zu haben, was  ja auch für sie spricht.

Erwähnt werden sollten vielleicht noch die russischen Grufti-Popper von Otto Dix. Sicher hat man hierzulande nicht so oft die Gelegenheit, die seit 2005 aktive Band live zu sehen. Für mich ist das allerdings nichts weiter als eine Ansammlung von Klischees. Sorry.

Seit Frontfrau Anne Nurmi  Two Witches für Lacrimosa verlassen hat, ist es um die finnischen Gothrocker eher ruhig geworden. Wenn ich mir ihre aktuelle Musik anhöre, muss ich auch sagen: zu Recht. Durchschnittlich und wenig spannend.

Seit Jahren für soliden Goth Rock stehen Nosferatu. Zwischenzeitlich dachte ich mal die Briten werden das nächste große Ding in der Szene aber 1999 war dann erst einmal die Luft raus. Und seien wir ehrlich, zu der Zeit wollte keiner mehr diese ganze Klone von Fields oder Sisters hören. Nosferatu da zuzuordnen ist vielleicht etwas gemein, allzu viel Eigenständigkeit lässt sich der Band aber nicht bestätigen.

Die deutschen Birdmachine sind – ja wie soll man sagen – auf jeden Fall recht schrägt. Erinnert mich Dank des Kastratengesangs etwas an Sopor Aeternus. Ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss aber auf jeden Fall etwas Eigenständiges. Kann live aber auch schnell peinlich werden…

Ganz nett finde ich noch die schwedischen The Exploding Boy, die sich wohl nach einem The Cure-Song benannt haben, musikalisch auch etwas in die Richtung gehen, mich aber Dank der Stimme ihres Frontmanns ein wenig an Midnight Oil erinnern. War ja auch ganz guter Indie Pop.

 

Blacklist & Links

Gar nicht gehen aus meiner Sicht Samsas Traum, Eisregen, oder der Dunkel-Schlager von L’Ame Immortelle, ebenso wenig wie der Stumpftechno á la Terrorfrequenz, Cethron und Unterschicht – da krieg ich Ohrenschmerzen und Hirnblutungen. Den Dark Electro von Grendel kann ich immerhin noch ertragen. Cromdale erinnern mich an die unsäglichen Santiano, da möchte man sich nur fremdschämen. Falls Ihr mich bei einer dieser Bands seht, dann ruft bitte den Arzt…

Hier nochmal die bisher angekündigten Bands, von denen ich einige zu Videos verlinkt habe, damit Ihr Euch die Sachen mal anhören könnt. Das meiste war keine allzu große Freude für mich. Viel simpler Elektropop dabei…
FIELDS OF THE NEPHILIM (GB) – Konzert zum 30. Jubiläum – SAMSAS TRAUM (D) – UNTO ASHES (USA) – AUTOMELODI (CDN) – SOROR DOLOROSA (F) – SÓLSTAFIR (IS) – POLAROID KISS (GB) – ASH CODE (I) – EMPATHY TEST (GB) – DUPONT (S) – ANTIMATTER (GB) – akustischer und elektrischer Auftritt – TROLLFEST (N) – ACCESSORY (D) – JO QUAIL (GB) – BLOOD AND SUN (USA) – AGENT SIDE GRINDER (S) – SOL INVICTUS (GB) – spielen das Album „In The Rain“ – EISREGEN (D) – LISA CUTHBERT (GB) -, MUSHROOM’S PATIENCE (I) – KLUTAE (DK) – ASHRAM (I) – HARMJOY (D/USA) – EVI VINE (GB) – GHOSTS DAWN (D) – GRENDEL (NL) – TWO WITCHES (FIN) – ORPHX (CDN) – MORTHOUND (S) – ROMA AMOR (I) – NOSFERATU (GB) – CROMDALE (D) – REZUREX (USA) – UNTERSCHICHT (D) – ASTARI NITE (USA) – FIXMER/MCCARTHY (F/GB) – SNOG (AUS) – THE OTHER (D) – OTTO DIX (RUS) – THE SAINT PAUL (D) – L’AME IMMORTELLE (A) – KELUAR (D/GB) – ASHES YOU LEAVE (HR) – ESA (GB) – TERRORFREQUENZ (D) – DIE KAMMER (D) – ARI MASON (USA) – BLACK LUNG (AUS) – SUBSTAAT (N) – BIRDMACHINE (D) – THE EXPLODING BOY (S) – CENTHRON (D) – LAST DOMINION LOST (AUS) – RABBIT AT WAR (D) – MINUIT MACHINE (F) DEINE LAKAIEN (D) – WHILE ANGELS WATCH (GB) – FAEY (D) – CAPTAIN RECKLESS & THE LOST SOULS (AUS) – SEASURFER (D)

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