Hier ein Rückblick auf das hinter uns liegende WGT in Kurzform. Alle Bilder vom Festival gibt es hier bei flickr zu sehen. Die Namen der Bands sind mit den entsprechenden Bildern verlinkt. Hier noch zur Erinnerung die Vorschau.
Freitag
Am Freitag hatte ich das Glück, dass mich Arbeitskollegen mit nach Leipzig nahmen. Die Autobahn war dicht, also fuhren wir in meiner alten Heimat über die Dörfer. Dort zwang uns eine Umleitung nach der anderen, immer verschlungenere Wege zu nehmen. Das Endresultat kann sich jeder vorstellen.- wir kamen recht spät in Leipzig an. Ich musste noch ins Agra-Gelände, mir meinen Pass holen, zu meinen Gastgebern, um meine Sachen loszuwerden und dann – extrem unhöflich – gleich wieder loszurennen, um ja nicht The Revolutionary Army Of The Infant Jesus zu verpassen (Interview mit der Band). Reichlich abgehetzt kam ich dann da an und konnte trotz des Stresses mein Highlight des WGT erleben. Der Marathon hat sich mehr als gelohnt: großartige Musiker, der Sound fast wie von Platte nur etwas besser und auch optisch hatten die Briten einiges zu bieten – vor allen Dingen eine sehr schöne Sängerin. In die habe ich mich gleich verliebt 😉
Entspannt ging es dann zu den White Lies in die Agra. Die Briten sind ganz gut, sehr professionell aber halt schon zu sehr Rockstars. Gut gemacht aber mir ist das Ganze schlicht und ergreifend zu glatt, zu vorhersehbar. Ich habe mir mittlerweile für einen schmalen Taler auch das erste Album der Band geholt, „To Loose My Life…“ und das bestätigt mein Vorurteil.
Nach diesem eher mittelprächtigen Konzert feierten wir dann bis in die frühen Morgenstunden, u.a. in der Moritzbastei und in der Villa.
Samstag
Zum Samstag quälte ich mich ungewohnt spät – ich bin eigentlich ein debiler Bettflüchter 🙂 – aus dem Bett. Gemeinsam mit den Freunden, die mich beherbergen, wurde dann in Ruhe gefrühstückt und gequatscht. Beim Verlassen der einigermaßen kühlen Wohnung haute es mich dann fast aus den Socken, es war schweineheiß. Ich lief den Weg von der Plagwitzer Basisstation zur Parkbühne, vorbei an allerhand seltsamen Zeitgenossen. Als ich ankam, spielten gerade Oberer Totpunkt. Die Sängerin rockte zu einem eher anspruchsvollen Elektro-Metal-Mix wild über die Bühne, doch man sah der Dame am krebsrotem Gesicht an, dass sie für ihr Engagement ordentlich litt.
Leiden musste ich dann beim Anblick des Publikums von Ewigheim, das mir etwas sehr suspekt war, weil es irgendwie sehr ewiggestrig wirkte, freundlich ausgedrückt aber zumindest unsympathisch. Da ich die Musik mindestens genauso doof finde, machte ich mich lieber auf den Weg zu Sieben ins Alte Landratsamt. Wie immer war es sehr warm und sehr eng da. Matt Howden ließ sich davon nicht stören und spielte ein angenehmes Set. Persönlich fand ich die Atmosphäre seiner Musik nicht so zuträglich.
Nach Sieben liefen wir rüber zum Gig von Job Karma im Schauspielhaus. Der anspruchsvolle Synthiepop (nein, kein Oxymoron!) war wie immer ein Erlebnis, insbesondere, da den Polen für ihre großartig-verstörenden Videos eine riesige Leinwand zur Verfügung stand und so das Gesamtkunstwerk wirken konnte. So beeindruckend das auch war, an diesem Tag war dann bei mir die Luft komplett raus. Alter und Alkoholmissbrauch forderten ihren Tribut…
Sonntag
Zum Sonntag veranstalten Freunde immer einen Wandertag über den Südfriedhof, an dem ich diesmal auch teilnahm. Allerdings hielt der Drang zur Ruhe nicht lange an und ich brach zu einem Besuch im Ladenlokal von Loki auf. Zum Glück kannte ich den Ort des Geschehens bereit, sonst wäre es etwas schwer geworden. Bei brütender Hitze draußen spielten dann Circular entspannten Ambient im kühlen Keller. Sehr feine Veranstaltung, die gleich noch für den Kauf von Tonträger genutzt wurde. Schließlich muss das Engagement ja auch belohnt werden 😉
Im Anschluss ging es zu einem Treffen mit Freunden in der Moritzbastei und nach ein, zwei Bier ins Cinestar, wo Herr Aster und Frau Clark begutachtet wurden. Auf Autogramm und gemeinsames Foto hatte ich diesmal keine rechte Lust.
Weiter ging es dann mittels Bahn in die Kuppelhalle, wo die dänischen The Woken Trees mit einem hervorragenden Auftritt den Reigen der Gitarrenbands eröffneten. Als nächste kamen dann die finnischen Beastmilk in der Kantine an die Reihe, ein weiteres Highlight des Festivals. Beastmilk glänzten durch eine Spielfreude, von denen sich die meisten Bands eine dicke Scheibe abschneiden können! Energetischer geht’s kaum.
Gern wäre ich noch geblieben, doch es folgte ein weiterer Pflichttermin, der mich zum allerersten Mal in den Kohlrabizirkus führte, denn ich wollte Anne Clark sehen. Anfangs sah es kaum so aus, als wenn eine Chance bestünde, reinzukommen: Der Laden war rappelvoll wegen dem ganzen Synthiepop Zeugs a la Solitairy Experiments. Zum Glück gingen dann viele Anhänger der elektronischen Tanzmusik und machten Platz für Anne Clark Fans. Wieder mal ein schöner Auftritt von der britischen Pop-Poetin aber die Sounds waren mir wieder einmal ein wenig zu „modernisiert“.
Unabhängig davon verließ ich den wirklich beeindruckenden Bau glücklich und verschwitzt um dann kurz im Zentrum im Alten Kaufhaus vorbeizuschauen. So recht prickelnd war die Disse dann doch nicht, und so ging ich zur Unterkunft, warf alles Überflüssige ab (auch die Kamera, um Beweise zu vermeiden) und mich in eine frische Schale und trabte gen Plagwitzer Partyzone, Täubchental etc.. Schon im Licht des beginnneden Tages fiel ich dann mit einem Kumpel noch bei der Gothic Pogo-Party ein und feierte noch eine ganze Weile. Im Bett war ich gegen halb 8.
Montag
Kein Wunder, dass ich den vereinbarten Treff um 11 verschlafen habe… Um die Freunde nicht allzu lange warten zu lassen stürzt ich gleich los, selbstverständlich ohne Wasser etc. Gefrühstückt wurde dann in einer gastronomischen Einrichtung – mein Tipp: ein großes Glas Orangensaft nach durchzechter Nacht ist nicht unbedingt die großartige Idee. Im Anschluss ging es dann ins Grassi-Museum und mir ging es irgendwann richtig schlecht. Die Luft in solch kulturellen Einrichtungen ist halt leider immer sehr speziell. Ich musste also den Rückzug antreten und mich erneut in die Waagerechte begeben. Nach drei Stunden Schlaf war ich dann wieder fit und begab mich dann – diesmal mit viel Wasser bewaffnet – in den Volkspalast, um dort den Rest des Tages zu bleiben, um die Konzerte von Six Comm (Schräge Musik :-)). Konstruktivists (Weired Industrial), Prurient (IDM – oder war’s doch Vatican Shadow?), Land:Fire (mystischer Dark Ambient), Sardh (Old School Industrial) und ein bisschen Svartsinn (kalter Dark Ambient) anzuschauen. Die Dresdner Sardh waren dabei sicher nicht nur für mich das Highlight des Abends, Prurient eher verzichtbar.
Doch ganz bis zum Schluss blieb ich dann doch nicht, denn ich wollte ja noch ins Schauspielhaus um die fantastischen Theodor Bastard zu sehen. Dass nicht nur ich überzeugt war, zeigte sich darin, dass die CDs der Folk-Pop-Musiker aus St. Petersburg ratz-fatz ausverkauft waren. Nach einem großartigen Konzert schlich ich mich Dank der Hilfe von Sängerin Yana in den Backstage und feierte noch ein wenig mit der Band.
Heim ging es am Dienstag per Bahn. Alles in allem wieder mal ein sehr schönes Festival.