Bisclaveret

Bisclaveret ist ein polnisches Duo, das bereits seit über zehn Jahren gemeinsam Musik macht und in dieser Zeit einige Alben veröffentlicht hat. Radosław Murawski (Thorn) und Maciej Mehring (Dragos) gehen dabei ihren ganz eigenen Weg, der Sound, den sie entstehen lassen, ist recht einzigartig, schwer einzuordnen und zu vergleichen. Düstere Dark Ambient Stimmungen, klassische Anleihen, ein suggestiver Sprechgesang – Bisclaveret verpacken ihre Visionen, klaustrophobische Ängste und Fragen über die menschliche Existenz in eine eindringliche aber nicht immer leicht zugängliche Klangwelt, die am ehesten noch an Coil erinnert.
Der Name Bisclaveret, der Werewolf bedeutet, ist einer Erzählung aus dem 12. Jahrhundert entlehnt, das Mischwesen aus Mensch und Tier steht symbolisch für das Wandeln der Musiker zwischen einer Traumwelt und der „realen“, zwischen Atavismus und künstlerischer Annäherung an das Göttliche.
Im Folgenden sollen die einzelnen Alben, die sich im debilen Plattenschrank finden, näher beleuchtet werden.

 

Bisclaveret ‎– Psyche noMine (CD, The Eastern Front)

Bisclaveret

Die CD aus dem Jahre 2007, das zweite Album von Bisclaveret, beginnt ein wenig „aus dem Stand“, eine Einleitung, ein Fade-in oder dergleichen gibt es nicht. Klassisch anmutende, fast schon schwelgerische Melodien entfalten sich über düsteren Ambient-Electronics, beim Opener „Ritual Of The All Embracing Madness“ von einer Flöte getragen. Dazu entwickelt Dragos aka seine (alp)traumhaften Visionen mittels eines verschrobenen Sprechgesangs. Bei „Strange Way To Paradise (Ritual Part II)“ übernimmt das Klavier die melodietragende Funktion, unterstützt von verechoten Keyboardflächen, während „Dead For This World“ komplett elektronisch daher kommt. Die Stimme Dragos ist hier erstmals deutlich, hinzu kommt ein zum Drone gemixter Kehlkopfgesang. Für „Voices From Another State Of….Mind, Heart And Body“ kommen Geige und ein sparsam verwendetes Klavier gemeinsam zum Einsatz. Beide Instrumente verschwinden dann aus dem Klangbild, ein elektronischer „Beat“ und ebensolche Streicher übernehmen; gemeinsam mit der beschwörenden Stimme klingt dies etwas nach den tschechischen Tabor Radosti, musikalisch werden Erinnerungen an In Slaughter Natives wach. „Akeldama XIV“ mit Lyrics von Aleister Crowley erinnert an den Anfang von „Pornografhy“ von The Cure, ist eher eine verstörende Klangkollage, eine Beschwörung, als ein Song. Den Abschluss der schön in einen Carboard Sleeve verpackten CD bildet das etwas anstrengende „Insane in God“, denn Dragos wird hier dem Titel gerecht und leidet wie ein Wahnsinner, wobei die Stimme teilweise etwas weinerlich ist. Das zugehörige Video, das sich auch auf der CD befindet, verdeutlicht das Abgleitend es Protagonisten in den Wahnsinn. Kein sehr versöhnliches Ende für dieses Werk…

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Bisclaveret – Amalgam (CD, The Eastern Front)

Bisclaveret

Ein Jahr nach „Psyche noMine“ veröffentlichen Biscalveret eine Remix-Album mit neun Stücken, die von Kollegen interpretiert werden. Zu deren Favoriten zählen „Insane In God“ und „Ritual Of All Embracing Madness“ mit jeweils drei Interpretationen, hinzu kommen zwei Versionen von „Duch Mój“ vom ersten Album „Er Roué El Aater Fi Nezaha El Kater“ sowie der Titel „All Things Lost“, ein Stück in Kooperation mit Loverdozed, bis dahin scheinbar unveröffentlicht.
An „Insane in God“ haben sich Moan, die deutschen Endraum und God’s Bow versucht. Moan greifen in das Werk nicht allzu sehr an, verstärken mit allerhand atmosphärischen Zugaben die düstere Grundstimmung nur. Das Klavier wird von Moan zudem klanglich etwas stärker in den Mittelpunkt gerückt. Endraum fügen dem Stück in erster Linie einen tanztauglichen Rhythmus hinzu. Das tun auch God’s Bow, wobei sich deren rhythmische Aufwertung als abwechslungsreicher erweist. God’s Bow verzichten dabei völlig auf den vokalen Beitrag von Dragos und ersetzen ihn durch weiblichen, ätherischer Ah-Gesang, der die Atmosphäre etwas weniger düster und etwas mehr melancholisch macht.
„Ritual Of All Embracing Madness“ wird von den Briten Sleeping Pictures von Hoarfrost und Horologium bearbeitet. Sleeping Pictues reduziert das Stück in seiner Interpretation auf die Atmosphäre und fügt einen Dub Rhythmus hinzu. Hoarfrost „entkleiden“ das Stück fast vollständig und schaffen aus dem Vokalteil und allerhand dunkel-ambienten Beilagen ein echten Horrorsoundtrack. Horologium setzt hingegen auf einen maschinellen Rhythmus und später ein echtes Schlagzeug, das mit einem schleppenden Rhythmus die eher statische Atmosphäre des Songs ein Stück weit voran treibt.
Da mir das erste Album von Bisclaveret nicht vorliegt, kann ich „Duch Mój“ nicht mit dem Original vergleichen. Das Stück ist in einem Ghosts Of Breslau Remix und in einem Breslau’s Deathmix von synta[xe]rror vertreten. Die Ghosts Of Breslau scheinen sich recht nah ans Original zu halten, das deutschsprachige Sample im Hintergrund kommt mir etwas seltsam vor. Sprachlich klingt es nach 1930ern, der tolerante Inhalt widerspricht dem aber. Nunja, wollen wir dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen. synta[xe]rror verwendet für seine Interpretation viele spannende zusätzliche Sounds und Keyboardfläche sowie einen zurückhaltenden „Rhythmus“, wobei man kaum von einem solchen sprechen kann, da der eher etwas holprig daher kommt und lange Zeit nicht so recht losgehen will. Dann wird es aber richtig schick d’n’b-mäßig und lädt zum tanzen ein. Leider etwas kurz, dieser Part.
„All Things Lost“ , credited als Bisclaveret Vs Loverdozed, ist von Anfang an rhythmisch aufgestellt, wobei höchstwahrscheinlich Loverdozed für die kalten elektronischen Beats und Atmosphären verantwortlich sind. Insgesamt ein etwas sprödes Stück.
Alles in allem ist „Amalgane“ ein nicht gutes Remix-Album, wobei die Remixe zeigen, dass die von Bisclaveret durch weitere Zutaten etwas leichter verdaulich und zugänglicher wird.

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Bisclaveret ‎– Ephemeros [Ante ‚Te Deum‘] (CD, Zoharum)

Bisclaveret

„Ephemeros“ ist defacto das dritte reguläre, 2010 erschienene Album des polnischen Duos, entstanden drei Jahre nach „Pyche noMine“, diesmal erschienen auf dem eigenen Label Zoharum. Bisclaveret zeigen sich hier beständig und wiedererkennbar aber auch ein wenig gewandelt. Insgesamt sind die Stücke etwas abwechslungsreicher und komplexer geworden, dabei ist die spezielle mystische Stimmung und die Art, wie sie erzeugt wird, recht gleich geblieben.
Der Opener „Ofis“ beginnt in der vertraut melancholisch entrückten Art, mit einigen Klaviertönen und „Engelschören“, dann setzt eine orientalisch wirkende Melodie ein. Dazu haucht Dragos seine Verse, das Ganze wirkt wie der Versuch einer Beruhigung. „Ejael“ nimmt diese Stimmung auf, der beschwörerische Sprechgesang prägt das Lied ebenso wie die unruhig wirkende Oud(?)-Melodie. Stimmlich geht es mit „Donkuel“ ähnlich weiter auch die ambiente Stimmung verändert sich kaum. Eine elegische, sehr weit im Hintergrund agierende E-Gitarre und ein „hölzerner“ Rhythmus bestimmen gemeinsam mit „mysteriösen“ Keyboardflächen das Klangbild.
„Semakiel“ kommt dann wesentlich druckvoller daher, mit einem schepperndem Rhythmus, einigen Breaks -der härteste ist das überraschende Ende – und einer deutlichen Zweistimmigkeit – Wahnsinn gegen Normalität. Wie bereits „Voices…“ auf Psyche noMine erinnert das Stück ein wenig an Tabor Radosti.
Das in „Semakiel“ eingeführte Klavier kommt in „Azrael“ in tragender Form zum Einsatz, wenn auch nur mit wenigen, sich wiederholenden Akkorden. Das „Gespräch“ ist mit einem Herzschlagrhythmus und gespenstigem Rasseln unterlegt. Das abschließende „Androgyn“ kommt sehr verträumt daher, auch Dank der Keyboard-Chöre und dem an Hufgetrappel erinnernden Schlagwerk.
Typisch für die Stücke ist, dass Sie keinen klaren Anfang und kein klares Ende haben. Sie bewegen sich meist auf einem Niveau, erzeugen eine eigenartige, eindrückliche Stimmung. Die Musik von Bisclaveret ist auf „ Ephemeros“ damit dem Ambient näher als dem Liedhaften. Um die ganze Zeit dabei zu bleiben, muss man sich schon sehr auf die Klangwelt einlassen.

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Bisclaveret ‎– Engill Ljssins (CD, Zoharum)

Bisclaveret

Mit „Engill Ljssins“ veröffentlichten Bisclaveret im Jahre 2010 eine Kompilation zum zehnjährigen Bestehen der Band. Der namensgebende Titel stammt vom 2007 erschienenen Sampler „Where Tattered Clouds Are Stranding“ und die nächsten drei Titel von „Scontrum Act VI“, einem 2007 veröffentlichten Split mit Ab Intra und Sect. Die verbleibenden drei Stücke bestehen aus einem unveröffentlichten Titel und zwei Remixen. Somit ist „Engill Ljssins“ weniger eine Best Of-CD als vielmehr ein Präsent für Sammler.

„Engill Ljssins“ erinnert stilistisch etwas an „Ritual…“ mit dem mystischen Sprechgesang, einem mahlenden Drone im Hintergrund und „tropfenden“ Harfen- bzw. Zitherklängen (vermutlich elektronisch erzeugter Natur). Ein insgesamt eher statisches Stück. Weiter geht es bei „Asolute“ mit synthetischen Bläsern, Klavierakkorden und einer eher düster-martialischen Stimmung, wofür auch der mechanische Rhythmus verantwortlich ist. Allerdings bedienen Bisclaveret nie das übertrieben Pathos vieler Kollegen, bleiben stets in einer uneindeutigen Zwischenwelt.
„Demiurgos“ ist noch ein Stück dunkler und eindringlicher, dafür sorgen die atmosphärischen Keyboards, die aus einem Horrorfilm stammen könnten und der schleppende Rhythmus, der an einen über die Schwellen fahrenden Zug erinnert.
„Saviour“ beginnt mit den Fragen „Who am I?, what am I?“. Das nachfolgende Philosophieren über darüber wird mit dunkel-romantischen Streichern und Theaterdonnern unterlegt. Mit ähnlichen Mittel aber einen Hauch „freundlicher“ und melodischer erhöht „Telesis“ die Geschwindigkeit auf ein Level, das sich fast für den schwelgerischen Tanz eignet. Die Vorstellung von einer exzessiven Ballet-Choreographie drängt sich nachgerade auf.
Der „Ab Intra-Remix“ fügt „Absolut“ ein paar Geräusche hinzu, wie metallisches Flirren – der Track wirkt dadurch um einiges härter. Inner Vision Laboratory lassen sich für die Bearbeitung von „Engil Ljssins“ einiges einfallen und pimpen das eher statische Stück mit einem orientalisch wirkenden Zitherbeitrag und einem schicken Dub-Rhythmus auf. Das Werk gewinnt dadurch deutlich an Eingängigkeit.
Alles in allem eine recht homogen wirkende Sammlung verschiedener Bisclaveret-Werke.

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