Ausblick auf das WGT Nummer 22!

Das WGT steht vor der Tür und langsam aber sicher trudeln die Bestätigungen der Künstler ein. In dem Tempo wie die Infos reinkommen, versuche ich meine Senf dazuzugeben, schwerpunktmäßig natürlich für die Sachen, die mich interessieren…

Mit SLEEPING DOGS WAKE kommt eine der Bands zum Zuge, die mit ihrem elektronisch aufgebohrtem Gothic Rock zu Beginn der 1990er den Sound der Szene wesentlich mitprägten (wie auch Girls Under Glass). Angekündigt ist, dass die Dogs ihr Debütalbum spielen. Wenn sich’s zeitlich anbietet, schaue ich bestimmt vorbei.

PREDOMINANCE durfte ich erst wieder im Nürnberger Planetarium erleben. Der dunkle Ambient mit allerhand melodiösen Einsprengseln – Predominance gehört wie die brillanten INADE zum L.O.K.I.-Universum – ist zwar eher nicht der typische Festival-Sound aber wenn die Location passt, werde ich dabei sein, wenn die „Luftschiffe“ aufsteigen.

Die Überraschung der ersten Welle an Bestätigungen war für mich SUTCLIFFE JÜGEND. Zwar habe ich die beiden britischen Krachexperten schon mehrfach gesehen und bin nicht unbedingt auf den WGT-Auftritt angewiesen aber dass die Power Elektonicer überhaupt zum WGT eingeladen werden, ist schon eine kleine Sensation. Heftiger geht’s kaum noch.

BLOODY, DEAD & SEXY habe ich vor Jahren schon mal gesehen. Ganz netter Strumpfhosen-Goth. Nichts, wo man wegrennen müsste, wenn man’s zufällig zu Gesicht bekommt 🙂

Eines der Highlights und ziemlich voll dürfte das Konzert von KMFDM werden, allein deshalb, weil man die Pionieres des Crossover zwischen Techno/Dance/EBM und Heavy Metal nicht so oft zu Gesicht bekommt, zumindest auf dieser Seite des Atlantik. In den Staaten war die in Deutschland Mitte der 1980er gegründete Band immer erfolgreicher, füllte riesige Hallen. Erwarten wir eine hochenergetische Show! Ich bin sicher dabei! 

Wesentlich ruhiger sollte es bei LUX INTERNA zugehen. Die US-Neofolk-Band bietet sehr schöne Songs mit Einschlägen klassischer Musik und entsprechender Instrumentierung.

Sicher nicht hingehen werde ich zur dänischen EBM-Legende Claus Larsen aka LEAETHER STRIP und den deutschen Düsterpoppern IN STRICT CONFIDENCE – ist beides nicht mein Ding. Wobei klar ist, wenn ich eine von beiden Bands ansehen müsste, dann Lederstrumpf Larsen, auch wenn der ein dicker Mann ist und ISC sicher ein paar hübsche Mädels bei haben. Aber musikalisch macht’s das nicht besser. Erwähnen muss man sie wohl aber, sind ja recht bekannt in der Szene.

Ich freue mich auf jeden Fall, die SEX GANG CHILDREN, eine der dienstältesten Bands des Gothic Rock. In den letzten Jahren ist es um die Musiker um den charismatischen Frontmann Andi Sexgang etwas ruhiger geworden, vielleicht ist dies das Zeichen für einen Neustart.

Spannend könnte auch der Auftritt von IN MITRA MEDUSA INRI werden, einer sehr angenehmen deutschen Wave Bands, die seit Anfang der 1990er aktiv ist. Mittlerweile ist die Musik etwas beatlastiger geworden aber immer noch gut anzuhören.

Zur Fraktion der Labtop-Industriellen gehört 1979 bzw. DJ frequen-c. Wie bei den meisten Vertretern dieser Richtung spielt der Rhythmus auch bei 1979 eine zentrale Rolle, die Nähe zum Techno ist nicht zu überhören. Eine Weile kann ich mir das mal anhören, dann nervt’s mich aber. Techno war früher mal der „Feind“, als ich noch jung war, im letzten Jahrtausend…

Viel mehr mein Geschmack sind dagegen IRM, die schwedischen „Soulcleaner“ Shouter Martin Bladh, Elektroniker Erik Jarl und Bassist Mikael Oretoft. Das Trio bietet wirklich fiese Seelenerforschung mit industriellen Mitteln. Nichts zum Tanzen, eher zum Mitleiden und aus meiner Sicht eine der intensivsten und interessantesten Bands der aktuellen Industrial-Szene. Da bin ich 100% sicher vor Ort!

Nicht verpassen werde ich auch ECHO WEST, das Projekt von Dirk Klein, der auf der Bühne von weiteren Musikern begleitet wird. Der Dortmunder bietet melancholischen elektronischen Pop, der sich den gängigen Klischees entzieht. Die häufig gebrauchte Beschreibung Angst Pop ist vielleicht genauso zutreffend wie Minimal. Oder halt nicht…

Nicht ganz uninteressant dürfte auch der Auftritt von I LIKE TRAINS oder eigentlich iLiKETRAiNS werden, denn die Briten sind ja mittlerweile auch die ganz großen Hallen gewohnt. Ihr melancholischer Alternativrock mit allerhand elektronischem Beiwerk dürfte auch in der Schwarzen Szene ganz gut ankommen. Das was ich bisher gehört habe, ist mir persönlich zu glatt, was aber nicht heißt, dass die Jungs live nicht zu rocken verstehen.

Nein, DARKWOOD kommen nicht aus Dresden, sondern aus Fintserwalde (Dark Wood!). Dass Henryk Vogel, der Mann hinter dem erfolgreichen Neofolk-Projekt mittlerweile in der sächsischen Landeshauptstadt wohnt, hat dafür gesorgt, dass er mir auch schon über den Weg lief und ich ihn als sehr angenehmen Zeitgenossen kennenlernen durfte. Musikalisch weiß der Mann, was er macht, mir ist das Ganze dann doch zu sehr den Klischees des Genres verhaftet, wie übrigens auch Of The Wand And The Moon und andere angesagte Projekte dieser Richtung. Nicht mein Ding aber für Fans sicher ein Muss.

Dass Gegenteil ließe sich über GITANE DEMONE sagen, deren Auftritt für mich zum Pflichtprogramm gehört. Die quirlige amerikanische Sängerin, die in der Szene als Chanteuse von CHRISTIAN DEATH bekannt wurde, lässt sich nicht festlegen. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme hat sie schon die Tracks zahlreicher Kollegen bereichert, ihre eigene Musik lässt sich wohl am Besten als ein düsterer Bar Jazz beschreiben. Muss ich endlich mal wieder live sehen!

Erst vor kurzem durfte ich die altgedienten österreichischen Gothic Rocker WHISPERS IN THE SHADOW mal wieder sehen. Ganz angenehm aber viel mehr gibt’s eigentlich nicht dazu zu sagen.

In kleiner Runde, im Dresdner Club Ostpol, konnte ich mir auch schon THE KVB aus Großbritannien zu Gemüte führen. Das recht junge Duo spielt ganz netten, melancholischen Pop mit Beatmachine und fetten Keyboardflächen. Kann man sich auf jeden Fall anhören.


LETZTE
INSTANZ kommen aus Dresden und aus der Mittelalterszene. Letzteres hört man noch immer. Persönlich habe ich die Karriere der Band nicht verfolgt, da mich nachdem In Extremo und Tanzwut abgefeiert waren, der x-te Aufguss nicht mehr interessiert hat. Wenn ich in den aktuellen Sound der Band reinhöre, dann ist das ganz ordentlicher Alternativrock mit deutschen Texten. Auch nicht mein Ding.
Wirklich begeistern kann mich jedoch OBJEKT/URIAN, für mich eine der Hoffnungen der hiesigen Indsutrialszene. Zum einen sind die Jungs noch nicht ganz so alt, wie die meisten Fans 🙂 und Szene-Helden, zum anderen verstehen sie es perfekt, einen abwechslungsreichen und interessanten Sound zu kreieren. Zwar habe ich OBJEKT/URIAN schon beim Elektroanschlag gesehen aber ich werde auch dieses Mal wieder dabei sein, weil  Carsten Krebs und Thorsten Maier auch live die volle Energie auf die Bühne bringen.

Wenigstens erwähnen muss ich VNV NATION, denn die Briten gehören ja zu den ganz großen Nummern der Szene. Während ich mit den frühen Alben „Praise The Fallen“ und „Empires“ noch etwas anfangen konnte, finde ich den Synthiepop der Briten heute nur noch belanglos. Positiv ausgedrückt. Was aber die Fans nicht stören wird.

Rhythmisch den weichgespülten Briten um Längen voraus sind auf jeden Fall WINTERKÄLTE, die mit ihrem HANDS-Label dazu noch Ziehväter einer ganzen Szene von Musikern geworden sind. Bei Winterkälte geht es richtig heftig und alles andere als straight zur Sache, hier kommen auch Drum’n’Bass-Fans auf ihre Kosten. Auf der Bühne hat das Duo gegenüber den Mäuschenschiebern einen gewaltigen Vorteil: Bei Winterkälte wird live getrommelt!

Mit SKELETAL FAMILY hat das WGT wieder einmal eine Band aus dem Tiefschlaf geküsst, die zu den Begründern der Szene gehört. Wobei Tiefschlaf nicht ganz richtig ist. Bereits 2006 hatten die Briten mit einem Album reüssiert, ein weiteres folgte 2009. Und auch beim WGT spielte man schon mehrmals. So richtig scheint die Karriere aber nicht wieder in Schwung gekommen sein, zumindest auf unserer Seite des Kanals. Nachdem die Band 2009 – damals mit Ersatzsängerin – wieder zerbrach, ist jetzt das Trio Stan Greenwood, Roger Trotwood Nowell und Anne Marie Hurst vom Original-Line-up wieder vereint…

Die spanischen PROYECTO MIRAGE konnte ich auch bereits einmal beim WGT erleben. Was in Erinnerung geblieben ist, dass es eine Frontfrau gab und der Sound wesentlich vom Rhythmus geprägt war. Eine weitere Band aus der Techno-Industrial-Richtung. Gut zum Feiern, auf Dauer nicht mein Ding. Aber eine coole Website haben die Spanier!

Das deutsche Trio (?) GRAUSAME TÖCHTER fiel mir das erste Mal auf, als mir ein Bild der barbusigen Damen in irgendeiner Szenezeitschrift ins Auge fiel. Man kennt den Mechanismus: Nackte Tatsachen, billiger Elektro-Punk mit einem drallen Bumm-Bumm-Rhythmus, fertig ist das Erfolgskonzept. Trotzdem haben die Damen was. Mal sehen, ob ich mir die bösen Mädchen live anschaue. Dann sollte sich zeigen, ob das nur der neueste Hypescheiß ist oder tatsächlich Substanz hat. Ein bisschen erinnert mich das Ganze an Grossstadtgeflüster (Ich muss gar nichts).

Dass die beiden Herren von REFORMED FACTION, Mark Spybey und Robin Storey, etwas drauf haben, haben sie schon vielfach bewiesen. Beide wirkten zeitweise beim legendären Klangkunstkollektiv Zoviet France mit, Spybey schrieb sich in die Annalen der elektrischen Musik mit seinem Projekt DEAD VOICES ON AIR ein, spielte bei DOWNLOAD etc., Storey hat sich vor allem als RAPOON einen Namen gemacht. Zusammen haben die beiden umtriebigen Briten seit 2006 nicht weniger als sieben Alben veröffentlicht, die das breite Feld der elektronischen Musik beackern und sich schwer einordnen lassen. Sicher lässt sich nur sagen, dass die Sounds der REFORMED FACTION eher was fürs Hirn als für die Tanzfläche sind, auch wenn sich immer wieder clubtaugliche Passagen finden.

PASSION PLAY sind eine britische Gothic/Wave-Band, die ursprünglich Ende der 1990er aktiv war. Zwischen 2001 und letztem Jahr war dann erstmal Ruhe, nun ist man wieder auf Tour, denn die Band hat ein Werk zu promoten.
In Zeiten, in denen der überwiegende Teil der Szene Technoschlager hört, ist so eine „unzeitgemäße“ Band eine sehr angenehme Abwechslung.

Mit dem Stück „Tears Of Time“ vom dritten Album „Illusions“ gelang CREMATORY 1995 der Durchbruch in der Schwarzen Szene. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich damals den Titel, der mir, ich gestehe es, gefiel, versuchte
als DJ ans Publikum zu bringen. Erfolglos. Ein Jahr später, als ich das Stück nicht mehr hören konnte, war es in den hiesigen Discos ein Hit. Ja, in Dresden ticken die Uhren halt anders… Die deutschen Metaller haben sich von diesem Erfolg allerdings nie erholt und ihre weitere Karriere auf der endlosen Kopie des „Tears Of Time“-Rezeptes aufgebaut. Dies und der massive Einsatz von nacktem weiblichen Fleisch zur Erhöhung der Aufmerksamkeit haben allerdings schnell dazu geführt, dass mein Interesse nachließ. Ist halt doch sehr weichgespülter Metal. Ich mag es ein bissel härter und weniger auf die Hitparaden schielend…

VELVET ACID CHRIST ist mittlerweile das Soloprojekt von Bryan Erickson. Die Amis zählten zu den ersten, die einen tanzflächenkompatiblen Elektro in der Szene verankerten. Soundtechnisch gab man sich etwas weniger
heftig als Projekte wie yerlworC, Leather Strip oder Sielwolf und konnte damit hitparadenmäßig punkten. Anfang der 2000er Jahre durchlebte der Erickson einen drogeninduzierten Absturz, rappelte sich aber wieder
auf und versucht nun, geläutert, an alte Erfolge anzuknüpfen. Nicht mein Ding aber man kann sich’s anhören. Auf jeden Fall besser als der bescheuerte „Hell Electro“. 

Schon etwas länger von der Bildfläche verschwunden ist das belgische EBM-Duo  A SPLIT SECOND aka Marc Ickx and Peter Bonne. Die Fans der Pommes-Stampf-Musik werden sich die Reunion wohl kaum entgehen lassen, ich schaue bestimmt auch mal vorbei.

 

Die deutsche Band STILL PATIENT? ist mir noch ein Begriff von irgendwelchen Szenesamplern der 1990er. Als ich jetzt mal wieder reinhörte, war ich überrascht, dass die Musike eher nach Gothic Rock klingt als nach Electro. Das Gedächtnis ist doch ein trügerischer Freund… Nun ja, geht so, ist aber sicher kein Muss. Dann bevorzuge ich doch lieber Love Like Blood.
„Mal was Anderes“ (Morla) bieten ALTAR OF PLAGUES. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, schaue ich mir die Black & Doom Metal Schurken aus Irland an. Haupthaar zum Wedeln habe ich zwar keins mehr und bemalen werde ich mich nicht (die Band übrigens auch nicht) aber in all dem Grufti-Karneval wird so ein bisschen satanische Erdung sicher gut tun. 🙂

Angekündigt ist nun auch Onkel LACRIMOSA, lange Zeit DER Vertreter der deutschsprachigen Szene. Ich konnte mit dem Kollegen Wolff nie etwas anfangen, allerdings hatten die ersten beiden Alben noch ihren schrägen Reiz. Als dann Frau Nurmi dazu kam und der Lacrimosa-Sound ins metallische kippte, wurde der falsche Pathos dann unerträglich…

Zu heftig aus anderen Gründen sind mir HYPNOSKULL. Das Projekt von Patrick Stevens (u.a. auch Sona Eact) setzt auf die volle Rhythmus-Klatsche. Dagegen sind selbst Atari Teenage Riot noch melodisch und differenziert. Mir geht das Geballer schnell auf den Senkel, für die Disko ist es ab und zu mal ganz OK.

Auf keinen Fall verpassen, werde ich diesmal THE CASSANDRA COMPLEX, Entstanden Mitte der 1980er in Leeds, England, bestimmte die Band den Sound der Szene vor allem in den 1990er stark mit. The Cassandra Complex bewegten sich immer zwischen den Stilen, mixten Gothic Rock mit Electro und sind eigentlich ganz gut damit gefahren – obwohl da die Bruchlinie zwischen den verschiedenen Fraktionen verlief. Ich freue mich drauf, den charismatischen Frontmann Rodney Orpheus live zu erleben. Neben CC-Mitbegründer Andy Booth stehen noch zwei Helden der deutschen Szene auf der Bühne: Volker Zacharias (Girls Under Glass) und Axel Ermes (Girls Under Glass, Cancer Barrack).

Eine Woche bevor es losgeht, noch ein Update der WGT-Vorschau. In den letzten Tagen ist ja noch einmal ein ordentlicher Batzen an Ankündigen dazu gekommen, das Programm steht nun auch. Dazu noch ein, zwei Bemerkungen am Ende.

Etwas überrascht davon, war ich, die britischen ESBEN & THE WITCH auf dem Programm zu sehen. Nicht, dass ihr düster-melancholischer Sound nicht aufs WGT passen würde, doch so recht szenekompatibel ist die Band nicht. Zudem würde man vermuten, dass das Trio, dessen Musik für mich immer etwas vom satanischen San Francisco Hippy-Sound hat, so am Anfang seiner Karriere nicht unbedingt in die Gothic-Schiene einsortiert werden will. Aber vielleicht findet man so einfach nur neue Fans, verdient hätte es die Truppe auf jeden Fall.

Aus Ungarn kommen ACTUS, die sich wohl im weiteren Sinne der Neofolk-Szene zuordnen lassen. Für die typischen Elaborate dieses Genres ist die Band etwas zu schräg, allein die ungarische Sprache ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Früher gab es gelegentlich Vergleiche zu Laibach, dass was ich aktuell auf Myspace hören kann, erinnert mich an Hippy bzw. Krautrock-Musik, manchmal lassen ACTUS auch an alte Rituale denken.

Der Avantgard-Musik-Szene entstammt das britische Trio CONTRASTATE, sicher eines der spannendsten Projekte, die in diesem Jahr live zu erleben sein werden. Gegründet 1987 hat die Experimental-Ambient-Ritual-Band nur wenige Alben veröffentlicht. Nach einer zehnjährigen Pause sind die Briten nun seit einiger Zeit wieder aktiv, im vergangenen Jahr erschien ein neues Album. Pflichtprogramm!

Gleich mit zwei Projekten ist der Amerikaner Dominick Fernow in Leipzig vertreten. Mit PRURIENT kann er sich – nach meine Recherchen – nicht so recht zwischen harschem Noise und epischen Synthiesounds entscheiden, so dass ich erstdachte, das wären zwei zufällig Namensgleiche Projekte. Und was ich von VATICAN SHADOW gehört habe, lässt sich am ehesten noch als Ambient Techno beschreiben. Keyboardflächen und Beats. Nett aber kein Muss.

Die Norweger ULVER durfte ich vor einiger Zeit live in Dresden erleben und kurz gesagt: Ich war enttäuscht. Mit Metal hat das Ganze nicht das geringste mehr zu tun; Ulver waren mal als die Erneuerer des Genres gefeiert wurden,
heute macht die Kombo einen „anspruchsvollen“, leicht psychedelischen Pop, in Leipzig sogar exklusiv mit Orchester. Ich kriege von dem belanglosen Gedudel nur noch Ohrenschmerzen.

Bei den rumänischen Metallern von NEGURA BUNGET bekommt man zum Glück das, was man bestellt hat: Epischen Black Metal, auch wenn der Sound stellenweise etwas seichter geworden ist, als ich ihn noch vom 2002er Album „’n Crugu Bradului“ kenne. Aber im Großen und Ganzen ist die Band noch immer so finster und das ist gut so!

Für Auge der weiblichen Fans sind die Finnen von THE 69 EYES genau das Richtige und auch musikalische spielt man sich in die Herzen der Damen. Romantischer Glam-Sound mit leichter Gothen-Würze. Scheen! Die Mädels lieben es. Is ja auch so’n Hübscher der Jirko69. Fast so schön wie Ville Valo…

Aus Belgien kommen THE BREATH OF LIFE, die sich seit ihren Anfängen dem Gothic Rock / Dark Wave verpflichtet fühlen. Außergewöhnlich ist hier vor allem der helle, manchmal etwas theatralische Klang der Stimme von Sängerin Isabelle Dekeyser. Hier könnte ich mir vorstellen, dass sich die Geister scheiden, musikalisch macht man nichts falsch, zeigt sich mit den atmosphärischen Gitarren, schleppendem Bass und treibenden Schlagzeug 100% Szenekompatibel.

Schön klischeetechnisch kommen auch die Italiener von THEATRES DES VAMPIRES daher. Eine halbnackte Sängerin und Crematory-artigen Metal mit viel Keyboards, da kann nichts schief gehen.

Die US-Boys von KOFFIN KATS bieten da schon wesentlich interessantere Kost, nämliche schmutzigen, ungepunkten Rock’n’Roll auch Psychbilly genannt. Feine Sache zum Rumhüpfen und die Mädels, die da rumlaufen, sehen auch immer ganz schnuckelig aus. Wenn Elvis beim WGT zu Gast wäre, bei den KOFFIN KATS wäre er sicher vor Ort!

Sehr verwundert war ich, die englische Mainstream-Danceband KOSHEEN auf dem Programm zu finden. Will die sich etwa neue Zielgruppen erschließen? Vieles von dem, was so im mehr oder weniger synthiepopmäßigen
Bereich läuft, ist von KOSHEEN nicht allzu weit weg aber muss das wirklich sein?

Ich schaue mir dann lieber live CATASTROPHE BALLET an. Die Gothic Rock-Band um Frontmann Eric Burton, benannt nach dem 1984er Album von Christian Death, gehört zu den Konstanten der Szene, auch wenn man seit einigen Jahren kein neues Album veröffentlicht hat. Feine Musik für dunkle Menschen.

Nicht minder dunkel aber ohne gotischen Anstrich präsentieren sich CIRCULAR, ein weiteres Dark Ambient-Projekt aus dem Loki-Universum. Sich langsam entfaltende Keyboardflächen, spacige Gitarren, eine zurückhaltende
Stimme, rituelle Rhythmen – für mich klingt’s wie irgendwo zwischen Predominance und Antlers Mulm. Mit anderen Worten: Schöne Musik für ruhige Minuten! Übrigens: Es gibt auch eine norwegische Ambient-Band gleichen Namens…

Bei Mike Dando aka CON-DOM stellt sich die Ruhe meist erst nach dem Konzert ein, denn der Brite gehört zu den dienstältesten Power Electronikern. Wobei bei CON-DOM auch Platz für ambiente Passagen ist und Dando selbst nicht nur hinterm Pult steht, sondern auch mit Körpereinsatz arbeitet, sich zum Beispiel mal auspeitschen lässt. Auf jeden Fall sehens- und hörenswert, wenn man auf härtere elektronische Klänge ohne Bumm-Bumm-Beat steht.

Erwähnt werden muss sicher DAS ICH, die in der Szene eine besondere Stellung einnehmen. Einerseits ist das Projekt musikalisch auch für Anspruchsvollere interessant, zum anderen ist gerade Songschreiber Bruno Kramm und sein Szenepurismus ein rotes Tuch für viele. Wie immer man auch zu dem Duo steht, DAS ICH sind eine der wenigen Bands, die ihren ganz eigenen Stil entwickelt haben und deren Stücke man sich auch nach Jahren noch anhören kann, ohne dass es einem peinlich sein muss. Finde ich zumindest. Wer’s anders sieht, der darf das gerne tun.

Mein Urteil über AND ONE, die man ja zweifelsohne zu auch zu den Größen der hiesigen Szene zählen kann, fällt nicht ganz so positiv aus. Die Musik zielt voll auf die Tanzfläche, ist dementsprechend nicht selten recht flach. Einige Hits hat die Band gelandet, die auch immer noch gespielt werden, das ist OK. Aber in der Breite finde ich den Synthiepop mit EBM-Einschlag einfach nur überflüssig.

Die Italiener von CAMERATA MEDIOLANENSE waren für mich immer so eine von den Bands, mit denen ich nie warm geworden bin. Einerseits erinnerten sie mich mit dem mich nervenden weiblichen Gesang an die aus meiner Sicht völlig überbewerteten Kirlian Camera, zum anderen war mir die Musik stets zu pathetisch. Ist einfach nicht meins.

Ein Seitenprojekt des Camerata-Sängers Trevor ist NG bzw. NORTHGATE, deren Musik man eher als Dark Wave bezeichnen kann. Ganz nett aber sicher nicht das Muss auf dem WGT.

Früher habe ich mich immer gefreut, wenn ich FAUN im heidnischen Dorf gesehen habe, nicht unbedingt wegen der Mittelalter-Musike, sondern vor allem wegen der beiden hübschen Damen auf der Bühne. Die sind verschwunden und mit ihnen das Interessante an der Musik. Mittlerweile ist die Band im Mainstream durchgestartet und so hört sich auch ihr Sound an: glatt poliert und belanglos. Wie stand es so schön im Forum der Band: „Wer seid Ihr, was habt Ihr mit Faun gemacht?“

Hoffentlich mehr Freude machen mir die PANKOW, die Pioniere der italienischen EBM-Szene. Mit dem zweiten Album „Gisela“ von 1987 errang das Projekt schon internationale Aufmerksamkeit. Die südeuropäische Version des Pommes-Sounds ist wesentlich melodischer und insgesamt spannender anzuhören. Ich konnte die Band schon mal Anfgang der 1990er sehen, ich freue mich, dass es jetzt mal wieder klappt. Mein Gott, das ist 20 Jahre her! Was man so auf der Seite als Trailer anhören kann, klingt nicht mehr so spannend aber warten wir’s ab.

Die deutschen TYSKE LUDDER hingegen klangen immer nur nach Stampfmusik, EBM in Reinform sozusagen. Ich habe nie begriffen, was daran interessant sein soll. Kennste eins, kennste alle. Bumm-Bumm und Krächze-Stimme. Äkse.

Anfang der 1990er gehörten PARADISE LOST mit ihrem epochalem Album „Gothic“ zu meinen absoluten Helden, die CD findet sich noch immer im Plattenschrank und gelegentlich auch den Weg in den Player. Die Mischung aus „Beauty & Beast“-Gesang und Black Sabbath-artiger Schwere war einfach ein Hammer. In den späteren Jahren wurde mir der Sound zu weichgespült. Wenn ich ins aktuelle Album reinhöre, hat sich das wieder geändert, das Unverwechselbare fehlt allerdings.

Während ich die Briten wohl eher auslasse, schaue ich mir die sächsischen STEIN sicher an, auch, weil ich schon gesehen habe, dass sie zu einer günstigen Zeit im heidnischen Dorf spielen. Sehr angenehme, handgemachte Musik mit viel Melancholie. Ideal für das Sitzen mit Freunden am Lagerfeuer.

Dass sich hinter TWA CORBIES niemand anderes als Tony Wakeford von Sol Invictus verbirgt, ist sicher kein allzu großes Geheimnis. An seiner Seite spielt Gernot Musch, den manche von :Golgotha: oder Pilori kennen. Überraschungen gibt es keine, dafür den typischen Wakeford-Sound.

Als nichtmusikalische Programmpunkte möchte ich noch CHRISTIAN VON ASTER erwähnen, den sicher mittlerweile jeder kennt, denn die schrägen Geschichten mit viel Wortwitz sind in der Szene seit langem beliebt. Was allerdings KATHARINA THALBACH beim WGT macht, kann ich mir nicht so recht denken. Vermutlich Theater spielen…

Nachdem ich nun das Programm in der Hand halte, haben sich einige Sachen schon wieder erledigt. Wie immer überschneiden sich einige interessante Sachen. Um Esben & The Witch zu sehen, muss ich mir noch irgendwas einfallen lassen…

WGT 2013 Logo

PS: Was Onkel Wagner auf dem Logo des WGT tut, ist mir ein Rätsel. Kann man nicht mal innerhalb der Szene vom Bombasten-Komponisten verschont bleiben? Was kommt als nächstes? The band played Haydn?

Diese Vorschau wurde erstellt mit der unschätzbaren Hilfe von Discogs!

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