Transrapid – ein Trauerspiel

25. September 2006
Meldung zum Unfall bei Focus

Nein, ich will nicht gegen den Transrapid argumentieren, weil er hierzulande eigentlich nicht gebraucht wird. So ist das halt, wenn die Industrie etwas will, dann wird es eben gemacht. Lassen wir diese Diskussion außen vor, schließlich gab es gerade einen tragischen Unfall mit zahlreichen Toten und solche Gelegenheiten zu nutzen, hat immer einen faden Beigeschmack.

Die Erklärung für das Unglück ist wieder schnell zur Hand: menschliches Versagen. Ein Fakt der nicht zu bestreiten ist, denn wenn ein Servicewagen auf einer Strecke steht, auf der ein Zug mit hoher Geschwindigkeit fährt, dann ist definitiv etwas falsch gelaufen. Die Leitwarte hätte die Strecke nicht freigeben dürfen – das ist richtig, offensichtlich haben sie es aber doch getan. Soweit so schlecht. Was mich allerdings wundert, ist, dass der Zug nicht von selbst gestoppt hat. Was würde z.B. geschehen, wenn ein Baum auf eine Transrapid-Strecke fällt oder irgendein anderer Gegenstand und das Fahrzeug mit 400 km/h angeschossen kommt. Wer bremst das Gefährt? Der Testwagen im Emsland war führerlos. Welche Technik im Triebwagen hätte den Zusammenstoß verhindern können? Laut Wikipedia verfügt der Transrapid über ein System an Sensoren, die messen, ob die Strecke in Ordnung und nicht etwa abgesunken ist. Das viel naheliegendere Problem eines Hindernisses scheint niemand eingeplant zu haben. Selbst wenn die Fahrerkabine besetzt gewesen wäre – wer will bei 200 km/h, die der Testzug gefahren ist, mit Sicherheit sagen, dass die Zeit zwischen dem Erkennen der Gefahr und dem Stoppen ausgereicht hätte. Haben die Verantwortlichen schon einmal etwas vom Radar gehört – eine Sicherheitsmaßnahme die mir als technische Null als erstes einfallen würde? Bei Fledermäusen funktioniert dieses System hervorragend und nicht nur dort, sondern auch bei Schiffen und Flugzeugen. Letztere sind bekanntlich auch nicht gerade langsam. Ich vermute mal, dass das menschliche Versagen beim Unglück im Emsland im besten Fall in Nachlässigkeit, im schlimmsten Fall in Geiz bestanden hat. Aber wahrscheinlich liege ich ja falsch. Die Technik wird nie perfekt sein. Unsere großen Errungenschaften sind somit ein perfektes Spiegelbild unserer selbst.

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