Hybryds – Mythopia, the sequel. ( Extended version! )

Die belgischen Hybryds sind eines dieser Projekte, die mich über die Jahre mal mehr, mal weniger fesseln konnten. Ich habe eine Handvoll Tonträger der Hybryds und war auch schon auf einigen Konzerten zugegen. Eines in Dresden habe ich auch selbst organisiert.

In „den alten Tagen“ gefielen mir die elektronisch-schamanischen Werke von Sandy Nijs und Mitstreitern. Ich mochte die starken Rhythmen, die mystische Atmosphäre, verpackt in abstrakten und atavistischen Bildern.

Dann konnte ich lange Zeit mit der Band nichts anfangen. Das drückte sich bereits im Artwork aus, bei dem immer seltsame Bilder leicht bekleideter Damen eine Rolle spielten. Nicht mein Geschmack, daher kein weiteres Wort dazu.

Die musikalische Entwicklung der Hybryds ging leider auch in eine für mich wenig erfreuliche Richtung. Die Sounds wurden immer seichter, konnten mich nicht mehr ergreifen. Zu viel Heavenly voices, zu wenig Esplendor Geometrico 😉

„Mythopia, the sequel.“ , das aktuelle Album der Hybryds, beginnt daher mit einer Überraschung für mich:

Bei „Renth To Ranisie“, getragen von einem rituellen Trommel-Beat, der in einen elektronischen Maschinen-Beat übergeht, spricht eine männliche Stimme stoisch ihre Mantren. Die elektronischen Atmosphären wirken an manchen Stellen überflüssig, der Kontrast mit dem „weiblichen“ Flächensynth hat aber auch etwas für sich.

„The dream that I know“ klingt ein wenig, wie ein verdrehter Calypso auf der Heimorgel, bevor akustisch ein ambitionierter Weltraumheldenepos beginnt und wieder zum Calypso gewechselt wird. Dazu gibt sich eine Frauenstimme leicht leidend, um später über die Synthbässe zu hüpfen.

„Be mine“ stampft sich sofort ins Gehör, dann singt und spricht eine Dame zu sanften Klaviertönen und die Elektronik „bassed“ sich an. Auch wenn die Botschaften der Dame nicht zu mir durchdringt, obwohl mir der Sinn des „be mine“ nicht entgangen ist, so fühle ich mich doch nicht gefesselt.

Erst „Feel the pulse of my beat“ sagt mir, dass ich die Lautstärke aufdrehen soll. Höhlentechno vom Feinsten. Mit Anbrüllgarantie. Feine Mugge für die nächste Betriebsfete…

„Into the valley“ zieht dann erst einmal die Bremse, um später regelrecht gewalttätig aufzutrumpfen. Der harte Trommelrhythmus wird durch eine wässrig-schillernde Klavierschicht geschützt. Ein elektronisches Horn spielt dazu eine Waldmelodie.
Dann schleicht sich die unvermeidliche Frauenstimme ein, die mir über einen kurzen Stimulanzeffekt das weiter Zuhören verleidet. Eindeutig nicht meine vibrations.
Trotzdem, der Rhythmus und die simple Klaviermelodie tragen bis fast ins Ziel.

„Wall Of Silence“ ist ein schönes Stück mit einem Georg Trakl-Text, in dem es ums Sterben geht. Das hätte etwas wuchtiger umgesetzt werden können, hier hätte ich gern eine auch Männerstimme drin. Leider sind wir aber nicht bei „Wünsch Dir was“. Mist.

Das Gleiche gilt für „Cultural extinction“. Der Beat hat angemessenen Druck, die Breaks sind gut gesetzt und der gesprochene Text eindringlich. Allein der opernhafte Gesang ist mir auf Dauer ein Graus. Da lob ich mir Frau Galas, die akustisch auch vorbeischauen darf.

„Black Amber mania“ nimmt den Druck wieder deutlich raus – auch hierbei helfen drei, vier Akkorde auf dem Klavier. Es schellt sehr fein und die verführerischen Frauenstimmen des Leidens setzen wieder ein. Ich fühle mich vergewaltigt. Mit wenigen Tönen.
In der zweiten Hälfte des Tracks wird zwar immer noch gejodelt aber ich bin stark.

Von den Merseburger Zaubersprüchen hat sich fast jeder in deutschen Landen schon einmal gehört. Ansonsten googlen. Das schöne Lied dazu heißt „Merseburg Charm“ und kommt als feiner Elektropop daher. Allerdings auch wieder mit zerbrechlicher Frauenstimme, mit der ich hier aber über weite Strecken mitgehen kann.

„That shepherd, who first taught the chosen seed“ geht richtig gut Space Opera-mäßig los. Und als hier der Frauengesang einsetzt, bin ich geplättet. Das ist richtig tough. Alle raus zum Tanz!

Die „Sky Gods“ lassen an große Tanz- und Trommel-Performance denken. Da passen dann auch die Panflöte, die Schellen und die Aaah-Chöre. Über dem Rest breite ich den Mantel des Schweigen aus, auch wenn es schöne Momente gibt, bei denen im Gefühlsüberschwang das Gewollte durch das Gefühlte ersetzt wird. Ein bisschen muslimgauzen zum Ende zu und der Hörer ist wieder versöhnt.

„In the sky and the sea“ fängt leider schon in der falschen Atmosphäre an, da ist das schöne Vorspiel schnell vergessen. Das sind die alten Hybryds aber nicht die ganz alten. Ich möchte als Kontrast Howlin’ Wolf „I Put A Spell On You“ drüber legen, was ich dann tatsächlich tue. Geiler Mix mit dem Howlin Wolf-Video.

Solcherart verstärkt verpasse ich auch nicht die zweite, wesentlich treibender inszenierte Hälfte. Die wird dann aber leider etwas rigide abgewürgt, und unter silbrig plätschernden Klaviertönen dem Ende entgegen gespült. Irgendwie über die Grenze… Weiter reicht meine Sprachkompetenz nicht.

Alles in allem eine ganz ordentliche Platte, die viele starke Momente hat aber leider in Summe nicht 100 % mein Ding ist. Der wichtigste Grund dafür, ist meine debile Wahrnehmung. Frauenstimmen einer bestimmten Höhe kann ich einfach nicht lange aushalten, das ist bei mir mit Schmerzen verbunden. Muss irgendwas mit den Frequenzen zu tun haben.

Reinhören solltet Ihr aber auf jeden Fall mal, vielleicht gebt Ihr den Hybryds eine Chance. Muss ja nicht jeder die Welt debil sehen und hören.

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