Asse (I), Asse (II), assozial

Dieser Kommentar wurde ursprünglich veröffentlicht auf club-debil.blogspot.com am 3. September 2008
Wiederveröffentlicht aus aktuellen Anlass

Man stelle sich Folgendes vor…

ich hätte eine Firma, die Gifte einsammelt und diese entsorgt. Damit das ordnungsgemäß passiert, zahlen mir meine Kunden viel Geld und verlassen sich darauf, dass ich dafür den übernommenen Pflichten nachkomme. Jetzt stellt irgendwer fest, dass ich das Zeug nur irgendwo in den Wald gekippt und mich nicht darum gekümmert habe. Was würde wohl passieren. Richtig – ich käme vor den Kadi und dürfte die nächsten Jahre in den Knast gehen. Zu Recht, wie ich meine.

Stellen wir uns weiterhin vor…

es gibt ein Gift namens Atommüll. Das Zeug ist ziemlich gefährlich und hat den Nachteil, dass es nicht zu entsorgen ist – man kann es weder verbrennen, noch in etwas Ungefährliches umwandeln. Außerdem ist das blöde Zeug auch noch in hundert, tausend und hunderttausend Jahren gefährlich. Was also tun?
Da wir seit Jahrzehnten schon nicht unerhebliche Mengen dieses Giftes erzeugen, wird diese Frage immer drängender. Den Atommüll in dichte Fässer zu packen und ihn irgendwo sicher hinzustellen, ist die einzige einigermaßen praktikable Lösung, die bisher gefunden worden ist. OK, doch wo ist das Zeug sicher? Am besten wohl doch unter der Erde, so dass eine dicke Gesteinsschicht verhindert, dass die radioaktive Strahlung – denn die ist das Gefährliche am Atommüll – nicht nach außen dringt. Tolle Idee! Da wir bisher noch nichts Genaues darüber wissen, machen wir einen Versuch. Wir nehmen ein altes Salzbergwerk, stellen das Zeug rein und schauen, was passiert.

Kommen wir zur Realität:

„In der Schachtanlage Asse, einem ehemaligen Salzbergwerk, wurden von 1965 bis 1995 Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Salzformationen durchgeführt. Eine Einlagerung von radioaktiven Abfällen findet seit 1979 nicht mehr statt. Als Dienstleistungseinrichtung des Helmholtz Zentrums München steht die Schachtanlage allen Interessenten zur Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die sichere Endlagerung radioaktiver und chemisch-toxischer Abfälle unter realistischen Bedingungen zur Verfügung. Bis 2017 soll die Schließung der Schachtanlage nach Bundesberggesetz vollzogen sein.“

Was sich so seriös auf der Website des Helmholtz Zentrums München (Der ursprüngliche Beitrag ist verschwunden, dafür gibt’s hier jetzt eine PM vom Tages des Erscheinens dieses Artikels) anhört, stellt sich in der Wirklichkeit als einzige Katastrophe dar. Eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche „Endlagerung“ war unter anderem die Annahme, dass der Salzstock trocken ist. Was passiert, wenn metallene Fässer mit Salz und Wasser in Verbindung kommen, wird sich wohl jeder denken können, der in Chemie nicht nur geschlafen hat. Genau deshalb sollte man dies unbedingt vermeiden. Nun zeigte sich aber schon seit Jahren, dass in den Nachbarstollen Asse I und Asse III Wasser eindrang. Die Helmhöltzer behaupteten doch steif und fest, dass dies bei ihrem Versuchsendlager nicht der Fall wäre. Stimmt aber nicht.
Unter anderem ermittelten die Verfasser des 162 Seiten starken Statusberichts, schon vor der Einlagerung des ersten Atommülls in der Asse sei bekannt gewesen, dass das ehemalige Bergwerk undicht ist. Trotzdem wurden zwischen 1967 und 1978 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll unter Tage gebracht. Einige davon wurden bereits beim Verladen beschädigt, wie Gabriel berichtete, andere sind durchgerostet“, melden die Journalisten von der heute-Redaktion (Ursprünglicher Beitrag existiert nicht mehr). Und weiter heißt es, dass sich in Asse II radioaktive Laugen sammeln, die ohne jede Sicherheitsvorkehrungen umgepumpt werden und dass die Inventarlisten aus der Zeit vor 1970/71 keine klare Auskunft darüber geben, was eigentlich im Schacht gelandet ist. Man vermutet in Summe etwa neun Kilogramm hochgiftiges Plutonium im Berg.

Umweltminister Gabriel, der den Bericht in Auftrag gegeben hat und vor wenigen Tagen damit an die Öffentlichkeit trat, wirft den Betreibern den ungenehmigten Umgang mit radioaktiven Stoffen, unsachgemäßen Betrieb und fehlende Standards vor. Darüber hinaus stellt de Minister der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Niedersachsen, ein vernichtendes Zeugnis aus. „Eine Lösung für den Schlamassel unter Tage dürfte Jahre in Anspruch nehmen – falls das marode Bergwerk so lange stabilisiert werden kann – und könnte den Steuerzahler Milliardenbeträge kosten“, konstatiert die Meldung.

Feini, feini. So weit so schlecht. Was passiert jetzt aber? Richtig – nichts! Man debattiert gerade einmal darüber, was dieser Fall für die Diskussion um das Endlager Gorleben bedeutet und ob das Helmholtz Zentrum überhaupt in der Lage ist, das Forschungsprojekt fortzuführen, weil man „keine ausreichende Fachkunde im Atom- und Strahlenrecht“ habe. Gabriel fordert „…einen grundlegend anderen ‚Umgang’ mit dem Bergwerk und eine Änderung bei der ‚Beaufsichtigung durch die zuständigen Behörden’…“ (Quelle: Stern)
Na super. Dann ist ja alles in bester Ordnung. Die Helmhöltzer sehen sich übrigens vollends in der Rolle der zu Unrecht Angeklagten (Auch hier existiert das Originaldokument nicht mehr, weshalb ein offener Brief der Mitarbeiter des Instituts verlinkt wurde.).
Die Eigendarstellung der Münchner Forschungseinrichtung liest sich wie ein Werbetext für Mutter Theresa: „Wir stellen uns einer der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft, der Verbesserung der Gesundheit des Menschen. Wir forschen für ein besseres Verständnis der Zusammenhänge von Gesundheit und Umwelt und erarbeiten die Grundlagen und Anwendungen einer zukünftigen Medizin zur Behandlung komplexer chronischer Erkrankungen.“ Der Forschungsgegenstand der „komplexen chronischen Erkrankungen“ wirft natürlich ein besonders schräges Licht auf den laxen Umgang mit Radioaktivität… Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Kritische Links zum Thema:
www.asse2.de
www.aufpassen.org


Der Atommüll kann frühestens ab an 2033 geborgen werden!!! Umweltministerin Hendricks

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