Montag

Als erstes Highlight des Tages stand ein Besuch des Treffen-Markt in der agra-Halle an. Es ist schon erstaunlich, was es da so alles gibt. Am meisten beeindruckten mich die verkäuflichen Grabstellen. Man fragt sich, wer sich solchen Käse für fast dreihundert Euro kauft und dann auch noch in die Wohnung stellt. Na gut, als Katzenklo hat das Ganze noch einen gewissen Witz, ein essentielles Gruftieaccessoire ist es definitiv nicht. Weitere, gravierende geschmackliche Fehlleistungen konnte ich erst einmal nicht entdecken, zugegebenermaßen interessierte ich mich auch nicht für irgendwelche Klamotten. Ein wenig nervend auf solchen Märkten sind immer die an jedem Stand dröhnenden Ghettoblaster, die den Vorbeiziehenden zum Teil mit klanglichen Schrecklichkeiten eindecken. Meine persönlichen Favoriten sind dabei die verirrten Technojünger, die mir ihr Dauer-Bumm-Bumm als szenekompatibel aufdrängen wollen. Warum stellt die Marktleitung nicht mal einen DJ rein, der alle beschallt. Und die Standbetreiber werden verpflichtet, Kopfhörer zu benutzen…

Wesentlich entspannter geht es immer auf den Mittelaltermärkten zu, denn dort gibt es meistens nur EINE Dudelband, die das Ganze beschallt. Der Rundgang über den Handelsplatz förderte aber zumindest eine Absonderlichkeit zu Tage. So sah ich einen jungen Mann, der neben seinem soeben erworbenen und halb in eine Plastetüte verpackten Kreuz zu Mittag speiste. Ebenso morbid ging es beim Beinhaus-Stand zu (hat nichts mit der Band zu tun). Hier konnte man Schmuck und Zierrat aus echten Knochen erwerben. Das fand ich nun wiederum ganz hübsch. Witzig war auch der Eierwerfstand gegenüber. Eigentlich wurde ja nicht mit Eiern sondern auf selbige geworfen und zwar mit einer Eisenkugel. Das war gar nicht so einfach, wie sich herausstellte. Solange ich zuschaute gelang es niemandem und das trotz Zielwassers nicht. Das hochprozentige Motivationsgetränk führte zumindest dazu, dass der Standbetreiber mit der Zeit immer lustiger wurde. Sehr lustig das Ganze.

Langsam wurde es Zeit THE HOUSE OF USHER einen Besuch in der Parkbühne abzustatten. Ich besitze zwar keine einzige CD von der Band, live höre und sehe ich sie mir aber immer wieder gern an. Ihre angenehme Mischung aus Wave und Gothic Rock erfreut das Ohr und besonders Sänger Jörg Kleudgen macht auch optisch etwas her. Eingehüllt in schwarze Bandagen und weiß geschminkt sieht er aus wie Murnaus Nosferatu. Musikalisch haben THE HOUSE OF USHER ihren Stil gefunden und werden wohl auch weiterhin auf diesem Weg fortschreiten.

Gleich im Anschluss enterten BLOOD FLOWERZ die Bühne und es wurde wesentlich härter, rockiger. Die singende Dame wuselte ordentlich über die Bühne und zog quasi die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ganz nett das Ganze aber nicht mein Fall. Wieder ein Band, die ich mir zwar anhören kann, wo ich allerdings nicht das Bedürfnis verspüre, mich näher damit zu beschäftigen.

Ganz anders bei den KATZENJAMMER KABARETT, meinem nächsten Programmpunkt im Schauspielhaus. Das die Katzenjammer KIDS zu den ältesten Comic-Figuren überhaupt zählen, werden sicher nur die Fans wissen, für das Verständnis der französischen Band ist das sicher auch ohne Belang. Hier finden sich z.B. in der Gestaltung der Homepage eher Anklänge an die Dresden Dolls, musikalisch fand ich, das ganz deutlich Siouxie & The Banshees herauszuhören waren, was an der ähnlichen Stimme der niedlichen Sängerin liegen wird. (Hoffentlich leist das jetzt meine Frau nicht…). Der Death und Goth Rock geprägte Sound wird kombiniert mit einem ansprechenden elektronischen Background. Im Falle des KATZENJAMMER KABRETTS war es eher ziemlich ungünstig, dass das Konzert im Schauspielhaus stattfand, denn ihre Musik animiert uneingeschränkt zum Herumhüpfen. Zum Glück ließen sich dann doch einige Besucher erweichen und tanzten in den Gängen. In einer richtigen Konzerthalle wäre die Stimmung sicher explodiert.

Nach diesem tollen Auftritt warteten wir nicht mehr auf das Deadfly Ensemble, dem Zweitprojekt von Cinema Strange-Frontmann Lucas. Die Hörproben im Internet zeigen, dass es eine sinnvolle Entscheidung war, zumal ich die letzten CS-Konzerte eher mäßig fand. Stattdessen zog es mich in die Moritzbastei, da ich dort unbedingt die LEGENDARY PINK DOTS sehen wollte. Bis es aber soweit war, musste ich erst die langweiligen PAIN BASTARD (your music gives me pain in the ass, you bastard) und die supergrusligen KILLING MIRANDA über mich ergehen lassen. Aus irgendwelchen Gründen war ich davon überzeugt, dass es sich lohnen würde, diese Combo anzuschauen, aber da lag ich wirklich weit daneben. Manche Menschen sollte man einfach von Mikro und Instrumenten fernhalten. Nicht alles, was aus dem UK kommt, muss gut sein. KM waren definitv grottig.

Zum Glück kann man sich an und in der Moritzbastei auch anders beschäftigen und so verbrachte ich mit einigen anderen Fans die Zeit bis zum Beginn des ersehnten Konzertes mit Labern und Biertrinken im Freien. Als es dann endlich soweit war, suchten wir uns einen günstigen Platz und genossen den Auftritt der holländischen Ausnahmeformation. Es war alles wie immer und doch einfach nur als großartig zu bezeichnen. Ein phantastischer Ausklang für ein recht nettes Festival. Direkt nach den letzten Tönen ging es nach Hause.

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