Samstag


Los ging es Samstag schon recht zeitig - im Zelt war es wieder grässlich heiß geworden. Nach Hygiene (1,50 fürs Duschen ist schon etwas unverschämt) und Frühstück besuchten rannten wir ein wenig im Gelände herum, besuchten den Mittelaltermarkt und vertrieben uns die Zeit bis zum frühen Abend. Nach einem kurzen Besuch im UT Connewitz - wir waren zu früh für Echo West, gingen wir schnell noch mal ins Werk II. Dort kamen wir in den Genuss von LOVE'S LABOUR'S LOST, die mich ein wenig an die Crüxshadows erinnerten aber sonst keinen bleibenden Eindruck hinterließen. Auf jeden Fall war eine junge Dame mit Geige zu Gange, sonst bot sich das Ganze wenig bemerkenswerte, gotische Rockmusik. Dann folgten VOICES OF MASADA mit ihrem ebenfalls wenig spektakulärem Gothic-Rock und die Helden des Abends Ausgang. Rein optisch hätte ich die Truppe eher dem Ska zugeordnet, wirklich beeindruckt war ich vom Post-Punk a la AUSGANG nicht. Das mag auch an der Tagesform gelegen haben…
Nachdem wir sozusagen die Pflicht erfüllt hatten, uns die "Legenden" anzuschauen, kehrten wir zurück ins UT Connewitz, wo ECHO WEST bereits auf der Bühne standen. Ihre mitreißende Musik zwischen Cold Wave, Synthiepop und experimenteller Elektronik begeisterte das Publikum im alten Kino und ich freute mich, die Herren endlich mal wieder sehen zu können. Ein sehr schönes Konzert mit Höhepunkten wie "Crosses Of The West". Die nachfolgenden ALTERA FORMA aus Russland waren mir dann über weite Strecken zu Synthie-poppig, was gar nicht mein Fall ist. Also nix wie weg, schließlich wartete ein Highlight in der Moritzbastei…

In selbiger angekommen, suchten wir uns einen Platz ganz weit vorn, um bei BEINHAUS direkt dabei zu sein. Auch wenn es galt, einigen umherfliegenden Fässern und Blechen Achtung zu schenken, so stellte sich diese Entscheidung als absolut richtig heraus. Der Auftritt der Berliner Formation war einfach nur gigantisch zu nennen. Nachdem Sängerin Ulrike das Konzert mit einer deutschen Version des "Gloomy Sunday" eröffnet hatte, brach der Industrial-Orkan los. Mit einer Wahnsinnsenergie draschen die drei Protagonisten auf Metallteile aller Art ein und rezitierten bzw. sangen ihre intelligenten Texte. Die Einstürzenden Neubauten waren gestern - heute sind BEINHAUS! Auf der Bühne gebärdeten sich die drei als echte Maniacs, manch Besucher verlies nach kurzer Zeit die vorderen Reihen. Ihren Humor zeigten die Beinhäuser bei "White Power", als sie auf der Bühne "koksten" - natürlich war dabei nur Mehl im Spiel, die optische Wirkung der Aktion war aber grandios. Gegen Ende war das Trio sichtlich ausgepowert, das Publikum schwitzte ebenfalls. Ziel erreicht, ein absoluter Glanzpunkt des Festivals.

Anschließend ging es auf schnellstem Wege in den Anker, doch leider war die Fahrt mit den Öffentlichen nicht so schnell wie nötig und wir sahen von SPIRITUAL FRONT, auf die ich mich sehr gefreut hatte, nur noch zwei Stücke. Schade, schade, denn den apokalyptischen Folk-Pop hätte ich mir gern live angehört. Pech gehabt, so blieb mir nur noch die (wasweißichwievielte) Show von ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO zu bestaunen. Selbige boten solide Arbeit, neoklassische Stücke mit der gehörigen Portion Mystik und Pathos, so wie immer halt…

Um uns auf dem Heimweg mit einem Getränk zu versorgen, statteten wir der gleich um die Ecke befindlichen Kneipe "Hartz IV" einen Besuch ab. Hier erwartete uns sozialer Blues in Reinform, anders lässt sich das Elend nicht beschreiben. Dafür war das Bier wenigstens billig und schmeckte nicht, wie häufig beim Döner-Fuzzi nach Bratenfett. Unsere leicht martialische Aufmachung mit Uniformjacke und Stiefeln sorgte dafür, dass die Dame hinterm Tresen irgendwelche Skinhead-Musik auflegen musste. Da war sie aber vollständig an der falschen Adresse bei uns und wir verließen das traute Heim. Wieder auf dem Zeltplatz angekommen, trollte ich mich dann wieder in Richtung Zelt.

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