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Montag
"Van Langen"
An diesem Tag nahm ich den Auftakt in der Agra-Halle wahr. Ich hatte die
Band "Van Langen" schon mal kurz in der Moritzbastei gesehen
mit einem akustischen Set. Diesmal standen sie nun auf der großen
Bühne. So früh am Morgen war natürlich noch nicht so viel
los. Schade für die Band, denn diesmal wurden weitaus mehr Instrumente
aufgefahren und ordentlich gerockt. Das Gebotene ging in die Richtung
von "In Extremo" und "Subway to Sally". Der Opener-Job
ist natürlich nicht sehr dankbar aber gegen Ende tummelten sich immerhin
schon 300 Leute vor der Bühne, denen der Auftritt offensichtlich
auch ganz gut gefiel.
"Omnia"
Als nächstes spielte "Omnia". Eine Band die wirklich die
Bezeichnung multikulturell verdient: zur Besetzung gehörten Neuseeländer,
Briten und Holländer. (Na so richtig multikulti ist das nun aber
nicht. disorder) Dementsprechend vielfältig war das Angebot an Instrumenten
auf der Bühne. Musikalisch wurden sphärische Songs geboten,
meist instrumental. In einen kleineren Club wäre e sicher ein viel
besseres Erlebnis gewesen, da die zwischenzeitlich mit 600 Leuten gefüllte
Agra-Halle doch sehr steril und leer wirkte. Es wurde auf jeden Fall ausgiebig
getanzt, und in einer passenden Lokalität in der Nähe ist "Omnia"
durchaus zu empfehlen.
"Merlons Lichter"
Ich glaube, das erste Mal, dass ich die Merlons gesehen habe, war vor
mehr als zehn Jahren. Damals hießen sie The Merlons Of Nehemia und
hatten noch ihre charismatische Sängerin. Nun zeigten sie sich als
abgespeckte Version. (So dick war die Sängerin aber nicht! disorder)
Die Stimme trägt die Songs nicht mehr wie früher, und das gewisse
Etwas fehlte. Auch wenn einige Titel aus der Vergangenheit gespielt wurden,
kam keine rechte Stimmung auf. Die Größe von früher ist
eine Bürde, die noch geschultert werden muss. Der Sound ist jetzt
deutlich rockiger und weniger mittelalterlich. Auch textlich hat man sich
von alten Tugenden entfernt und geht mehr in Richtung Spaß- und
Tanzmusik. Der Sound von der PA war auch nicht berauschend, das haben
sie schon besser hinbekommen. Ich fand die Band früher besser, aber
ich bin vorgeprägt, und meine Erwartung konnte so nicht erfüllt
werden.
Weiter ging's zum Anker, dort war an diesem Tag die Neofolkszene versammelt,
und ich wollte mir einige Musiker gern mal wieder ansehen.
"Graumahd"
"Graumahd" aus Österreich eröffneten den Abend. Der
Boss, ein Bekannter vom Steinklang-Festival, hatte mir meine abfällige
Bemerkung über das Wiener Bier noch nicht verziehen. Aber so wusste
er wenigstens wer ich bin. In Wien hatte der junge Mann bei Allerseelen
mitgespielt, sein Hauptprojekt Graumahd kannte ich noch nicht. Geboten
wurde wenig Überraschendes: Neofolk ohne Schnörkel. War nicht
schlecht, aber "Wir rufen deine Wölfe" hätte nicht
sein müssen, das ist ein bisschen ausgeleiert.
"Hekate"
Auf diese Band hatte ich mich sehr gefreut. "Hekate" wollte
ich schon lange mal wieder sehen. Im Lineup entdeckte ich zwei neue Leute,
den Drummer und eine Sängerin. Aufgeführt wurden alle Klassiker
von Hekate, wie "Vaterland", "Monitorie" und andere.
Die Band, inklusive der neuen Sängerin, die einen ihrer ersten Auftritte
hatte, konnte überzeugen. Ein guter Auftritt, der auch vom Publikum
honoriert wurde. Es gab auch noch von der Band ein Dankeschön mit
Rosen für die Fans.
"Voxus Imp."
Die Dresdner waren die nächsten. Als Neofolk würde ich das nicht
bezeichnen, eher als akustische getrommelte Prosa. Alles ist getragen
und ruhig und hat Ambient-Charakter. Dem Publikum sagte das zu. Die ritualartigen
Titel klingen manchmal etwas nach Sardh, und manchmal haben mich einige
Gesten an Rammstein erinnert. Aber auf jeden Fall Sehr ausgereift und
durchdacht. Auch wurden nordische Sagen und Mythen integriert und zu symphonischen
Werken verwoben. Auf jeden Fall etwas Eigenständiges.
"Novalis"
"Novalis", die ich
bisher noch nicht gesehen hatte, boten rockigen Neofolk mit E-Gitarren,
Geigen und Sampels. Eben dies lockert das Ganze auf und macht es interessant.
Aber so sollte es nicht bleiben, es wurde ruhiger und folkiger und der
gute Anfang versprach mehr als dann noch kam. Die Stimme war sehr "samtig"
und zumindest gut anzuhören. Hin und wieder wurden noch ein paar
Elektropopanleihen integriert. Für mich hätte es wie am Anfang
weiter gehen können, aber so kamen die Band auch gut an.
"Ain Soph"
Die Letzten im Anker waren "Ain Soph". Zu dieser fortgeschrittenen
Stunde waren leider relativ wenig Leute noch da. Aber ich fand die Aufführung
der Italiener ganz gut und lustig, quasi eine kleine Freakshow. Außerdem
wurde ordentlich gerockt mit der Gitarre. Auf jeden Fall gut, und mal
interessant zu hören.
Die Party im Anker war vorbei und so ging ich in die Agra-Halle um den
dortigen Headliner der Mitelalterrockszene zu sehen.
"Subway to Sally"
Es ist schon einen ganze Weile vergangen, seitdem "Subway to Sally"
in Gera im Wicherkeller zu Gast waren, einen Club mit niedriger Decke
und so groß wie mein Schlafzimmer. Der Kontrast könnte nicht
größer sein, die Agra-Halle ist voll, vielleicht 10.000 Leute.
Erst durften wir nicht in die erste Reihe zum fotografieren, und schnell
war klar wieso. Beim ersten Song wurde erst mal die erste Reihe vom Feuerwerker
in Flammen gesetzt, Rammstein lässt grüßen. Die Halle
tobt, selbst für "Subway to Sally" nicht alltäglich.
Präsentiert werden neue Lieder sowie die Klassiker auf die die Menge
wartet. Der Funke springt über und man begibt sich mutig in die erste
Reihe zu den Fans. Die Menge singt ergeben alle Titel mit, was unangenehm
werden kann wenn ein besonders kräftiger Sänger neben einem
steht. Aber das tut der Stimmung keinen Abbruch und so wird gerockt bei
Titeln wie "Die Braut" und dem "Räuberlied",
welches auf keinen Fall fehlen darf. Es wird noch ein bisschen in die
Rammsteinkiste gegriffen und Feuer gespuckt. Die Menge tobt und fordert
mit Recht einen Zugabe. "Die Schlacht" wird zum Besten gegeben
und ein denkwürdiges Festival reiht sich in die Analen ein und ist
endgültig vorbei.
Alle die da waren, hatten hoffentlich
wie ich ihren Spaß, bis auf die, die unklugerweise in einer Pfütze
gezeltet habe (arme Schweine). Das Wetter ließ manchmal zu wünschen
übrig, aber das gehört dazu. Mit Ohrstöpseln konnte man
auch gut schlafen, was bei Festivals nicht immer möglich ist. Man
sah viel Skurriles und Selbstdarsteller haben sich offensichtlich das
ganze Jahr aufs WGT gefreut, um ihre neusten kleidungstechnischen Errungenschaften
endlich einem breiten Publikum präsentieren zu können. Bei einem
so großen Festival ist eigentlich für jeden etwas dabei, weshalb
man den Besuch durchaus weiter empfehlen kann. Vielleicht sieht man sich
ja beim nächsten WGT, ich versuche wieder da zu sein.
JM
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