Montag

Der letzte Tag in L.E. sollte sich auf die Konzerte im Haus Leipzig fixieren. Bevor es jedoch soweit war, streuselte ich erst noch über den Mittelaltermarkt in und auf der Moritzbastei, traf mein holdes Weib, das extra für Coil angereist war, speiste entspannt, um dann rechtzeitig am Ort des Geschehens einzutreffen. Als erste standen KNIFELADDER auf dem Programm, die mir bis dahin kein Begriff waren. Bekannt war mir nur, das John Murphy früher mal bei Death In June getrommelt hatte. Ohne jede Erwartung lauschte ich dem Konzert und wurde regelrecht umgehauen. Das war der Sound, den ich schon lange in der Szene vermisst hatte: eine Mischung aus den experimentellen Phasen von DIJ, Current 93 und ein klein wenig Blood Axis! Die drei älteren Herren in ihren Fleischerschürzen erzeugten mit Schlagzeug, Elektronik und E-Gitarre einen dermaßen dichten, abgedrehten Sound, dass ich vor Freude fast zu Boden ging und das ohne jeglichen Alkoholeinfluss (Schließlich wollte ich noch mit dem Auto nach Hause fahren.). Ich musste mir sofort die CD dieses Kollektives kaufen und habe diese Ausgabe auch noch nicht bereut.
Die folgenden Bands SCIVIAS, NAEVUS und die unseligen FORSETI (und ewig spielt das Forseti) ertrug ich dann nur schwer und mithilfe gelegentlichen Verlassens des Raumes. Dieses ewig gleiche Neofolk-Gedudel kann ich nicht mehr hören. Eine halbe Stunde ist ja OK, aber länger geht wirklich nicht. Tut mir leid, für alle Fans dieser Musik aber als jemand, der lange Jahre Current 93 und Sol Invictus zu seinen Lieblingsbands zählte, sind meine Ansprüche einfach mal zu hoch.
Zum Glück standen noch COIL auf dem Programm und so hatte ich einen Grund, mich zu freuen. Leider konnte ich dann doch den Draht nicht so recht zu Jhon Balance finden, denn der gebotene Sound war viel zu zahm für meine Stimmung. Während sich Christophersen und Thighpaulsandra (wie heißt der eigentlich richtig???) unter Vorhängen versteckten, gab Balance den bärtigen Madman mit entsprechender Bekleidung. Sichtlich Freude bereitete es ihm, der versammelten Mannschaft seinen blanken Hintern zu präsentieren, was definitiv eines der Highlights der von Balance wahnsinniger Ausstrahlung dominierten Show war. Nicht vergessen werden sollen die psychedelischen Projektionen, die geradezu zum Drogenmissbrauch aufriefen, einer Aufforderung der ich mich leider nicht anschließen konnte (aus bekannten Gründen). Vielleicht hätte es mich dann ja richtig gekickt. Auch wenn die Show und das Konzert mit eher ambient strukturierten Stücken gut waren, der letzte Schub fehlte mir. Der kam erst mit dem Schlusssong, der noch einmal wie vor zwei Jahren die Töne in allen vorstellbaren Frequenzen durch den Raum zischen ließ. So kam ich wenigstens noch einmal für fünf Minuten zu einem Hochgenuss. Nichts desto trotz hatte sich der Besuch bei COIL gelohnt. Auch wenn die Band mich diesmal nicht mitriss, gehört sie doch zum Besten, was in oder am Rande der Schwarzen Szene unterwegs ist.

Fazit:
Insgesamt war das WGT #13 alles andere als ein Unglück. Statt allzu viel herumzurennen, konzentrierte ich mich auf wenige Orte und konnte so einige sehr schöne Konzerte erleben. Sicher hätte ich noch gern das eine oder andere Konzert gesehen, wie z.B. Mephisto Waltz, Karl Bartos oder Soman, aber was soll's. Die nächste Gelegenheit kommt bestimmt. Mit dieser Altersweisheit möchte ich den Text beenden.
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