Die Anreise erfolgte bereits am Donnerstag, da ich meine Freunde von Expretus bei ihrem außerhalb des WGT stattfindenden Auftrittes in der Villa bejubeln wollte. Der Abend war dann auch ganz OK, rechte Stimmung wollte allerdings noch nicht aufkommen. Ich war noch ein wenig genervt von den Schwierigkeiten, auf dem Zeltplatz mal eine vernünftige Auskunft zu bekommen (Fragt niemals irgendwelche Ordner, da erzählt immer der erste das ganze Gegenteil vom zweiten) und die Anzahl der Besucher war auch alles andere als berauschend.

Den Freitag ließ ich ruhig angehen und schlug gegen 16 Uhr im Werk II auf, wo ich Solitairy Experiments erleben durfte. Old School-EBM, nicht mein Ding. Die mitgereiste Fangemeinde, mit deren Vertretern ich mich eine Weile angeregt unterhielt, war recht sympathisch und klagte mir das Leid des Lebens in Frankfurt an der Oder (soweit ich mich noch erinnern kann). In der Provinz (und dazu zähle ich ausdrücklich auch Dresden) ist es schon etwas schwerer, sein Ding abseits vom Mainstream durchzuziehen ... Wie gesagt SE waren nicht so der Bringer und ich verdrückte mich in Richtung Parkbühne. Dort durfte ich erst ein oder zwei langweilige metal-lastige Bands erleben, bevor Genitortures die Bühne erklommen. Vom ersten Moment an war Party pur angesagt. Die attraktive Sängerin wirbelte wild über die Bühne und präsentierte ihren leicht Ministry-angehauchten Rock'n'Roll mit einer Menge netter Showeinlagen aus dem S/M-Genre. Gejohle kam auf, als sie sich den Gummipimmel umschnallte und auf der Bühne pseudo-sexuelle Handlungen vollführte. Ziemlich harter Tobak für die ansonsten verklemmten Amis, das WGT-Publikum nahm es gelassen auf.

Nach diesem ersten Highlight ging es zurück ins Werk, wo ich noch ein paar Augenblicke Cenobita erlebte, bevor ich mich dann doch lieber für ein Bier entschied. Dicke Männer machen EBM - na ja. Bei DKay.com stand ich dann wieder direkt vor der Bühne, wo sich auch einige gute Freunde einfanden, die ebenfalls auf Jürgen Engler & Co. warteten. Als selbiger die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr und die Menge tanzte. Alte Hits von den Krupps und neues Material mischten sich zu einer explosiven Dröhnung und "Frontsau" (das ist ganz positiv gemeint) Engler peitschte die Anwesenden immer wieder zu neuen körperlichen Höchstleistungen auf. Dazwischen schüttelte er Hände, ließ sich umarmen und war sichtlich angetan von der Popularität, die er in der Szene genießt. Nach gut einer Stunde war dann Schluss und die ersten Reihen reichlich fertig. Zum Ausklang des Abends schlich ich nur noch um die Ecke in die Halle 5, wo wieder eine "außerhalb des WGT"-Party stattfand, diesmal mit Knüpfi und Matze an den Reglern. Wie nicht anders zu erwarten, lief die meiste Zeit altes Zeug und das war auch in Ordnung so.

 

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