Genocide Organ, Isomer, Pacific 231
Samstag 14. Mai 2011, 7er Club, Mannheim


GO in Mannheim! Glaubt man den Verlautbarungen der Band - und warum sollte man dies nicht tun? - dann hat die deutsche Industrial-Institution das letzte Mal vor 21 Jahren in ihrer Heimatstadt gespielt. Für die Rückkehr der "wahren Söhne Mannheims" wählte man sich einen Ort, der kaum passender hätte sein können: den 7er Club am Industriehafen der Stadt.
Als ich am frühen Abend eine erste Inspektion des Areals vornahm, hatte es gerade geregnet. Der Geruch von feuchtem Ruß, Staub und Öl lag in der Luft; das industrielle Szenario auf der Industriestraße mit all den verlassenen Fabriken, schmutzigen Häusern und Müllhalden war deprimierend authentisch.
Bevor es aber in den Club ging, suchte ich mir noch eine Nahrungsquelle, die auch wenige Fußminuten entfernt fand. Und nicht nur das: In der Lokalität trieben sich auch allerhand Konzertbesucher, darunter einige Bekannte, herum. Verschiedene Sprachen schwebten durch den Raum und man unterhielt sich laut über die geliebte Musik, dabei immer misstrauisch beäugt, von den Stammgästen des Lokals, die offensichtlich nichts mit dieser Ansammlung schwarz gekleideter Chaoten anfangen konnten. Immer wieder lustig…
Gut gesättigt ging es dann zum Club, der sich als etwas länglicher, nicht allzu großer Raum offenbarte, ähnlich dem Club Lagerhof in Leipzig in dem GO im vergangenen Jahr ihr Jubiläum gefeiert hatten. Der größte Vorteil der Lokalität bestand in einem Biergarten, in dem sich in der konzertfreien Zeit der Großteil des Publikums aufhielt. Ohne Ausweichmöglichkeit wäre es auch schnell recht stickig geworden.


Den Abend eröffnete PACIFIC 231 - Pierre Jolivet - ein Herr mit zwei Laptops. Anfangs stand ich noch in der ersten Reihe, doch schon bald entschied ich mich gegen die Frontstellung, denn die Lautstärke, insbesondere im Bassbereich war heftig - die Zahnplomben flatterten. Vom Eingang aus, ließ sich das ambiente Konzert, dass mich vielleicht auch wegen des Bassbebens an Lustmord erinnerte, ganz gut ertragen. Insgesamt fehlte dem Ganzen ein wenig die Abwechslung, nur ganz kurz fietschte es mal ordentlich, den Rest der Zeit bewegte sich der Sound auf etwa einem Niveau…
Bei ISOMER sah das schon anders aus. Trotz einiger Soundprobleme heizte David Tonkin dem Publikum ordentlich mit Power Electronics ein. Im Hintergrund liefen dazu Videos von Krieg und Zerstörung, für die sich diese Musik immer bestens als Soundtrack eignet. Die Stimme des Künstlers war dabei leider etwas zu leise abgemischt, so dass das Ganze nicht mit dem richtigen Druck rüberkam. Trotzdem ein sehr feines Set.

Bei GENOCIDE ORGAN brannte die Bude sofort ordentlich. Nach dem Opener "Klaus Barbie", mit dem die Band den Anwesenden zeigte, wo die Eisernen Kreuze wachsen. Zu diesen Klängen wurden einige von ihnen, die in der ersten Reihe standen, gesegnet. Danach flogen die obligatorischen Masken ins Publikum und los ging der Höllenritt bzw. der Power Pogo. Es ist schon sehr beeindruckend, welche Energie die Mannheimer mit ihrer Musik freisetzen. Nicht nur für mich hat das Ganze offenbar etwas von einer Krawallkatharsis mit Soundwällen bombardiert und angeschrienzu werden.
Einzelne Titel bis auf die Zugabe "HailAmerica", konnte ich nicht so recht identifizieren. Wie schon mal erklärt, bin ich nicht GO-fest. Auf jeden Fall gelang es der Band, ihr Publikum die ganze Zeit in Bewegung zu halten. Ein Höhepunkt war auf jeden Fall noch der Gastauftritt von Trevor Ward von The Grey Wolves, der von den Fans frenetisch gefeiert wurde.
Alles in allem ein großartiger Abend, der auch das Wiedersehen mit allerhand Freunden und Bekannten brachte. Sogar die Disko am Ende der Show war noch gut - ich allerdings ging glücklich aber erschöpft bald ins Miet-Bett.

 

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