Kommentar zu den Übergriffen, gepostet bei indymedia.org
Rechtschreibung und Grammatik berichtigt ;-)


Für alle, die nicht wissen, worum es geht, hier ein Ausschnitt aus dem Polizei- und ein Augenzeugenbericht.


Schaut ihr in die Köpfe (?)


Liebe Freunde,

da bin ich ja froh, dass ich am Sonntag nicht ärmellos am UT Connewitz aufgetaucht bin. Dann würde ich jetzt wohl im Krankenhaus liegen. Ich habe mir nämlich eine Schwarze Sonne auf den Oberarm tätowieren lassen. Heute bin ich zwar nicht mehr ganz glücklich darüber aber passiert ist passiert. Der Grund war damals wohl mein wachsendes Interesse fürs Heidentum und die Bedeutung des Sonnerades als Symbol für das ewige Entstehen und Vergehen. Politisch aufgeladen war die Sache nicht, obwohl ich wusste, woher die Schwarze Sonne stammt. Sonnenräder haben mich schon immer fasziniert.
Als DDR-Bürger wurde ich ausreichend über die Zeit des "Dritten Reiches" und die Verbrechen der Nazis informiert und ich habe mich auch aus Eigeninteresse weitergebildet. Auch war die Gegend aus der ich komme, nach der Wende ziemlich Naziverseucht wo man als "Zecke" stets Probleme bekam, nur weil man ästhetisch nicht in das Weltbild der frustrierten Spießer passte. Gewisse Analogien zu den Vorfällen beim WGT waren nicht zu übersehen. Auch in diesem Forum finden sich endlose Beweise dafür, dass sich die Schreiber hauptsächlich ästhetisch "angepisst" gefühlt haben. Wer zuschlägt, bevor er mit den anderen zumindest versucht hat zu diskutieren, der sollte sich unbedingt in psychiatrische Behandlung begeben, denn er hat ein Problem damit, seine gewalttätigen Impulse zu unterdrücken.
Eine Frage an die Adresse aller "Besserwisser" hier in diesem Forum: Ist es möglich, dass es Menschen gibt, die sich nicht den ganzen Tag mit Nazi und Antifa, rechts und links, Thor Steinar und Mob Action befassen? Vielleicht fehlt manchen Leuten einfach das Hintergrundwissen oder es interessiert sie einfach überhaupt nicht, was z.B. die Antifa oder die rechtsextreme Szene mit einem bestimmten Symbol oder einer Kleidermarke verbindet. Wenn Ihr das schlecht findet, müsst ihr was dagegen tun. Gewalt ist sicher kein probates Mittel, Dinge zum Besseren zu verändern.

Es kotzt mich an, wenn sich andere Menschen anmaßen, anhand meiner Kleidung oder einer einzelnen Äußerungen sich ein Urteil über mein Weltbild zu machen. Ich habe am Sonntag mit einem guten Freund - übrigens ein Altpunk - vorm UT Connewitz gestanden. Die hasserfüllten Gesichter einiger offensichtlich zur Antifa gehörender Personen fand ich erschreckend. Besagter Freund meinte dazu, dass sie früher genau diese Art Gesinnungspolizei bekämpft hätten. Ich glaube, ich weiß, was er meint und Volly Tanner hat das Ganze in einem Gedicht schön auf den Punkt gebracht.

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht viel für elitäre Scheiße und gewalttätige Menschen übrig habe. Im Gegenteil verstehe ich mich als linken Menschen und bin damit auch schon angeeckt, denn in der Szene gibt es selbstverständlich auch "Rechte", so wie es die in der ganzen Gesellschaft gibt. Wobei ich an dieser Stelle betonen möchte, dass ich als "Linker" "Rechte" zu akzeptieren habe, wenn ich von denen das Gleiche verlange. Persönlich habe ich keine Ahnung, wo der Staat, die Gesellschaft eine Trennlinie zwischen politisch und extremistisch ziehen sollte. Meine Trennlinie ist die Gewalt. Wer in eine voll besetzte Straßenbahn Steine schmeißt, gehört ganz unabhängig von seiner politischen Einstellung bestraft. Das Gleiche gilt für Leute, die nur aufgrund der vermuteten Weltanschauung eines Gegenübers diesen tätlich angreifen.

Wer sich noch mal etwas Genauer informieren will, der kann ruhig diesen Artikel lesen, den ich 1998 geschrieben habe. Im Großen und Ganzen vertrete ich immer noch die selbe Meinung.

Betreffs Sturmvogel würde mich ernsthaft interessieren, auf Basis welcher Informationen diese Bands als "Nazi" eingestuft wird. Was z.B. Derniere Volonte betrifft, so muss ich sagen, dass mich der hier angebrachte Link bzw. die dahinter befindlichen Informationen schon nachdenklich stimmen. Da ich weder eines der Konzerte dieser Band besucht habe, noch einen ihrer Tonträger besitze, sehe ich mich aber nicht unbedingt in der Pflicht - ganz abgesehen davon, dass ich meine Zeit sinnvoller verbringen kann - mich über Gebühr damit zu beschäftigen. Meine Kurzeinschätzung: Ziemlich beschissene, höchstwahrscheinlich rechtskonservative Weltanschauung. Mag ich nicht, würde mich aber auch nicht stören, wenn mir die Musik gefiele. Ich muss ja nicht den Scheiß glauben, den die Musiker für richtig halten. Sicher müsste man sich am Ende fragen, ob man mit seinem Geld - vorausgesetzt man kauft sich eine CD - nicht die falschen Leute unterstützt...

Wie auch immer, ich hoffe, dass die Gesinnungspolizei daheim bleibt und sich kluge und nicht vom Hass zerfressene Leute des Themas in der Zukunft annehmen. Persönlich finde ich das ganze Monumentum-Projekt wesentlich bedenklicher, da ganz groß angebunden. Dem WGT-Programmheft liegt eine DVD bei, mit der computeranimierten Show. Titel wie "Sieg", "Wiedergeburt" oder "Freiheitswacht" wecken bei mir ungute Assoziationen, insbesondere, wenn man bedenkt, wann und zu welchem Zweck das Völkerschlachtdenkmal ursprünglich gebaut wurde...


Anmerkung:
Zu meiner Kritik am Monumentum habe ich die Veranstalter befragt. Sobald ich eine Antwort darauf bekomme, wird diese hier veröffentlicht. Gestört haben mich nicht nur die Titel, sondern auch der recht seltsame Umgang mit einem Symbol wie dem Eisernen Kreuz. Muss denn das wirklich sein? Ich sehe darin eine Verherrlichung des Krieges und des "männlichen Soldatenideals". Gern lasse ich mich aber eines Besseren belehren…
Der Satz "insbesondere, wenn man bedenkt, wann und zu welchem Zweck das Völkerschlachtdenkmal ursprünglich gebaut wurde..." müsste eigentlich noch darum ergänzt werden, dass das Völkerschlachtdenkmal - 1913 am Vorabend des Ersten Weltkrieges fertiggestellt - recht schnell zu einem national(istisch)em Symbol und von diversen militaristischen Gruppierungen für ihre Zwecke vereinnahmt wurde. "Der Führer" nutzte den Ort gern für seine Auftritte. Solche Dinge sollte man meiner Meinung nach nicht ausblenden, was aber allgemein geschieht. Man erinnert sich halt nur ungern an unrühmliche Kapitel seiner Geschichte.

 

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