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The Haters / Gehirn.Implosion
- ...And In The End A Beautiful Memory Remains (7''
+ CDR)
Das ist die dritte Veröffentlichung,
auf der sich der Mann hinter Gehirn.Implosion mit dem Tod seines Sohnes
Mio beschäftigt - wer will es dem Künstler verdenken, dass ihn
das Thema nicht loslässt?
Sein Stück "27" - so viele Tage war der kleine Erdenbürger
am Leben - ist mittelastiger, kratziger Noise, der auf Dauer schon fast
wieder meditativ wirkt, wäre da nicht einige plötzliche Richtungswechsel,
die kurzzeitig bis zur Grenze der Schmerzhaftigkeit ausscheren. Nur sehr
undeutlich ist weit im Hintergrund eine klassische Musik zu erkennen oder
besser zu erahnen. Das etwas über fünf Minuten lange Stück
beginnt und endet mit dem Sample "nur 27 Tage".
Die zweite Seite des Vinyls besteht aus einem experimentellen Stück
aus der Kalngschmiede von Jupitter
Larsen, aka The Haters; laut discogs
"one of the earliest and most well-known acts in the modern noise
scene". Nun gut, ich kannte den Herren bisher noch nicht aber das
muss ja auch nichts heißen. Wichtigestes Element des Stückes
"Mio's Permawave" ist die Stimme von Larsens Frau, die in englisch
bis 27 zählt. Die Stimme wurde verzerrt,, so dass sie unnatürlich
wirkt. Darunter grummelt, blubbert und klappert es; mit zunehmender Zeit
immer intensiver, bis es quietscht und kreischt. Am Ende bleibt nur noch
ein rollender Loop mit elektrischen Entladungen und eine Totenstimme.
Mit "27" endet das Stück.
Noch ein paar Worte zum Äußeren des Tonträgers: Das Cover
ist sehr einfach gestaltet, aus bedrucktem Papier in einer Plastikhülle.
Dazu gibt es Zettel mit erläuternden Informationen. Die 7`` selbst
ist in neongrün und hat noch eins dieser überdimensional großen
Löcher, für die man eine extra Auflage braucht. Mit anderen
Worten: Es wirkt alles, wie aus einer anderen Zeit.
Als Reminiszenz an das hier und jetzt ist die beiliegende CDR zu verstehen,
die auf 27 Exemplare limitiert ist. Darauf findet sich ein 15 Minuten
langes Stück, bei dem krasser Noise, fast schon möchte ich Spektralnoise
dazu sagen, weil das volle hörbare Frequenzspektrum von ganz tief
nach ganz hoch durchdekliniert wird. Die eingebauten Breaks erzeugen dabei
eine Art Rhythmus - im Wechsel mit einem vorgelesenen Ausschnitt aus der
Astrid Lindgren-Erzählung "Mio, mein Mio".
Laut Beilagenzettel haben sich an der Erstellung der CD beide Projekte
beteiligt. Dabei herausgekommen ist eine Tour de Force der Gefühle,
eine schmerzhafte Gehirnimplosion, auch hervorgerufen durch den passenden
Text.
Alles in allem ein sehr stimmiges und traurig stimmendes Release aus dem
Bereich Harsh Noise. Wünschen wir dem Künstler, dass es ihm
bald wieder besser geht
Titel:
A The Haters - Mio´s Permawave
B Gehirn.Implosion - 27
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