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Current 93 - Black
Ships Ate The Sky (CD,
Durtro)
Mit den alten Helden ist das
immer so eine Sache. Irgendwann hat man sie über und keine Lust mehr,
sich immer wieder neue Platte zu kaufen, die doch irgendwie alle gleich
klingen. So ging es mir irgendwann mit The Cure und so ging es mir irgendwann
auch mit Current 93. Was die Engländer in den letzten Jahren veranstalteten,
interessierte mich nur noch am Rande. Vielleicht wäre es mir mit
der vorliegenden Platte ähnlich gegangen, wäre da nicht die
Möglichkeit gewesen, das Folk-Kollektiv endlich einmal live
zu sehen. So landete "Black Ships Ate The Sky" in meinem Plattenschrank
und ich muss sagen, dass das gut so ist. Schon der Opener "Idumaea"
macht das Herz und Gehör bereit, sich auf die folgenden 20 Titel
auch wirklich einzulassen: Marc Almonds Stimme war schon immer ein Garant
für emotionale Bewegung.
Ja, es hat sich grundsätzlich auch diesmal nichts geändert.
Tibet und sein Team setzen auf verträumte, puristische Folkmelodien
mit fast schon klassischer Instrumentierung. Der Meister leidet wieder
öffentlich, es geht um Tod, Zerstörung, Verzweiflung. Die bekannten
mystischen Bilder werden bedient. Zum Glück wirkt das Ganze weniger
aufgesetzt als bei manch älteren Veröffentlichungen. Genauer
betrachtet scheint Tibet mit seiner Depression ein Stück fortgeschritten
zu sein, denn durch die Platte zieht sich ein tiefschwarzer Faden Hoffnungslosigkeit,
selbst bei den Stücken, bei denen er selbst nicht zu hören ist.
Current 93 haben noch nie für Lebenslust gestanden aber "Black
Ships
" legt noch eine Schippe drauf. Suizidgefährdete
werden ihre Freude daran haben.
Musikalisch geht es verhältnismäßig abwechslungsreich
zu, die zahlreichen Beiträge von Gastsängern lockern das Klangbild
angenehm auf. Etwas skurril wirkt in diesem Zusammenhang die gewöhnungsbedürftige
Einlage von Baby Dee, der mich mit seiner Stimme immer an eine alte Frau
erinnert. Richtig aus dem Rahmen fällt der Titeltrack, der mit einem
E-Gitarren-Loop eine ungeahnte Energie entwickelt und ein wenig an die
disharmonischen Frühwerke der Band erinnert.
Wie gesagt, der Sound ist sehr spartanisch, dafür aber C93-typisch
absolut psychedelisch wirkungsvoll. Das aufwändig gestaltete Booklet
lädt zum Mitlesen der Texte ein, das grafische Gesamtkonzept überzeugt
wieder einmal restlos. Insgesamt ein sehr schönes Album für
ruhige Stunden. Unbedingt empfehlenswert!
Titel:
1. Idumæa (Vocals: Marc Almond)
2. Sunset (The Death of Thumbelina)
3. Black Ships in the Sky
4. Then Kill Cæsar
5. Idumæa (Vocals: Bonnie "Prince" Billy)
6. This Autistic Imperium Is Nihil Reich
7. Dissolution of 'The Boat Millions of Years'
8. Idumæa (Vocals: Baby Dee)
9. Bind Your Tortoise Mouth
10. Idumæa (Vocals: Antony)
11. Black Ships Seen Last Year South of Heaven
12. Babylon Destroyer
13. Idumæa (Vocals: Clodagh Simonds)
14. Black Ships Were Sinking into Idumæa (Vocals: Cosey Fanni Tutti)
15. Beautiful Dancing Dust (Vocals: Antony)
16. Idumæa (Vocals: Pantaleimon)
17. Black Ships in Their Harbours
18. Idumæa (Vocals: David Tibet)
19. Black Ships Ate the Sky
20. Why Cæsar Is Burning, Pt. 2
21. Idumæa (Vocals: Shirley Collins)
"Who will deliver me from myself?"
[Black Ships Ate The Sky]
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