Current
93, Baby Dee & Pantaleimon Dreimal "endlich" - endlich einmal die Gelegenheit Current 93 zu sehen, eine der Bands, die über Jahre zu meinen absoluten Lieblingen zählte, deren Alben "Thunder Perfect Mind", "Of Ruin Or Some Blazing Starre", "Crooked Crosses for a Nodding God" und "Christ And The Pale Queens Mighty In Sorrow" ich wohl jeweils an die hundert mal (oder war's noch öfter) gehört habe und deren Texte ich zuweilen auswendig kenne. Gut, ich war nie der Fanatiker, der jede Veröffentlichung der Briten besitzen musste, aber trotzdem würde ich mich als Anhänger der Gruppe bezeichnen, auch wenn in den letzten Jahren das Output von Current mich nicht mehr so vom Hocker gehauen hat. Ganz abgesehen von den Preisen der Tonträger - aber die leidige World-Serpent-Geschichte müssen wir an dieser Stelle nicht unbedingt erneut aufrollen Endlich also einmal die Gelegenheit, Current 93 live zu sehen und dazu noch quasi vor der Haustür in Prag. Nicht zu vergessen, an einem Ort wie einer Kirche. Bei solch überzeugenden Argumenten konnte auch der (für tschechische Verhältnisse unverschämte) Kartenpreis von 44 Euro mich nicht abschrecken. Also auf in die Goldene Stadt! Ich glaube gegen 20 Uhr sollte das Ereignis beginnen, also trudelten wir rechtzeitig am Ort des Geschehens ein. Anfangs war der Ansturm noch recht bescheiden, später wurde es recht voll und es begann ordentlich zu regnen. Das hielt die Veranstalter jedoch nicht davon ab, die Gäste vor der Tür ausharren zu lassen, obwohl es - wie sich später herausstellte - einen (trockenen) Innenraum gab, an dem man genauso gut hätte warten können. Bei Manchem war die Stimmung an dieser Stelle schon am Tiefpunkt, leider ist die Schwarze Szene eine Ansammlung von schwachen Gestalten, die nur das macht, was man ihnen gestattet. Man stelle sich vor, bei einem Metal- oder Punkkonzert wäre das passiert. Scheiß auf Kirche, Anstand und so. Nur mein Status als Gast in einem fremden Land bewegte mich, mich zurückzuhalten. Ein wenig Stimmung machten wir dann aber doch, die dämlich grinsende Kirchenmutti in der Tür ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken - sie stand ja im Trockenen. Wie auch immer - irgendwann schafften wir es endlich in den Vorraum und später auch in die Kirche und das Konzert konnte beginnen. Als erste(r) betrat Baby Dee die Bühne, klemmte sich hinters Klavier / hinter die Harfe und schmetterte mit der Inbrunst einer alten protestantischen Jungfer (auch optisch passte das Bild) seine Weisen ins Kirchenrund, später begleitet von einem jungen Mann. Ich kam mir ein wenig vor wie bei "Hurz" und konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen. Naja, wahrscheinlich habe ich die hohe Kunst einfach mal wieder nicht verstanden Nicht wesentlich überzeugender präsentierte sich Andria Degens aka Pantaleimon. Zwar war Ihr Vortrag wesentlich harmonischer als der, ihrer Vorgängerin, wirklich gut ist aber etwas anderes. Die Dame verspielte sich in einem fort und wirklich aufregend war das Geklimper auf der Dulcimer (nach einiger Recherche im Internet denke ich, dass das Instrument so heißt) nicht. Trotzdem applaudierte die Menge höflich. Zum Glück währte auch dieser Part nicht allzu lange. Endlich zum Dritten betraten
Current 93 die Bühne und die Stimmung in der Kirche war sofort auf
dem Siedepunkt. Begleitet von sieben Musikerinnen und Musikern (besonders
die Dame am Klavier hatte es mir sofort angetan), brachte Tibet in seiner
unvergleichlichen Art vor allem Songs vom aktuellen Album "Black
Ships Ate The Sky" zu Gehör. Wirklich "Neues" war
nicht dabei - aber das hatte ich auch nicht erwartet. Current haben einmal
ihren Stil gefunden und beackern dieses Feld jetzt ausgiebig. Die brillanten
Background-Musiker und Tibets Erscheinung entfalteten einen Sog, der die
Zuhörer immer nur zwischen den Titeln losließ. Das Geschehen
wurde dann durch wilde Applausstürme kommentiert. Tibet wirkte das
ganze Konzert über sehr durch den Wind, regelrecht zerbrechlich,
manchmal wie ein echter "maniac". Daraus entstand eine Intensität,
die viele andere Künstler einfach niemals erreichen werden. Als Fazit lässt sich nur sagen, dass das Konzert einfach phantastisch war. Die "Vorbands" hätte man sich zwar sparen können, aber der Auftritt von Current rechtfertigte jeden Euro und jede Minute Zeit, die dafür "ausgegeben" wurden. Nach der Show gingen wir sofort in die Unterkunft - was hätte noch kommen sollen?
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