The Residents
Samstag 27. April 2013, Europäisches Zentrum der Künste, Dresden

 

Es hätte das Konzertereignis des Jahres werden können, doch leider kam es anders. Die US-amerikanische Kultband The Residents trat im Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau vor vollem Haus auf und hinterließ einen eher schwachen Eindruck. Die für ihren schrägen Ideenreichtum bekannte Band konnte den überwiegenden Teil der Anwesenden nicht überzeugen.

An der Musik selbst lag dies nicht, viel mehr an der Präsentation. Statt vier Akteuren standen in Dresden nur drei auf der Bühne, von denen zwei auch noch saßen. „Bob“ zur Linken sorgte für den Großteil der Klänge, die an diesem Abend zu hören waren. Da gab es spannende elektronische Rhythmen, zum Teil mitreißende Melodien und allerhand schräge Sounds. Dazu steuerte der Gitarrist zur Rechten (Name vergessen aber eh nur ein Pseudonym) seine meist recht biederen Gitarrenklänge bei, die nicht selten die Jaulgrenze überschritten. Kann man mögen, muss man aber nicht.


Dank dieser Konstellation blieb es Hauptaufgabe von Sänger Randy, aus der Aufführung der Stücke aus 40 Jahren Bandgeschichte eine echte Show zu machen. In der Maske eines Horror-Weihnachtsmanns vor kitschiger Aufblasdeko sang er mit leicht angekratzter Stimme seine Songs, hampelte mit einem beschränkten Gestenrepertoire über die Bühne und erzählte zwischendurch wirre Geschichten. Auch dem Nicht-Residents-Fan wie mir erschloss sich (immer vorausgesetzt man versteht hinreichend gut die englische Sprache), dass dies eine Persiflage auf das Rockgeschäft war, bei der sich The Residents auch selbst ordentlich auf die Schippe nahmen. So trauerte Randy den verpassten Gelegenheiten nach, den ganz großen Durchbruch zu schaffen, berichtete über seine zahllosen Ehefrauen, an deren Stelle als Lebenspartner nun Kater Maurice getreten sei und über den missglückten Versuch, im Pornobusiness erfolgreich zu sein. Daneben gab es auch einige realistischere Einblicke, wie eine Story zu den berühmten Augapfel-Masken, die zwar zum Markenzeichen der Band wurden, allerdings alles andere als praktisch waren. Das war zwar hinreichend komisch, doch auf Dauer nervte der weinerliche Ton des (gespielten) abgehalfterten Rockstars. Auch bot die Band optisch wenig Spannendes, was das Ganze aufgelockert hätte. Anderthalb Stunden Musikkabarett in der der Hauptprotagonist nicht einmal das Kostüm wechselte und die Deko, bis auf die finale Entlüftung und dem Aufblasen eines Eyeball-Baumes langweilig konstant blieb. Bei einer Band, die seit Jahren neben den Alben auch DVDs veröffentlicht und deren Videos im New York Museum of Modern Art gezeigt werden, hätte man zumindest die eine oder andere Projektion erwarten können.

Um es kurz zu machen: The Residents hatten in Dresden keinen guten Abend, vielleicht sind der Truppe nach so langer Zeit auch einfach die Ideen ausgegangen. Für mich fällt das Konzert in die Rubrik „abgehakt“. Ich habe die Band nun einmal gesehen, ein weiteres Mal werde ich mein Geld sicher nicht für solch ein Ereignis ausgeben. Dann doch lieber ein aufstrebendes Ensemble unterstützen, dass mit völlig neuen, abstrusen Ideen aufwartet. Wenn es diese Gruppen denn noch gibt. Für The Residents war ich auf jeden Fall ein paar Jahre zu spät dran.

 

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