Sisters Of Mercy + I Like Trains
Samstag 28. Februar, Alter Schlachhof Dresden

The Sisters Of Mercy in Dresden, da muss man doch hin! Eigentlich nicht, weshalb ich das Ganze schon abgehakt hatte, denn die beiden Auftritte der Sisters, die ich bisher erleben durfte, waren, na sagen wir mal unteres Mittelmaß. Eine Notwendigkeit, sich das noch einmal anzutun, bestand also nicht. Glücklicherweise erhielt ich aber eine Freikarte, so dass ich mich dann doch in den Schlachthof aufmachte.
Als Support standen I Like Trains auf der Bühne, eine Band, von der ich bisher noch nichts gehört hatte, die mir aber nicht schlecht gefiel. Aus dem Freundeskreis kam Kritik, dass die meist bärtigen Herren zum Einschlafen wären aber das fand ich nicht. I Like Trains spielten schönen elegischen Gitarrenpop, der mich zeitweise an eine heruntergepitchte Version von The Smith erinnerte. Was auch stimmlich irgendwie hinhaut, denn der Sänger bewegte sich mindestens eine Tonlage tiefer als Herr Morrissey. Recht geben muss ich den Kritikern insofern, als dass die Band viel eher in einen kleinen Club gehört hätte, wo man ihr andächtig lauschen und zur Musik schwelgen kann, als auf die viel zu große Bühne des Schlachthofes, die der intimen Stimmung völlig konträr gegenüber stand.
Nach nur fünf Stücken verabschiedeten sich I Like Trains und überließen das Feld Herrn Eldritch und Gespielen. Neben dem mittlerweile glatzköpfigen Großmeister selbst standen noch ein Bassist und ein Gitarrist auf der Bühne - mir waren beide unbekannt. Aus dem Hintergrund trommelte stoisch Dr. Avalanche, die Bühne versank sofort in ordentlich Nebel - an den Spekulationen, ob es diesmal eher mehr oder weniger als üblich war, will ich mich nicht beteiligen.
Der Anfang mit einem mir unbekannten, soll heißen bisher unveröffentlichten Stück, dessen Namen ich später auf der Setlist gelesen aber schon wieder vergessen habe, ließ gleich nichts Gutes ahnen. Zu nichtssagendem Gitarremrock - ein schlechter Abklatsch der Vision-Thing-Phase - gesellte sich eine schmerzverursachende, albern-langweilige Keyboardmelodie, wie sie Crematory auch nicht schlechter zu Wege gebracht hätten. Für alle "neuen" Stücke ließ sich Ähnliches konstatieren, nur ein einziges ragte positiv heraus. Mit anderen Worten: Während insbesondere die "Reptile House E.P." und die ersten beiden Alben der Sisters ewig in den Rockolymp gehören werden, hat die Band im Jahr 2009 eigentlich keine progressiven Ergüsse mehr beizutragen. Herr Eldritch wusste dies scheinbar und zeigte sich im ersten Teil des Konzertes auch reichlich uninspiriert. Das änderte sich erst, als er verstärkt die Hits aus der "guten alten Zeit" spielte und das Publikum anfing, ordentlich zu feiern. Das war zwar ganz OK aber genau betrachtet kein Finger breit über den Revival-Auftritten von irgendwelchen abgelutschten Ex-Charts-Combos. Da bleibt nur zu konstatieren: "Ruhet in Frieden Sisters!" Der schrecklich lasche Dosensound tat sein Übriges, um dieses Konzert zu einem Abgesang auf eine ehemals großartige Band werden zu lassen. Dass ich nicht völlig enttäuscht war, lag vor allem am persönlichen Nostalgiefaktor, schließlich gehörten die Sisters lange Zeit zu meinen absoluten Göttern und es ist immer mal wieder schön, die Musik live zu hören. Wir werden alle älter und versöhnlicher…

 

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