Schlagstrom 2010
Freitag 27. und Smastag 28. August, Berlin

Nun ist es fast ein ganzes Jahr her, seit dem Schlagstromfestival 2010 - und ich habe es nicht geschafft, eine ausführliche Rezension zu schreiben. Der zeitiliche ist mittlerweile auch zu groß dafür. Deshalb an dieser Stelle nur ein paar wenige Worte.

Die 2010er Ausgabe war mein erster Schlagstrom - bis dahin hatte ich keine Lust auf den Event, da ich kein allzu großer Fan von Labtopartisten bin, die mehr oder weniger spannenden Techno produzieren. Soweit mein Klischee über die Veranstaltung und natürlich gab es auch diese Art Klangprojekte aber eben nicht nur.

Die Räumlichkeiten waren recht schön - ein großer Saal im unteren Teil des Gebäudes, ein kleinerer oben, eine abgetrennte Bar, so dass man Getränke ordern konnte, ohne sich die Lunge aus dem Hals zu schreien. Zudem gab es - bei solch langen Festivals auch nicht ganz unwichtig - auch ein paar Möglichkeiten zu hinsetzen. Also in Punkto Infrastruktur hatten die Besucher keinen Grund zum meckern. Auch PA-mäßig war alles in bester Ordnung, der Sound laut und klar, wie er sein sollte.

Der Teil der Bands, die ich schon gesehen hatte, - Sonar, Winterkälte, Morgenstern, Hybryds, Job Karma, Twinkle, Mercydesign und auch Steven Stapleton lieferten gute Konzerte ab, die aber nicht unbedingt einer Hervorhebung bedürfen. Sehr angetan war ich hingegen von Sudden Infant, die ich vor Jahren schon einmal in Dresden gesehen hatte - aus meiner Sicht eines der besten Konzerte des Festivals - und den mir bis dato unbekannten Kunst als Strafe. Während Joke Lanz mit seinem Soloprojekt vor allen Dingen Dank des kalkulierten Wahnsinns und der krassen Sounds zwischen experimentell und Power Electronics in Erinnerung blieb, beeindruckte mich Kunst als Strafe mit der düsteren, hypnotischen Stimmung, die die Band erzeugte. Bei späteren Auftritten (WGT, Wroclaw) konnten mich die Berliner dann allerdings nicht mehr überzeugen - ihr Auftritt verspricht zu wenig Abwechslung. Beim Schlagstrom jedoch animierten sie mich mit ihrem intellektuellen Kunst-Ambient zum Kauf ihrer CD.

Sehr schön, waren auch Vinylterror mit Dr. Nexus, ein weibliches Duo mit männlicher Verstärkung, das sich der gekonnten Klangmanipulation verschrieben hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten dieses Genres gelingt es den Berlinern aus meiner Sicht ganz gut, dass ihre Sets einen gewissen flow haben, alos nicht mit ständigen Richtungswechseln das Publikum vergrätzen, weil es den künstlerschen Ambitionen nicht mehr folgen kann. Das war bereits der zweite Vinylterror-Auftritt, dem ich beiwohnen durfte - den ersten erlebte ich bei einem Kunstfestival in der Dresdner Friedrichstadt - und ich denke, auch ein dritter Auftritt wird mich nicht langweilen, allein schon wegen des schrägen Equioments, zu dem u.a. ein Plattenspieler mit drei Tonabnehmer-Armen gehört.

Nachdrücklich in Erinnerung blieben mir auch Portion Control aus England, die einen überzeugenden, kraftvollen Old School-EBM auf die Bühne brachten, der sogar mich, dem die Fritten-Musike eher zu eintönig ist, begeisterte.

Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches und gut organisiertes Festival, dessen Besich sich auf jeden Fall gelohnt hat.

 

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