Propergol, Anenzepahlia, Con-Dom, Herbst9
Samstag 31. Oktober 2008, Bunker, Chemnitz

Als ich den Flyer für das Konzert sah, war mein erster Gedanke "Geil!". Endlich mal ein Konzert dieses Kalibers quasi vor der Haustür. Zwar hatte ich alle Bands schon mal gesehen aber der Besuch in Chemnitz war trotzdem sofort Pflicht. Der zweite Blick offenbarte, dass das Ereignis im Chemnitzer Bunker stattfinden sollte, den ich noch von einem Konzert der Fliehenden Stürme 2006 in schlechter Erinnerung hatte. Viel zu klein, zu stickig und überhaupt Scheiße. Nun gut, zu Industrial-Konzerten strömt das Publikum nicht in solchen Massen und so blieb meine Hoffnung, dass der Füllgrad einigermaßen erträglich sei. Zum Glück gibt es ja mittlerweile das Rauchverbot, an das sich die meisten auch hielten und so ging der Abend einigermaßen in Ordnung, wenn auch der Laden definitiv zu klein war, so dass fast nichts übrig blieb, als still an einem Ort rumzustehen oder maximal den Oberkörper kreisen zu lassen.

Den Abend eröffneten Herbst9, die eine seltsame Art von extrem mystischem Ambient machen. Ich konnte die Band schon zweimal erleben, was mich allerdings noch nie dazu animiert hat, einen ihrer Tonträger zu kaufen. Das Ganze ist sehr angenehm, wenn man mit einem kühlen Drink oder einer bewusstseinserweiternden Rauchware auf dem Sofa liegt und den Klängen lauscht, für Konzerte passiert einfach zu wenig. Ein Stück weit haben die Musiker diesen Umstand Rechnung getragen und einen aus ihrer Mitte zum Trommeln abgestellt. War das schon immer so? Keine Ahnung! Sehr interessant anzuschauen war auf jeden Fall das Video mit zahlreichen, vor allem ägyptischen mystischen Symbolen. Kurz vor Schluss hatte ich dann allerdings nicht mehr die Kraft und wollte den Raum verlassen, was leider nicht ging, wenn man nicht gerade ein totales Arschloch sein und alle zur Seite schieben und schubsen wollte. Also wartete ich, bis nach Ende des Konzertes der Strom der Nikotinsüchtigen nach Außen drängte.

Als nächste folgten Con-Dom, die mir von den Consumer Electronics 2004 in guter Erinnerung waren auf der viel zu niedrigen Bühne. Die war sicherlich ein Grund dafür, dass der Sound irgendwo in der Menschenmasse versackte, weshalb ich mir - auch um überhaupt etwas zu sehen - einen Platz direkt an der Box gesucht hatte. Dort musste ich mich natürlich mit Ohrenschützern ausrüsten, die ihrerseits wahrscheinlich ein Grund dafür waren, dass der Auftritt von Con-Dom nicht zündete. Die typischen Walls of Sound entfalteten ihre Wirkung nicht, konnten sich kaum neben der Stimme behaupten. Mike Dando selbst schien nicht in rechter Stimmung zu sein und absolvierte sein Programm routiniert aber nicht ergreifend. Naja, abgehakt.

Das Highlight des Abends bildeten aus meiner Sicht Anenzephalia. Wesentlichen Anteil an diesem Urteil hatte die furchteinflößende Präsenz von Frontmann B. Moloch, der mit stierem Blick das Publikum und gleichzeitig die Unendlichkeit fixierte, während er seine nihilistischen Parolen ins Publikum spie. Ganz nebenbei kann ich mich auch immer mehrt mit dem Sound von Anenzephalia anfreunden, der zwar sehr simpel aber dafür umso effektvoller ist. Einfache Brummschleifen, sich langsam aufbauende Loops, Wiederholung bis es der letzte begriffen hat. Und natürlich die Bässe, die die alten Korg-Maschinen erzeugen - ich liebe es.

Als Abschluss krönten Propergol den Abend mit ihrem Auftritt. Das französische Einmannprojekt bot den aufregendsten und abwechslungsreichsten Sound aller Beteiligten. Dazu kam noch ein erstklassiges Video, dass mit einem Rundflug um die Skyscraper begann, in denen über die Zukunft ganzer Volkswirtschaften entschieden wird. Wie schon beim WGT-Auftritt vor zwei Jahren lieferte Propergol ein extrem ruhiges Set ab, das so am Ende des Konzertabends vielleicht etwas zu ruhig war. Immerhin flatterte das Resthaar im Basswind - also auch auf die Ausnutzung der vorhandenen PA bezogen, zeigten sich die Franzosen als die Champions. Ganz am Ende des Auftritts entschied sich Jérôme Nougaillon dann doch dafür, das Publikum noch ein wenig zur Bewegung zu animieren, was mit "Renegade" vom gleichnamigen Album auch gelang.


Fazit: Insgesamt ein sehr angenehmer Konzertabend trotz suboptimaler Location.


Links zu Bildern folgen in Kürze.

 

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