Nick Cave & Les Hommes Sauvage
Sonntag 21. Juni 2009, Junge Garde, Dresden

Lang, lang ist's her, dass ich in der Jungen Garde war. Die Freilichtbühne, die einem Amphitheater nachempfunden ist, hat schon bessere Zeiten gesehen. Erst vor kurzem hat sich ein professioneller Dresdner Konzertveranstalter gefunden, um die großartige Open Air-Location wieder zu beleben. Nick Cave dort zu sehen, versprach ein beeindruckendes Konzertereignis zu werden und - soviel sei vorab gesagt - wurde es dann auch.

Mit der Platzwahl hatten wir großes Glück - ein paar Freunde waren schon rechtzeitig da und so saßen wir direkt da, wo sonst der Standort des Tontechnikers ist. Der Klang war also optimal. Schnell noch mal vor dem Begin des Konzerts ein Bier getankt… Aber halt: Mit schnell war da nichts. Die Schlangen an den Ständen waren so kurz nach dem Einlass ellenlang und es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis das kühle Nass zu 0,4 Liter für lappige 3 Euro erstanden werden konnte. Naja, mittlerweile hat man sich ja an solche Preise gewöhnt. Hätte man mir vor zehn Jahren prophezeit, dass ich sechs Mark für weniger als einen halben Liter bezahle, ich hätte mir nur vielsagend an die Stirn getippt.

Egal, gekommen waren wir ja nicht des Alkoholkonsums wegen, sondern weil wir gute Musik hören wollten. Die Supportband Les Hommes Sauvages aus Berlin sagte mir bis zu diesem Abend nicht viel und so informierte ich mich vorab bei MySpace. Die Hörproben überzeugten mich dann jedoch nicht sonderlich, ganz anders als die Leistung der Band auf der Bühne. Les Hommes Sauvage spielten ein hübsches Potpourri an Pop, Country, Folk und Rock. Auch wenn einige Stücke Längen aufwiesen bzw. mich nicht über die ganze Zeit begeisterten, war der Auftritt in Summe recht unterhaltsam. Der Sänger machte auch den einen oder anderen Witz und versucht auf diese Weise das Publikum bei Laune zu halten, schließlich wussten die Berliner, dass sie nur die Zugabe waren. Nach einer angemessenen Zeit verabschiedeten sie sich unter dem anerkennenden Beifall der Zuschauer.

Nach nicht allzu langer Wartepause kam Nick Cave dann mit seiner Mannschaft auf die Bühne; enthusiastisch begrüßt von den Fans, startete er furios mit "Tupelo". Schon nach kurzer Zeit hielt mich nichts mehr auf meinem Platz und ich suchte mir - was dank der freien Seitenbereiche auch problemlos möglich war - einen Platz direkt vor der Bühne. Von dort aus konnte ich den Haupthelden des Abends hervorragen beobachten, der zu einer richtigen Rampensau mutierte. Von CD abgespielt, langweilt mich die Musik von Nick Cave ja nach Stimmungslage mal mehr, mal weniger schnell. Das Weinerliche des Australiers und der von ihm in den letzten Jahren gepflegte Jesus-Trip können einem ganz schön auf die Ketten gehen. An diesem Abend war davon jedoch überhaupt nichts zu merken. Der schlaksige Herr im Alter 50+ rannte über die Bühne wie ein Junger, gestikulierte wild und sang aus voller Lunge ohne, dass ihm dabei die Puste ausging. Es war eine echte Freude, ihm zuzuschauen.
Die einzelnen Titel aufzuzählen, die Nick Cave und seine sechs großartigen Musiker darbot, ist mir nicht möglich. Zum einen kenne ich die letzten zwei Platten nicht wirklich, zum anderen ist das Gedächtnis nicht mehr das Beste - ich hätte mir's wohl aufschreiben sollen. Kurz gesagt spielte er eine Mischung von Stücken, die seit "The Good Son" erschienen sind, selbstverständlich fehlten auch die Hits "The Wheeping Song" und "The Mercy Seat", bei denen die Stimmung in der sehr gut gefüllten Garde regelrecht überkochte. Die alten und die neuen Fans waren gleichermaßen begeistert. Nich Cave live zu sehen, hat sich wirklich gelohnt. Ein sehr schöner Abend, der nach fast zwei Stunden inklusive mehrerer neuerer Zugaben zu Ende ging.


Bilder von Marty Flesh bei Flickr

 

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