Steinklang-Festival
Donnerstag bis Samstag 28. bis 30. Oktober, Monastery Wien

Drei Tage Wien, drei Tage hinter der Kamera. Eine objektive Rezension zum Festival kann es an dieser Stelle nicht geben, da ich mehr oder weniger dienstlich vor Ort war. Auf diese Weise entging mir zwar keines der anwesenden Projekte, wirklich genießen konnte ich die Auftritte nicht. Deshalb möchte ich mich auch nicht aufhalten mit dem Aufzählen aller Auftritte, sondern auf einzelne High- und Lowlights eingehen.
Vom ersten Tag blieb mir vor allem OPERATION JULMOND in Erinnerung. Weniger musikalisch, wie ich gestehen muss, denn auf diesem Gebiet unterschied sich das Projekt nicht allzu sehr von den anderen. Beeindruckt hat mich vor allem die Person hinter den Reglern, die manchem vielleicht als Sänger von Bearer Of The Inmost Sun bekannt ist. Zu Beginn seines Auftrittes entschied sich der Künstler auf die Hasskappe zu verzichten und lieber Gesicht zu zeigen. Eine gute Idee, wie ich fand, denn nur so konnte man sehen, mit welcher Inbrunst er seinen Vortrag zu Gehör brachte. Da steht ganz offensichtlich jemand 100%ig hinter seiner Kunst und das ist gut so. Zu SIMON SCHALL und CODE 243 fällt mir nicht mehr viel ein, außer, dass sie handwerklich solide Beiträge leisteten. Als wenig beeindruckend sondern vielmehr nervend empfand ich dagegen den Gig des Noisex-Nachfolgers DKF, der sich hauptsächlich durch Lautstärke und Hau-Drauf-Rhythmen auszeichnete. Das war kein Industrial sondern langweiliger Techno. Nun war ich auch nie Noisex-Fan gewesen, das neue Projekt findet aber noch weniger Anklang bei mir.
Tag zwei begann mit TORMENTUM, die mit ihrem Video fast dafür sorgten, dass ich mich übergab. Mag sein, dass auch das Ottakringer Bier auch dran Schuld war, dass sich mein Magen verrenkte, aber der Zusammenschnitt der Gewaltszenen aus "Mann beißt Hund" war ganz schön heftig. Die Musik selbst, sehr CMI-mäßig fand ich dagegen ganz angenehm. Die nachfolgenden LEICHE RUSTIKAL blieben mir vor allem durch den Einsatz einer E-Gitarre in Erinnerung, die mit einen Bogen angestrichen wurde. Die entstehende Ambient-Musik war sehr schön, besonders eindrucksvoll jedoch nicht. Regelrecht langweilig präsentierten sich PAINSLUT, ihr Video eine krude Mischung aus Kriegs- und Pornofilm. Gähn! Nach diesem eher mäßigen Beginn betraten dann THOROFON die Bühne, meines Erachtens der absolute Höhepunkt des Festivals. Dynamik, Power, zwei einnehmende Persönlichkeiten und jede Menge Popappeal bestimmten die folgende Stunde und brachten die Gäste zum Tanzen. Ein wenig erinnerten die beiden Weißgekleideten dabei an Haus Arafna, aber die Szenegurus haben es im Gegensatz zu den Münchnern noch nicht geschafft, einmal live aufzutreten. Wenn sie wissen wollen, wie man's richtig macht, sollten sie sich mal THOROFON anschauen. Das anschließende Geschrei von WAPPENBUND fand ich einfach nur peinlich, ganz abgesehen von dem unguten Gefühl, dass mich bei den Texten beschlich.
Am Samstag, dem dritten Tag des Festivals standen gleich fünf Bands auf der Bühne. RADIO MURMANSK gefielen mir vor allem aufgrund des Einsatzes eines Sergej Eisenstein-Films. Musikalisch gab es recht noisige Strukturen zu hören. STAHLWERK 9 beeindrucken im Wesentlichen durch ihren immer ein wenig "mad" wirkenden Sänger, dem man ungern des Nachts in einer dunkeln Gasse begegnen möchte. SEKTION B lieferten wieder eins ihrer energetischen Sets ab, dass sie zu einer besonderen Erscheinung innerhalb der Szene macht. Die Kombination von druckvollem elektronischen Sound und wechselseitig geschrieenen Texten stürzen den Zuhörer in einen Rausch der Emotionen, den viele andere Musiken an diesem und den anderen Abend nicht liefern konnten. Für A CHALLENGE OF HONOUR gilt fast das Gleiche wie für die Wappenbündler, der Trommler hatte zudem echte Schwierigkeiten im Takt zu bleiben. ATROX lieferte dann früh um halb vier eine fulminante Abschlussparty mit viel Nebel, Lichteffekten, vertrackten Rhythmen und einfach einer Menge Spaß. Ein würdiger Abschluss für ein gelungenes Festival, dem leider die Besucher fehlten. Organisatorisch gab's nix zu meckern.

PS:
War nicht das erste Festival dieser Art, aber mir hat es gefallen, wenn auch nur wenige Bands "outstanding" waren. Dank geht an dieser Stelle noch mal Max für die Organisation des Festivals und nicht zuletzt das Geraer TORPOR KOLLEKTieF. In meinem internen Festival-"Ranking" steht ihr auf Platz zwei hinter dem Iron Flame-Festival im Juni in Berlin. War aber auch mein Hochzeitstag ;-)

Bilder vom Steinkalng-Festival:

 

  zurück        nach oben