Marylin Manson
Samstag 14. Juni 2003, Messehalle Dresden

Der Reverend in Dresden? Da ist Hingehen Pflicht. Der Kartenpreis von 34 Euro und Zerquetschte ging auch in Ordnung, schließlich gab es zusätzlich noch vier weitere Combos zu bestaunen: Sulpher, Terminal Choice, Hocico und Disturbed. Erstere verpassten wir leider, weil wir erst gegen 19 Uhr im Veranstaltungsort eintrafen. Nachdem wir die Security überwunden hatten (keine Fotoapparate!), über die diversen Verschlingungen der Räumlichkeit endlich im Saal angekommen, standen da Terminal Choice auf der Bühne. Zu hören war hauptsächlich E-Gitarrengeschruppe und da das Pohl'sche Projekt eh nicht zu unseren All-Time-Favourites gehört, verließen wir die Halle, zumindest versuchten wir es. Das stellte sich als einigermaßen kompliziert heraus, da dort eine Finsternis wie in einem Bärena… herrschte und schwarze, auf dem Boden liegende und sitzende Gestalten sich als unberechenbare Stolpersteine entpuppten. Glücklich draußen angekommen, suchten wir den Weg an die frische Luft, die wir tatsächlich fanden. Die Befürchtung, die ganze Zeit in der stickigen, saunaesken Halle verbringen zu müssen, erwies sich Gottseidank als unbegründet. Hier erlebten wir dann in Nähe zu den Ess- und Trinkständen den größten Teil des restlichen Vorprogramms, nur unterbrochen von kurzen Stippvisiten zwecks Information über den Fortgang des Geschehens. Hocico hatte ich ja schon live gesehen - OK - und Disturbed fand ich nicht so toll - zu Hardcore-lastig und damit etwas fehl am Platze. Die freie Zeit wurde auch genutzt, um mal beim Merchandising-Stand vorbeizuschauen, wo mich fast der Schlag traf. Dass Terminal Choice für ihr gut geschneidertes Hemdchen 30 Euronen haben wollten, ging noch voll in Ordnung; Fans müssen das halt haben und kriegen was für ihr Geld. Was allerdings Herrn Manson oder seine Verkaufsschergen geritten hat, für ein läppisches bedrucktes T-Shirt 25 Lappen zu verlangen, ist mir schleierhaft. Für das Geld lass ich mir bei T-Shirt-Express oder wie die einschlägigen Läden heißen, selbst drei Stück zusammenbasteln und das noch mit Motiven meiner Wahl. Das war wohl nix ihr Nasen…
Als bereits erwähnte Disturbed die Bühne verließen begann der Run auf die besten Plätze um die Botschaft des Reverend möglichst ungestört empfangen zu können. Leider gab es genügend Gläubige, die sich schon im Saale drängten und so kam ich ca. 25 Meter vor der Bühne zum Stehen. Die folgenden anderthalb Stunden verbrachte ich damit, in der dicht gedrängten Menge wie ein Schwein zu schwitzen und dabei die anderen Anwesenden zu beobachten, die es mir gleichtaten. Immer wieder gab es mal ein paar ganz Schlaue, die sich um jeden Preis vordrängeln mussten. Manche davon waren noch vor Konzertbeginn im Rückwärtsgang zu beobachten.
Nach langer Wartezeit und nach deutlicher Durchfeuchtung des Publikums (hatte aber nicht mit freudiger Erregung zu tun), betrat der Meister die Bühne. Die Band ballerte sofort los und die Zuschauer wurden augenblicklich zu fanatischen Gläubigen die in wilder Ekstase herumhüpften und mitkreischten. Manson rockte über die Bühne und gab den großen Entertainer vor gewaltiger Kulisse. Selbige war wieder mal ein gutes Beispiel dafür, dass sich mit recht einfachen Mitteln große Wirkungen erzielen lassen. Viel Licht, auf Leinwand projizierte oder aufgemalte gigantische Fassaden, tanzende Frauen und ein wenig Nebel. Wirklich aufwändig war nur der Regen aus Rosenblättern, der (ich glaube es war bei "Nobodies") über dem Publikum hernierder ging. Man kann ja nun von Amis halten, was man will, aber wenn es um Show geht, sind sie einfach nicht zu schlagen. Besonders beeindruckend, wie Manson mittels einer verfahrbaren Plattform und eines langen Rockes zum Übermenschen mutierte.
Musikalisch bot die Band das Spektrum von Songs vom aktuellen Album "The Golden Age Of Grothesque" und älterem Material, das von den Fans besonders dankbar aufgenommen wurde. Etwas länger als eine Stunde wurde gnadenlos durchgepowert ohne irgendwelche Durchhänger. Als Manson die Bühne verließ, waren wir schon auf dem Heimweg. Meine Frau hatte den Raum schon zeitig verlassen, da sie selbst kein Freund von Körperkontakt mit fremden Personen ist und leider keinen guten Sichtplatz erobern konnte. Womit wir bei der Kritik an diesem Abend wären: Konzerte in dieser Größenordnung haben immer ein entscheidendes Manko. Wer sich nicht unter Einsatz seines Lebens an die Bühne herankämpfen will, bekommt meist nicht mehr zu sehen, als kleine Männchen, die auf der Bühne rumhampeln. In der Messehalle wäre es z.B. angebracht gewesen, eine Leinwand aufzustellen, damit auch die weniger Privilegierten eine Chance haben, wirklich zu sehen, was abgeht.

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