Kirlian
Camera, Siderartica, Seelenthron Kirlian Camera spielen nicht gerade jeden Tag vor der eigenen Haustür und so war der Besuch bei der italienischen Kult-Formation trotz zum Teil kritischer Einstellung zu ihrem Werk Pflicht. Um Irrtümern von vornherein vorzubeugen: Die Kritik bezieht sich hauptsächlich auf den musikalischen Teil des KC-Werkes. Los ging der Abend im gut gefüllten, weil ausverkauften Haus mit den lokalen Neofolk-Heroen SEELENTHRON, einem Nachfolgeprojekt von DIES NATALIS. Welcher Umstand zur Umfirmierung geführt hat, entzieht sich der genaueren Kenntnis des Rezensenten, der Wunsch, etwas völlig Neues zu machen, kann es nicht gewesen sein. Die sehr getragenen, mit akustisch instrumentierten Stücke hätten durchaus auch im alten Konzept Platz gefunden. Der nur leicht theatralische Vortrag machte es möglich, den vor Schwere fast erschlagenden, lyrischen Texten zu lauschen; die äußeren Umstände - ein überhitzter und fast sauerstofffreier Raum, in dem all die Suchtkranken auch noch Schadstoffe in die Luft blasen mussten - bewirkten das genaue Gegenteil. An dieser Stelle waren SEELENTHRON eher falsch platziert, ein Sitzkonzert in entspannter Atmosphäre wäre ihrem Vortrag sicher besser gerecht geworden. Persönlich kann ich mit der Musik wenig anfangen, schon nach wenigen Stücken stellt sich bei mir der Forseti-Effekt ein. Mit anderen Worten - es langweilt mich zu Tode. Einer nicht unbeträchtlichen Anzahl Anwesender ging es ähnlich und man versammelte sich im Vorraum, um zu schwatzen, Luft zu schnappen und zu rauchen! Immerhin muss man dem Sänger zu Gute halten, dass er trotz seiner Herkunft aus dem Sächsischen ein gutes, dialektfreies und klares Deutsch spricht, was keine Selbstverständlichkeit ist. Nach fast einer Stunde Liedermacherei und anschließender Umbaupause betraten SIDERARTICA die Bühne. Elena im Zentrum hatte die Aufmerksamkeit vor allem der männlichen Besucher sofort sicher, ihre beiden Begleiter traten eher in den Hintergrund. Während der an den Musikmaschinen stehende Herr auch körperlich voll bei der Sache war, schaute sein Mitstreiter am Seiteninstrument meist weniger glücklich drein, denn aufgrund technischer Probleme konnte er keinerlei Beitrag zum Geschehen liefern. Den meisten wird das jedoch kaum aufgefallen sein, der dynamische Diskosound wirkte nicht so, als ob irgendetwas fehlte. Außer vielleicht ein wenig Abwechslung. Wie gesagt, die Musik von SIDERARTICA eignet sich problemlos für jede Großraumdisse, auch wenn - wie man nach dem Studium der Homepage des Projektes erkennen kann - textlich etwas mehr Tiefe geboten wird. So genoss ich denn hauptsächlich die gute Ausstrahlung von Sängerin Elena und das interessante Hintergrundvideo und blendete die stampfenden Beats und die simplen Melodien aus. In einem anderen Zusammenhang hätte ich mir die Musik sicher nicht angehört. Eine Kritik, die sich zum Teil
auch auf das Werk der Hauptband, KIRLIAN CAMERA, übertragen ließe.
Schon seit der ersten Berührung mit diesem Projekt konnte ich nur
schwer nachvollziehen, wie die angeblich so hintergründigen Inhalte
mit der recht poppigen Musik zusammenpassten. Die populären Stücke,
die in den einschlägigen Diskotheken rauf und runter gespielt werden,
waren mir musikalisch immer zu banal. Wirklich geändert hat sich
das erst wieder mit Alben wie "The Unidentified Light" oder
"Still Air", als die Italiener auch wieder komplexere Klangstrukturen
zu Gehör brachten.
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