Hanin Elias
Scheune Dresden, Samstag 10. Mai 2003

Normalerweise meckere ich immer über die miese Konzertsituation in Dresden, doch seit diesem Jahr scheint irgendetwas anders zu sein. Plötzlich geben sich all die größeren und kleineren Stars hier die Klinke in die Hand, die sonst immer nur bis Berlin, maximal bis Leipzig kamen. Umso erfreulicher, dass auch Hanin Elias, weiblicher Part des Atari Teenage Riot in Begleitung zweier Herren den Weg in die sächsische Landeshauptstadt gefunden hat.

   

Zwar gehört die Scheune definitiv nicht zu meinen Lieblingslocations, für diesen Abend bildete sie doch einen angemessenen Rahmen. Das Haus war gut gefüllt und der Preis mit 9 Euro auf einem vernünftigen Niveau festgelegt. Der Verabreichung einer gehörigen Portion Grrrrl Power stand demzufolge nichts im Wege. Eigentlich hatte Hanin schon mit ihrem Auftauchen auf der Bühne das Spiel gewonnen. Das Publikum reagierte euphorisch und wippte von den ersten Klängen an mit. Nach einer knappen halben Stunde hielt es den harten Kern der Krachfetischisten nicht mehr in der Dresden-typischen Haltung (vor dem Bauch verschränkte Arme, leicht gelangweilter, lässiger Blick) und erste exzessivere Körperbewegungen waren auszumachen. Hanin Elias trieb die Anwesenden zu immer neuen Energieanstrengungen an, indem sie selbst schrie und sprang, sich auf der Bühne wälzte und mit pathetischen Gesten ihre propagandistischen Texte verbreitete. Zum Höhepunkt der Show forderte sie die Wagemutigsten zum Tanz auf der Bühne der auch ohne Verluste an Technik und Personal vonstatten ging.

    

Insgesamt ein wunderschöner Abend mit viel positiver Energie und jeder Menge Schweiß. Auch wenn ich das Oeuvrevon Hanin Elias nur mittelmäßig bis schlecht kenne, begeisterte mich ihre ungeheure Präsenz und die fast schon unheimliche Power. Mich erinnerte sie an diesem Abend an eine junge Ausgabe von Lydia Lunch, ein Eindruck, der von mehreren Begleitern bestätigt wurde. Für die Zukunft bleibt zu wünschen, dass sich noch viele Musikbegeisterte eine ordentliche Dosis Hanin Elias verabreichen, die mit ihrer wilden Mixtur aus Punk, Techno und ElectroClash jedes Haus zum wackeln bringt.

 

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