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(Quelle:
LVZ-Online, s. Link)
Dave Gahan
Haus
Auensee Leipzig, Dienstag 1. Juli 2003
Die
Zeit zwischen dem Ende einer Depeche Mode-Tour und dem Erscheinen ihres
neuen Albums ist bekanntlich lang und ruhig. Zumindest galt das für die
letzten zehn Jahre, in denen, abgesehen von einer Live- und einer Best-of-Platte,
nur drei reguläre Alben erschienen sind. Doch diesmal scheint alles anders
zu sein - es ist "laut" um jeden Einzelnen der Kultband aus Basildon (England).
Während Andrew Fletcher sein eigenes Label Toast.Hawaii gründete, brachte
im Frühjahr Martin L. Gore sein zweites Soloalbum Counterfeit² raus und
Dave Gahan sein Debüt Paper Monsters. Mit diesem stellte er sich auch
erstmals im Juni/Juli als Solokünstler seinen Fans vor.
Trotz mittlerweile happigen CD-Preisen kaufte ich mir ein paar Tage vorher
noch sein neuestes Werk um so optimal auf das Konzert vorbereitet zu sein.
Das Album lässt sich zwar ganz angenehm hören, hat auch ein paar eingängige
Melodien - im Grossen und Ganzen ist es aber nichts Aufregendes. Na gut,
es ist ja ein Erstling... Das Konzert war dennoch seit Monaten ausverkauft,
angesichts der Location (ein alter Ballsaal für etwa 1.500 Leute) und
der Chance einen Kultstar fast in Club-Atmosphäre zu erleben, aber auch
nicht weiter verwunderlich. Und so ließ sich der Abend gut an. Die dänische
Vorband Kashmir wusste mit Musik a là Pearl Jam zu überzeugen und auch
die Musik vom Band bot mit Nick Cave, Leonhard Cohen oder David Bowie
allerlei "ohrale" Hörergüsse.
Und dann kam Dave - oder besser gesagt der Messias. Jedenfalls wurde er
von der Vielzahl der Besucher frenetisch begrüßt und gefeiert, so als
sei er der Erlöser höchstselbst. Und während des gesamten Konzertes konnte
ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass er das auch ein wenig von
sich selber dachte. Jedenfalls stolzierte und posierte er über die Bühne,
als wäre er the biggest rock star ever. Mag das bei Depeche Mode
und in den Arenen dieser Welt noch gut ankommen, so fand ich es teilweise
doch zu übertrieben. Man muss nicht in jedem Lied dreimal "Yeah" schreien...
Die fehlende Qualität und Dynamik seiner eigenen Paper Monsters-Stücke
versuchte er mit viel Rock und einer guten Band (u.a. Knox Chandler, arbeitete
mit Marianne Faithful, Siouxie and the Banshees, REM etc.) zu kompensieren.
Leider ging vieles davon durch die schlechte Akustik der Anlage unter.
Auch den gespielten Depeche Mode-Hits wurde ein neuer "Rock" angezogen
- und der passte!! Walking in my shoes oder I feel you wurden so kraftvoll
gespielt, wie ich es auf noch keinem Depeche Mode-Konzert erlebt habe.
Das hatte echt Klasse!! Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Leckerbissen
- Policy of truth und Enjoy the Silence als Akustikversion.
Diese zwar meilenweit von der legendären KROQ-Performance`98 entfernt,
stimmte aber versöhnlich mit einem sonst doch eher ein wenig enttäuschenden
und durchschnittlichen Konzert.
Bleibt
zu hoffen, dass nun langsam wieder die Ruhe vor dem "Nächsten-Album-Sturm"
einzieht. Und dann sollten sich Depeche Mode, auch das haben die beiden
Soloausflüge von Martin L. Gore und Dave Gahan gezeigt, wieder auf ihre
erfolgreiche Mischung besinnen. Martin schreibt die Songs und Dave singt.
Denn das, kann er immer noch am besten.
Setlist:
hidden house, hold on, dirty sticky floor, question of time, bitter apple,
black & blue again, stay, a little piece, walking in my shoes, I need
you, living in a bottle, personal jesus, goodbye 1. Zugabe I feel you,
never let me down again 2. Zugabe policy of truth (acoustic), enjoy the
silence (acoustic) .
von Christoph
Helaß
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