Console + Pitchtuner
Scheune Dresden, Mittwoch 19. Februar 2003

Console in Dresden. Als VIVA-gebildeter Musikliebhaber kannte ich wenigstens deren Hit "14ZeroZero" und der war ja eigentlich ganz nett. Außerdem ist ja Herr Gretzschmann auch bei The Notwist tätig, gute Argumente also, das Pferd zu satteln und sich das Projekt mal live anzuschauen. Ganz abgesehen davon, dass der rührige Frickler irgendwie lustig und sympathisch rüber kommt.

Der schönste Anblick des Abends: die Bassistin von Pitchtuner

Vor dem "Hauptact" durften Pitchtuner sich auf der Bühne produzieren. Über einem elektronisch-tanzbaren Fundament bauten die drei Protagonisten nette funkige Discomucke mit 70er-Appeal, die stets an irgendwelche imaginären Fernsehserien á la SHAFT und so'n Zeugs erinnerten. Der Gitarrist staunte offenen Mundes über seine eigenen, wirklich beeindruckenden Fähigkeiten, wirkte dabei fast autistisch. Das sah zwar stellenweise eher lustig aus, aber wer will über jemand lästern, der voll bei seiner Sache ist. Passiert ja heutzutage eher seltener. Augenschmaus war jedoch die wahrscheinlich japanisch-stämmige Sängerin und Bassistin, die gelegentlich völlig unverständliche Texte ins Mikrophon artikulierte. Was sicherlich daran lag, dass sie japanisch sang, vielleicht war es aber nur eine Phantasiesprache. Verstanden habe ich immerhin ein Lied, das mit den aussagekräftigen Lyrics "pop dot com" daherkam. Wie auch immer, Pitchtuner waren nett und hatten ihren Spaß beim Spielen. Das Publikum rührte sich zwar kaum, dafür wurde geklatscht und gejohlt. Ganz schön viel Reaktion für das Dresdner Publikum.

   

Nach einer etwas längeren Umbaupause betraten Console die Bühne, namentlich sechs Musiker inklusive Herrn Gretschmann. Auch hier stand wieder eine Dame am Mikrophon mit Interpol-T-Shirt. Drei Lieder hielt ich es noch vorn an den Boxen aus, dann musste ich gehen. Obwohl ich mir als alter Industrialhörer vorsorglich Papiertaschentuchstückchen ins Ohr gesteckt hatte (das lindert zumindest den physikalischen Schalldruck), dachte ich, dass sich mein Trommelfell ablösen würde. So wichtig waren Console dann nun auch wieder nicht, als dass ich das riskieren wollte. Vor der Tür hörte sich die restliche Musik dann irgendwie recht langweilig an. Diskogeblubber ohne große Inspiration. Frauenstimmen sind mir zudem eher suspekt, speziell dann, wenn sie so "sanft" rüberkommen. Das restliche Publikum war begeistert, es kam sogar zu Stagedive-Versuchen. Höhepunkt war "14ZeroZero", als kurzzeitig die Scheune brannte und ich noch einmal den Weg in die Halle antrat, mit gebührendem Abstand zur Bühne natürlich. Von ganz hinten ging es ja zu ertragen, insgesamt änderte dies aber nichts an meinem Gesamteindruck, dass ich mein Geld (immerhin 12 Euro) besser hätte anlegen könnten. Ein paar Worte zu den "Rahmenbedingungen": Console sind Stars. Anders ist nicht zu erklären, dass die Scheune rappelvoll war. Vor allem viel junges Gemüse war anwesend. Naja, sind halt Ferien. Warum allerdings so viele Leute reingelassen wurden, dass es rein physikalisch nicht mehr möglich war, dass alle Anwesenden den eigentlichen Veranstaltungsraum betreten konnten, ist mir ein Rätsel. Liebe Scheune-Leute, wenn ihr es nicht hinkriegt, dann male ich Euch gern ein Schild "ausverkauft". Man kann nur hoffen, dass über kurz oder lang das Gewerbeamt dieser Praxis (s. auch khale-Konzert) einen Riegel vorschiebt. Aber wo der schnöde Mammon lockt…

   

Ganz lustig zu beobachten waren vor allem die Haarschnitte der anwesenden Herren. Alles irgendwie so Marke "IchwärsogerneTocotronic". Ein echter Karneval der Scheußlichkeiten. Regelrecht brechreizend. Vielleicht erforscht ja mal ein Soziologenteam den Zusammenhang von Frisur und Musikgeschmack. Console-Konzerte bieten da sicher ein interessantes Betätigungsfeld.

Der Chef ganz hinten war leider etwas weit weg…

 

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