Black Sabbath & Soulfly
Dienstag 14. Juni 2005, Arena Leipzig

Eigentlich zeigt die Erfahrung, dass es wenig Sinn macht, Rock'n'Roll-Legenden Jahre nach ihrer kreativen Hochphase bei einem Reunion-Konzert zu bestaunen. Bisher habe ich mich auch stets geweigert, wenn es darum ging, für Bands wie The Rolling Stones oder weiß der Geier wen, viel Geld auszugeben, um dann eine "Unsere größten Hits"-Show zu erleben, die sich in ihrem Unterhaltungswert nur wenig vom Formatradio-Gedudel unterscheidet. Warum also 50 Euro ausgeben für Black Sabbath? Um den grenzdebilen MTv-Soap-Star Ozzy live zu erleben? Keine Ahnung, aber ich war da, in Leipzigs Arena, denn ich liebe die Musik der Briten.
Das erste, was vor der Halle auffiel, war das hohe Durchschnittsalter der Wartenden. Natürlich gab es auch hier die adoleszenten Kuttenträger, die auf harte Männer machen. In Überzahl waren jedoch in Ehren ergraute Dorfrocker und Bierbauchträger, so dass ich mir wie auf einem dieser unseligen "Radio XY präsentiert die Hits der 60er & 70er"-Festivals vorkam. Zum Glück ist diese Zielgruppe im Durchschnitt eher friedlich, im Gegensatz zu den ebenfalls anwesenden Bikern.
Den Abend eröffneten SOULFLY, das Sepultura-Nachfolgeprojekt von Sänger Max Calvera. Endlich also mal Gelegenheit, diese Combo zu sehen, schließlich mag ich die Brasilianische Trash-Legende schon seit dem "Arise"-Album. Calvera's "neues" Projekt konnte mich jedoch nicht so ganz von den Socken hauen. Zu zerfahren und wüst wirkte das Ganze, in etwa so wie die Frisur des Shouters. Die Hard Rock-Gemeinde konnte zu großen Teilen mit dem recht progressiven Sound nichts anfangen, weshalb auch keine richtige Stimmung aufkommen wollte. Absolutes Highlight des Auftrittes war die Nummer mit Dancehall-Einschlag, zu der ein echter Rastafarian auf die Bühne kam und auch noch die Posaune mit ins Spiel brachte. Super geil!
Nach SOULFLY dauerte es ein Weilchen, bis die Headliner die Bühne betraten. Zuvor wurde das langsam unruhig werdende Publikum mit einem "Best Of"-Medley aus der Konserve beschallt und das in einer Lautstärke, dass ich schon fast die Segel streichen wollte. Die Bässe nagelten mich jedoch am Boden fest. Dann kam endlich der Meister mit seinen Mitstreitern oder sollte man der Gerechtigkeit halber lieber sagen: die Band. So sah es zumindest Ozzy, der sich zwar sichtlich in den Begeisterungsstürmen ob seines Erscheinens sonnte, die Kollegen aber gebührend an der allgemeinen Aufmerksamkeit teilhaben ließ.
Das Set begann mit dem fantastischen "N.I.B." vom Erstlingswerk "Black Sabbath" und die Stimmung war sofort am Siedepunkt. Die ersten Reihen pogten zum sichtlichen Verdruss der altgedienten Rock-Kämpen, die sich im Verlauf der Show ein wenig nach hinten zurückzogen. Sabbath spielten in anderthalb Stunden lauter geniale Stücke (s. Playlist) aus ihren Anfangsjahren, bis auf "Dirty Woman" konnte ich auch sofort alles zuordnen. Ganz besonders erfreute mich die Darbietung meiner persönlichen Favoriten "Electric Furneral" und natürlich "Black Sabbath", zu dessen Aufführung Ozzy sogar die Mundi zückte. Überhaupt Ozzy: Zwar schien der Fürst der Finsternis kein Rückgrat mehr zu besitzen, denn er hüpfte wie ein Flummiball über die Bühne aber das tat seiner Freude am Musizieren keinen Abbruch. So wie bereits auf diversen Live-Mitschnitten festgehalten, erging sich Ozzy darin, mit dem Publikum im Stile von "I wanna see your hands", "Yeah, Common'" und "I can't hear you" zu kommunizieren, ohne dass das wie eine hohle Phrase wirkte. Zwischendurch kam es gar zum Wechselgesang mit dem Publikum und Ozzy entblößte - how shocking! - sein strahlendweißes Hinterteil. Da hatte jemand sichtlich Spaß daran, mit den alten Wegbegleitern, die vorrangig durch auf ein Minimum reduzierte Bewegungen auffielen, auf der Bühne zu stehen. Selbige war ebenso minimal gehalten, die greisen Rocker, schlicht in schwarze Kleider gewandet. Aber die vier Birminghamer haben gezeigt, dass es nicht mehr braucht, um eine Halle zum Kochen zu bringen. Fuck Stones, Dire Straits, Clapton und wie sie alle heißen. Sabbath Rules!

PS: Fotos zu machen war nicht erlaubt. Letztendlich war es aber schwer genug, die Arme zum Klatschen nach oben zu bekommen. Die Arena war absolut voll und es war schweineheiß. Man hat wohl die Lüftung vergessen einzubauen...

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