Eva O. & Monozoid, Samstag 23. September, VL Ludwigstraße Halle

150 Kilometer für ein Konzert durch die Gegend zu fahren, nehme ich nur selten auf mich. Für die Amerikanerin Eva O., bekannt von Super Heroines, Christian Death oder Shadowprojekt stellte sich diese Frage nicht, auch wenn nicht ganz klar war, was uns erwartete.

Nachdem wir eine Weile sinnlos durch Halle gegurkt waren, fanden wir das VL dann doch noch und schon nach kurzer Besichtigung der Lokalität wurde ich etwas neidig. Warum haben wir einen solchen Laden nicht in Dresden? Die Hallenser Szene machte insgesamt einen netten Eindruck, weder alles T-Shirt-Gruftis noch wandelnde Extra-Kataloge. Sogar an der Bar hatte man sich dem Programm angepasst und spielte den ganzen Abend über Joy Division, worüber ich mich besonders freute.

Als Vorband traten die Leipziger Monozoid auf - ein Blick in den Konzertraum ließ mich Schlimmes befürchten - der Laden war recht klein und die Lautstärke fast unerträglich. Ich lauschte also den wavigen Klängen irgendwo zwischen Cure und Fliehende Stürme von der Kneipe aus. Sehr angenehme, handwerklich gediegene Musik. "The next big thing" werden Monozoid aber sicher nicht.

Nach kurzer Umbaupause betrat Eva O. die Bühne, nur bewaffnet mit ihrer Gitarre und begleitet von einem jungen Mann am Keyboard. Was jetzt folgte, war dunkle Singer-Songwriter-Kunst vom feinsten. Evas tiefe Stimme ließ mir regelmäßig Schauer den Rücken herunterlaufen, manchmal erinnerte sie an Diamanda Galas. Sie spielte Stück von Shadow Project, wie den Opener "Static Jesus" und eigene Kompositionen. Auch wenn ich nicht alles kannte, so war das Gehörte doch seltsam eingängig. Die meiste Zeit des Auftritts war ich damit beschäftigt, die Chanteuse zu betrachten, wie sie da stand: Mit ihren 2-Kilo-Liedschatten und den verlängerten Wimpern und den künstlichen Pupillen wirkte sie erstaunlicherweise nie wir hinter einer Maske sondern eigenartigerweise sehr verletzlich. Böse oder cool kam mir Eva O. zu keinen Zeitpunkt vor. Stattdessen konnte man auch als Zuhörer die Emotionen spüren, die sie in ihre Musik steckt. Das macht große Kunst halt aus. Dummerweise fiel das nicht allen auf und so schwatzten einige Schwachmaten dauerhaft während des Konzertes. Zum Glück stand ich recht weit vorn und kriegte das erst am Ende des Auftritts mit. Herr, wirf Hirn vom Himmel! Wenn diese Kasper wenigstens rausgehen würden aber ganz ungestört wird man wohl auf dieser Welt nie sein…

Nach dem Konzert machten wir uns gleich auf in Richtung Heimat, auf Disko hatte ich nach diesem Erlebnis keine Lust mehr.

 

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