Dark:Life:Fest:5
Samstag 8. März 2008, Rock Café, Prag

Per Internet ging die Kunde davon, dass das Festival bereits 16 Uhr starten würde und es stand erst kurz vorher fest, dass ich es überhaupt bis dahin schaffen würde. Kurz nach eins saßen wir im Auto auf dem weg nach Prag, gegen halb vier trafen wir vorm Rock Café ein. Da noch nichts los war, gingen wir erst schnell was Essen, mit dem Ergebnis, dass wir noch an der Einlassschlange standen, als bereits die erste Takte des Deutsch Nepal-Auftritts zu hören waren. Mist…

Warum Lina Baby Doll unbedingt als allererster spielen musste, ist fraglich, das Rock Café war aber trotz der frühen Stunde recht gut gefüllt. Der alte Schwede saß wie immer bestens mit elektronischem Equipment und diversen Bieren ausgerüstet an einem gitarrenförmigen Tisch und absolvierte sein Set ganz souverän ohne jede Ausfallserscheinung. Mit fortlaufender Spieldauer kam er ein wenig ins Schwitzen aber das kann auch an der recht stickigen Atmosphäre im Club gelegen haben. Insgesamt ein sehr angenehmer, entspannter Auftritt von Deutsch Nepal. Das Publikum war leider noch nicht so recht in Stimmung gekommen, deswegen tanzten auch nur einige wenige in den ersten Reihen.

Als nächste waren die Luxemburger Rome an der Reihe, über die ich schon verschiedene Meinungen gehört hatte. Persönlich fand ich den Auftritt "nicht schlecht". Ein Teil des Sets bestand aus eher langweiligem Neofolk - die typische romantische Gitarrenmusik ohne jede Spannung. Daneben zeigten sich Rome aber auch von einer eher rituellen Seite, für die die drei Herren ihre Trommeln bearbeiteten. In diesen Momenten gefiel mir die Band recht gut.

Von den belgischen Empusae wusste ich nur, dass sie auf Hands eine Platte veröffentlicht haben und erwartete dementsprechend die für das Label so typischen Klänge. Zum Glück wurde ich positiv enttäuscht, denn der Sound von Empusae war wesentlich komplexer und abwechslungsreicher. Neben interessanten elektronischen Klanglandschaften kamen auch diskotaugliche Rhythmen nicht zu kurz, so dass auch ausgiebig getanzt werden konnte.

Mit Raison D'Etre kann ich persönlich live nicht allzu viel anfangen, da ich mir diese Art Musik am liebsten daheim im Dunkeln mit Kopfhörern bewaffnet anhöre. Sonst ergibt sich das typische Bild eines Mannes hinter seiner Technik, welches keinen wirklich hohen Unterhaltungswert besitzt. In der Menge stehend und auf die Bühne starrend, kann ich die sehr angenehm schwelgerische Musik nur schlecht genießen.

Ähnlich verhält es sich mit Xabec. Immerhin hatte der mittlerweile in Leipzig ansässige Manuel Richter mit seinen weißen Lichtquadern die Bühne optisch aufgewertet auch macht es Spaß, ihm beim Erschaffen der Klänge zuzuschauen, die nicht aus dem Rechner kommen. Insgesamt gilt aber das oben Gesagte. Der Auftritt im Rahmen des Anne Clark-Konzertes, bei dem ich Xabec erstmalig live sehen durfte, passte vom ganzen Umfeld auf jeden Fall besser zu seiner Musik. Traurig war zudem, dass der Gig von den Betreibern des Rock Café vorzeitig abgebrochen wurde, da gegen 22 Uhr im gleichen Haus eine Theatergruppe ihr Stück spielen wollte und die Lautstärke des Clubs wohl störte. Hoffen wir, dass dies nicht zum Dauerzustand wird, denn dann verliert das Rock Café, einer der dienstältesten Clubs der Stadt, deutlich an Attraktivität.

Trotz des recht frühen Beginns ist das Dark:Life:Fest abschließend als Erfolg einzustufen. Das Publikum kam zum großen Teil rechtzeitig aus den Puschen, von künstlerischer Seite wurden Abwechslung und Qualität geboten, organisatorisch lief alles reibungslos bis auf besagtes Ende.
Kritisch ist vielleicht anzumerken, dass man sich in der ersten Reihe häufig eher wie bei einem Fotoshooting als bei einem Konzert vorkommt. Die Anzahl der professionellen Knipser (zu erkennen an ihren riesigen Kameras) hat überhand genommen. Zudem wurde das Ganze noch mit mindestens einer professionellen Kamera gefilmt. Wahrscheinlich für die anschließende Verwertung. Das ist wirklich ein bisschen zuviel des Guten…

 Bilder

wesentlich bessere Bilder gibt es hier und hier

 

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