Blood Axis, Andrew King, Barditus
20. August 2011, Theaterfabrik Leipzig

Geht man zu einem Blood Axis-Konzert oder nicht, das ist die Frage? Für die Einen ist die Band um Michael Moynihan eine böse rechtsradikale Band, für die anderen einfach Musik. Zu letzteren zähle ich mich. Klar, dass ich über das zum Teil sehr konservative Weltbild des Blood Axis-Bosses weiß aber schließlich mag ich auch NON und ähnliche Konsorten. Meine Weltanschauung haben diese nie geändert, auch wenn ich ihre Musik stets exzessiv gehört habe. Vielleicht haben mich diese Bands aber dazu gebracht, dass ich weder die eine noch die andere Seite im politischen Spektrum für vertrauenswürdig halte, so wie auch Vieles von dem, was sich als "Mitte" geriert. Ehrlich gesagt, ist mir in diesem Zusammenhang politische Korrektheit so ziemlich egal. Wer mich dafür verurteilen will, der tue dies mit bestem Gewissen. Amen.

Nach dieser leider irgendwie notwendigen Vorrede nun zum eigentlichen Geschehen. Das Konzert war für die Theaterfabrik an-, die Nazidemo am Völkerschlachtdenkmal zum Glück abgesetzt und so verirrten sich keinerlei vordergründig an ihrem Verhalten erkennbare Extreme von Rechts oder Links ins ferne Leutzsch und alle Gäste konnten den Abend ungestört genießen.
Als erste standen die unsäglichen BARDITUS auf der Bühne, denen ich vor allem Dank Frontmann Uwe Nolte so überhaupt nichts abgewinnen kann. Manchmal hätte ich mir an seiner Stelle Rummelsnuff auf oder die ganze Band - Nolte wurde von je einem stoisch dahinmusizierenden Schlagzeuger und Gitarristen begleitet - runter von der Bühne gewünscht. Der grenzwertige Humor, der wohl den Freunden beider politischen Lager Honig ums Maul schmieren sollte, dabei aber immer schön im Ungefähren blieb, verleidete mir das Konzert zusätzlich. Musikalisch waren ja durchaus Ansätze da aber die Ausführung verdient nur ein mangelhaft. Man muss sich wohl als Kollektiv noch einig werden, was man überhaupt will bzw. wohin.
Keinen Grund zum Meckern gab es hingegen bei ANDREW KING, der seine Bardengesänge mit vollem Körpereinsatz zu Gehör brachte, vor allem unterstützt von Drummer John Murphy und einem mir namentlich unbekannten Elektroniker. In seinem ausgewogenen Programm brachte King sowohl ruhigere als auch extrem energetische Stücke. Dabei musste der immer korrekt gekleidete Brite sich im Laufe des Konzerts der Heizkraft der Deckenstrahler geschlagen geben, wie auch überhaupt die Temperatur im Raume etwas zu hoch angesetzt schien. Vom Wirken einer Lüftung war nichts zu bemerken.
Trotz dieser Widrigkeiten zeigte sich BLOOD AXIS-Frontmann Michael Moynihan recht cool auf der Bühne, ebenso wie Mitstreiter Robert Ferbrache und David E Williams (Keyboards), Aaron Garlan (Bass), and John Murphy (Percussion). Nur Annabelle Lee an der Geige wirkte anfangs etwas nervös und grantig. Kein Wunder - so oft spielt die Band nicht zusammen. Doch für das Ergebnis mussten sich die Amis nicht verstecken. Idiotischerweise habe ich mir keine Playlist gemacht - doch das Set bot allen Fans etwas, Titel wie das unvermeidliche "Storms Of Steel" und "Eternal Soul" vom Debutalbum "The Gospel Of Inhumanity", "The Hangman And The Papist" aus der Witchhunt-Phase, "Wir rufen Deine Wölfe" als Mitsingehit und selbstverständlich Songs vom aktuellen Album "Born Again", darunter das instrumentelle Titelstück und das großartige "The Path".
Zwei Zugaben, lauter Jubel, null Stress - ein gelungener Konzertabend. Ich möchte das Ereignis erleben, an dem sich so viele bunte Vögel aus verschiedenen politischen Lagern treffen, ohne, dass es zu Ärger kommt. Blood Axis schaffen das und darüber hinaus müssen ihnen auch ihre Gegner bescheinigen, dass ihre Musik eine Tiefe hat, die man bei vielen anderen Bands heutzutage vergeblich sucht. Das mag am "ideologischen Unterbau" liegen oder einfach daran, dass Moynihan und sein Trupp halt keine Agitatoren sind, sondern Künstler mit Leib und Seele. Für mich abgesehen von Hitze und Barditus eines der großartigsten Konzerte der letzten Zeit.

 

Hier noch ein kleiner Nachschlag und hier ein paar Videos.

 

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