Amanda Palmer, Zoë Keating, Battle Circus & Jason Webley
Montag 13. Oktober 2008, Beatpol, Dresden


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Wir erreichten den Beatpol eine halbe Stunde vor angekündigtem Konzertbeginn. Als wir die durch reichlich Security geschützten heiligen Hallen von Dresdens bestem Rockclub betraten, mussten wir feststellen, dass das Konzert bereits begonnen hatte. Naja fast, denn auf der Bühne spielte die zerbrechlich wirkende Zoë Keating bereits Cello. Dessen Sounds speiste sie in ihr elektronisches Equipment, loopte das Ganze, spielte weitere Stimmen dazu und manipulierte Manches per Pedal. Das Ergebnis war eine Musik irgendwo zwischen klassisch und Rock, mal romantisch, schwelgerisch, mal druckvoll. Insbesondere in diesen Momenten erinnerte das Ganze ein wenig an Apocalyptica. http://www.myspace.com/zoecello
Es folgten die ziemlich schrägen Neuseeländer Battle Circus. Die Musik pendelte zwischen elegischem Psychedelic Rock und fettem Heavy Metal. Die Stimme von Sänger Marcel Bellve war für einen Mann untypisch hoch, erinnerte manchmal an Sting, dann wieder an Coldplays Chris Martin und wenn's richtig zur Sache ging an Bruce Dickinson von Iron Maiden. Sehr witzige Mixtur das Ganze und handwerklich großartig. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands störte hier das Keyboard, bedient von Yvonne Wu, nicht, sondern bildete eine gut Ergänzung zum sonst recht rocktypischen Klangbild. In einer durch eine technische Panne bedingten Pause stellte die Dame ihr Können mit einem Pianosolo unter Beweis. Battle Circus haben durchaus das Potential, bekannt zu werden. Der Auftritt im Vorprogramm von Amanda Palmer wird bei diesem Vorhaben sicher behilflich sein. http://www.myspace.com/battlecircus
Als dritter "support" betrat Jason Webley die Bühne, ein Entertainer vor dem Herrn. Der New Yorker entlockte entweder seinem Akkordeon oder der Gitarre energetische "Zigeuner"-Melodien zum mitsingen und mitfeiern. Webley zeigte vollen Stimm- und Körpereinsatz, sein Hut rutschte wie wild auf dem Kopf umher, er stampfte sich den Rhythmus selbst und war auch sonst kaum zu halten. Gegen Ende seines Auftrittes organisierte er noch ein allgemeines Mitsingen - selbstverständlich zu einem Sauflied. Damit auch die Kraftfahrer in den Genuss einer leichten Beschwipsung kamen, hieß Webley das Publikum auf der Stelle drehen und dabei gen Himmel auf den ausgestreckten eigenen Zeigefinger zu schauen. Was soll ich sagen? - Es wirkt! http://www.myspace.com/jasonwebley

Nach so viel Unterstützung durfte dann endlich Amanda Palmer selbst ran. Mit großem Tamm-Tamm und umschwärmt von einer Pantomimentruppe wurde sie auf die Bühne getragen. Der Grund dafür bestand nicht einzig darin, dass die Dresden Dolls-Sängerin besonders geliebt und verehrt wird: Ein Auto hatte in Irland den Fuß der Sängerin überrollt und so humpelte sie an Krücken und mit einem medizinischen Moonboot versehen auf die Bühne. Der Spielfreude von Amanda Palmer tat dieses Pech aber keinen Abbruch. Sie saß hinter ihrem Kurtweil-Piano-Keyboard und sang aus voller Kehle und mit zunehmender Begeisterung, mal wieder in Dresden zu sein. Begleitet wurde sie von einem Geiger und Zoë Keating. Vom Gesamteindruck her gibt es keine allzu großen Unterschiede zu den Dresden Dolls. Auch wenn das Schlagzeug Brian Vigliones fehlt, Amanda haut so in die Tasten, dass das kaum auffällt. Gemeinsam mit ihren Mitmusikern und mehrfach optisch unterstützt durch die Pantomimen absolvierte pretty Amanda eine großartige knapp anderthalbstündige Show, bei der natürlich auch der "Coin Operatet Boy" nicht fehlen durfte. Besonders beeindruckend gestaltete sich jedoch ihre Version vom Lied der Seeräuber-Jenny. In fast akzentfreiem Deutsch und mit einer ziemlich boshaften Energie brachte sie aus Brechts Dreigroschenoper zu Gehör. Das große Finale bildete ein witziges Rumgekasper zu Rihannas Hit "Umbrella", bei dem die mitgebrachten Regenschirme zum Einsatz kamen.
Als Zugabe folgten zwei Coverversionen, zum einen das fantastische "Ein Stuhl in der Hölle" von den Einstürzenden Neubauten, vorgetragen von allen Beteiligten. Den Abschluss bildete Bon Jovis "Living On A Prayer", bei dem Amanda einen inhaltlichen Fehler hervorhob: Während es in der einen Zeile heißt: "It doesn't make a difference if we make it or not", heißt es an anderer Stelle "We make it, I swear!" Ja, was eigentlich? Amanda einfach nur großartig finden? Das nächste Mal wieder zu den Dresden Dolls gehen? Selbstverständlich! http://www.myspace.com/whokilledamandapalmer

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