Anne Clark & Xabec
Samstag 2. Dezember 2006, Lukaskirche Dresden

Als Anne Clark-Fan hat man es nicht leicht. Seit Jahren veröffentlicht die Britin nur noch in großen Abständen neues Material. Sicher, sie hat ihre Gründe dafür, doch wirklich zufrieden geben will man sich damit nicht. Also nutze ich wie so viele andere jede Chance, die Künstlerin live zu sehen auch wenn nicht wirklich etwas Neues zu erwarten ist.

Anfang Dezember war es endlich wieder einmal soweit, Anne Clark trat in Dresden auf. Der erste Abend war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, so dass ein zweites Konzert anberaumt werden musste, welches wiederum recht gut besucht, wenn nicht gar ausverkauft war. Ort des Geschehens ist mittlerweile schon traditionell die Lukaskirche, ein akustisch sehr gutes, im Inneren optisch jedoch an eine Schrankwand erinnerndes Gotteshaus.

Den Abend eröffnete Xabec mit seinen ambienten elektronischen Klanglandschaften. Live wurde das Einmannprojekt von Manuel Richter von einem weiteren Musiker und einer Videoprojektion unterstützt. Xabec wusste musikalisch zu gefallen, wenn auch das Ganze wenig spektakulär wirkte. Mittels Einblendung von Livebildern konnten die Zuhörer verfolgen, wie die Klänge erzeugt wurden, so zum Beispiel durch Kratzen auf Steinen. Besonders interessant fand ich die Verwendung des Schalltrichters, bisher hatte ich diese Art von Raumklangerzeugung noch nie gesehen. Nach gut einer halben Stunde war Schluss - eine angemessene Zeit, wie ich finde, zumal die Klänge auf Dauer auch nicht so fesselnd waren.

Nach kurzer Umbaupause betrat Anne Clark die Bühne und begann nach dem Intro "Acropolis" ohne viel Aufhebens mit dem Stück "Killing Time". Schon hier zeigte sich, dass ich als "alter Fan" wohl nicht so ganz glücklich werden würde. Es dauerte ewig, bevor ich das Stück überhaupt erkannte, was auf die ausufernden Arrangements zurückzuführen war. Wer "Killing Time" kennt, weiß, dass dieses Stück gerade durch seine Sparsamkeit und Kälte beeindruckt. Die zweifelsohne hervorragenden Musiker machten daraus ein symphonisches Stück, das mit dem Original eigentlich nur noch den Text gemeinsam hatte. Und diese Form der Neuinterpretation zog sich durch das ganze Konzert. Ich will an dieser Stelle nicht meckern aber glücklich war ich damit nicht.
So geschah es, dass für mich die Soloeinlage von Rainer von Vielen zum eigentlichen Highlight des Abends wurde. Wie üblich verließ Anne Clark in der Mitte des Konzertes die Bühne um ihren Mitstreitern Platz zur Präsentation zu geben. Rainer nutzte die Gelegenheit, um ein wahres Feuerwerk abzubrennen. Er hirschte über die Bühne wie ein Verrückter und sang dazu sowohl mit normaler als auch mit Kehlkopfstimme. Absolut irre. Das Gesehene hinterließ solch einen gewaltigen Eindruck, dass ich mir im Anschluss gleich die CD des Herren kaufte.
Nach der Pause ging das Konzert wie gehabt weiter. Gegen Ende forderte Anne Clark das Publikum zum Mittanzen auf, was einige wenige dann auch taten. Ehrlich gesagt, ist es nämlich albern, bei energetischer Musik still rumzusitzen...

Fazit. Trotz einiger Probleme mit dem viel zu "virtuosen" Sound war es ein schöner Abend. Die drei, vier neuen Stücke, die Anne Clark spielte, lassen Gutes für die Zukunft hoffen. Die (positive) Überraschung schlechthin war jedoch Rainer von Vielen.

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