Anne Clark
Freitag 28. November 2008, Reithalle Dresden

Erst kurzfristig besorgte ich mir die Karten fürs Konzert, denn eigentlich wollte ich mir das Ganze in der Reithalle nicht antun. Ich mag die Location nicht, die Akustik ist häufig mies und außerdem finde ich, dass das Stehkonzert nicht so recht zur Musik Anne Clarks passt. Wie es dann aber nun mal so ist - letztendlich ging ich doch hin, schließlich bin ich ein großer Fan der Britin.

Leider hab ich vergessen, mir aufzuschreiben, welche Titel sie denn nun spielte; in Erinnerung ist nur geblieben, dass sie eine gute Mischung zwischen Stücken der aktuellen CD "The Smallest Acts Of Kindness" und älteren Klassikern fand. Los ging es auf jeden Fall mit dem fantastischen "If", einer düsteren Zukunftsvision. Ohne viel Ansagen und hallihallo betraten Anne und ihre Band die Bühne und legten los.
Während die neuen Stücke durch die opulente Instrumentierung eher nach CD klangen, zeigten sich die älteren, vorwiegend elektronischen Stücke hier von einer ganz anderen Seite. Die quasi akustische Umsetzung durch die großartigen Musiker von Annes Band - Jann Michael Engel, Niko Lai, Jeff Aug, Murat Parlak und Rainer von Vielen - kitzelte neue Aspekte aus schon tausendmal gehörten Klassikern. Manchmal dauerte es eine Weile, bis ich die erkannte und das ging wohl nicht nur mir so. Unter anderem wurden "Homecoming", "Wallies", "Sleeper In Metropolis" und als Zugabe "Our Darkness" gespielt aber auch Titel wie "Counter Act" und "Selent Prayer".

Der Sound in der Reithalle war wider Erwarten gut. Immer dann wenn die Stücke etwas ruhiger wurden, war jedoch der lästige Grundpegel sinnlos labernder Mitmenschen vernehmbar, was so bei Kirchenkonzerten eher nicht der Fall ist. Stehend kann sich das Publikum offensichtlich nicht konzentrieren, wenn das Stück keinen dominanten Rhythmus hat. Überhaupt - und dies ist auf jeden Fall ein Manko der Lokalität - waren die Besucher sehr dicht gedrängt (denn hinterm Technikpult war sicher kaum noch was zu hören), so dass Bewegung fast unmöglich wurde. Irgendwie gibt es immer auch genügend Leute, die einen Stock im Arsch haben und dastehen als wären sie einbetoniert…

Wie auch immer, in Summe war das Konzert schön. Den Mittelteil bestritt erneut Rainer von Vielen, der einmal mehr zeigte, dass er eine absolute Stimmungskanone ist. Mit seinem mehrstimmigen Gesang und der geradezu halsbrecherischen Art, mit der er durch die Stücke jagt, hinterließ er sicher einigen bleibenden Eindruck auch auf die Zuschauer, die ihn bisher noch nicht kannten.
Das Publikum zeigte sich insgesamt begeistert und wollte Anne Clark und ihre Musiker nicht so schnell gehen lassen. Erst nach zwei langen Zugaben und insgesamt fast zwei Stunden Spielzeit wurden die Künstler von der Bühne entlassen.

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