Elektroanschlag 9
4. und 5. April 2008, Altes Kanonenhaus Altenburg

Der Elektroanschlag gehört zu den kleinen aber feinen Festivals in nicht allzu ferner Umgebung Dresdnes, bei denen ich gern anwesend bin, auch wenn die Musik nicht ganz so mein Geschmack ist.

Am Freitag traf ich rechtzeitig ein, als die erste Band begann, da ich aber noch das Zelt aufbauen und Freunde suchen musste, bekam ich nicht allzu viel mit. Ebensowenig von den nächsten Bands, die mich eher langweilten. Wahlweise ein oder zwei Herren hinter dem Laptop, Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus. Sicher bin ich ungerecht aber leider kann ich dem Ganzen nichts entnehmen. Ist aber auch egal, die Halle war ganz gut gefüllt und die entsprechendenden Interessenten feierten. Bei mir ging die Party erst richtig mit IRM los, dafür umso heftiger. Frontmann Martin Bladh schrie sich die Seele aus dem Leib und litt auf der Bühne, was das Zeug hergab. Dazu gab's schräge Power Electronics Sounds aus der Steckdose und eine energetische Live-Bass-Begleitung. Sähe Martin nicht so nett aus, könnte man regelrecht Angst vor ihm bekommen. Auf jeden Fall geht er bei seiner Performance immer voll aus sich raus und ist dementsprechend am Ende der Show ziemlich fertig.
Das zweite Highlight des Abends stellte dann Genevieve Pasquier da, die ihren ganz eigenen Sound kreiiert. Der hat zwar auch immer etwas von Thorophon aber das darf natürlich nicht verwundern. Ansonsten orientiert sich die Dame eher an liedhaften Strukturen, mal mit 80ies-Einschlag, mal ganz Disko, dann wieder entrückt. Über allem thront die angenehme Stimme Nicoles. Überhaupt ist es ganz angenehm, auch mal eine Dame in der Männerdominierten Szene auf der Bühne zu erleben.
Viel mehr blieb dann vom Abend auch nicht mehr hängen. Zwar schaute ich mir auch noch Loss und S?x Only an - immerhin boten Letztere mit sechs Herren auf der Bühne einige optische Reize - musikalisch fühlte ich mich wieder nicht allzu sehr inspiriert und ich fiel recht zeitig ins Bett, sprich Schlafsack im Zelt.
Nach einer kalten Nacht und einem Kurzbesuch bei meinen Erzeugern schlug ich wieder rechtzeitig zum zweiten Konzerttag auf, der ebenso begann, wie der erste endete. Hängen blieb bei mir der Auftritt von Chrysalide, zwei junge Herren, die als Black Metal-Pandas ordentliche Vocalbeiträge lieferten, während im Hintergrund an Hocico erinnerde Sounds liefen. Naja, ist auf jeden Fall ausbaufähig und der Einsatz der Beiden lobenswert. In Erinnerung blieben auch Stin Scatzor, da sie aus der Menge mit ihren eher EBM-lastigen Sounds herausstachen.
Nach all dem Rhythmus konnt ich The [Law-Rah] Collective richtig genießen, schön langsam und sehr entspannt. Dark Ambient ist zwar nicht grad die ideale Musik für Live-Auftritte aber was soll's. Auch wenn mich der Sound richtiggehend körperlich runterzog, war das Ganze eine sehr angenehme Abwechslung im ewigen Rhythmus-Gehacke.
Sehr lustig war der Auftritt von Aaron Spectre, der soundtechnisch ebenfalls aus dem Rahmen fiel jedoch eher in Richtung intelligente Tanzmusik. Das Ganze wurde immer wieder mit Breakcore- und Jungleeinlagen aufgebohrt; Herr Spectre schüttelte zm Rhythmus kräftig die Rastas und feierte sich und seine Musik. Sehr hübsche Sache.
Das Schlussständchen durften dann Winterkälte spielen und ich entschloss mich, dem Rhythmus nicht mehr zu fliehen, sondern mich auch mal zu bewegen. So tanzte ich im Kreise zahlreicher Mitmenschen und erfreute mich am netten Abschluss des Events. Der anschließend aktive DJ vergraulte mich schon nach wenigen Minuten mit... Rhythmus.

Insgesamt ein sehr schönes Festival auch wenn nicht unbedingt meine musikalische Schiene. Die Leute sind freundlich, sogar mit der Security kommt man gut klar. Das Altenbuger Bier ist OK, zu viel sollte man davon allerdings nicht trinken. Das gibt Kopfschmerzen... ebenso wie zu viel Rhythmus. Nicht sauer sein, R-Reger aber ich wünsch mir einfach mehr Krach!

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